Sonntag, 22. November 2015

Mary Island Das Geheimnis des goldenen Medaillons von Jonathan Philippi




Mary Island Band 2
Klappentext: Im Nachlass der Bibliothekarin Nelly Mata findet sich der seltsame Schmuckstein einer Kette. Der Archäologieprofessor Ingmar Canlehin erkennt es als das fehlende Glied seiner Theorie über den Untergang der Inkas. Rücksichtslos will er sich das Amulett aneignen. Er vermutet dahinter den sagenhaften Schatz der Inkas. Doch dann ist das goldene Medaillon verschwunden.
Immer tiefer verstricken sich Julie, Steven und ihre Freunde in einen Verbrechen, das 1572 begann und noch lange nicht zu Ende ist ...

Altersempfehlung: ab 12 Jahre
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Das Abenteuer geht weiter
Nach der Aufregung um die Visionen des Schamanen John Eagle müssen sich Julie und Steven in diesem Abenteuer einem Kriminalfall stellen, der vor Jahrhunderten stattfand und in den ein weltberühmter Seefahrer verwickelt scheint. Gemeinsam mit dem Indianermädchen Dana und mit dem an den Rollstuhl gefesselten Burt geraten sie in den Sog um das Geheimnis eines goldenen Medaillons. Es stammt aus dem Nachlass der Schulbibliothekarin Nelly Mata, aber gehörte es einst dem letzten König der Inkas, Manco Cápac III? Und wie kommt es nach Mary Island? Liegt hier etwa sein Grab? Das vermutet auch Professor Ingmar Canlehin, der in dem Amulett das fehlende Teil seiner Theorie über den Untergang der Inkas sieht. Zusammen mit den Freunden macht er sich auf die Suche, denn die Kette ist verschwunden. Aber spielt der Professor ehrlich? Den Mädchen kommen Zweifel. Als dann noch der Verdacht besteht, dass es Nachfahren des Inkakönigs gibt, entbrannt die Gier nach dem sagenhaften Gold der Inkas. Steven, Julie, Dana und Burt machen sich auf, die letzte Ruhestätte einer Familie vor Grabräubern zu schützen.
  
Leseprobe:
Willkommen auf Mary Island
Valentine zog die Kappe tiefer in ihre Stirn. Die Sonne brannte auf ihre Schulter. Obwohl sie gut eingecremt war, rieb sie sich mit der Hand über den Rücken, soweit sie die Hände unter die Träger ihres Tops verrenken konnte. Ihr Ausschlag juckte trotz der Medizin auf ihrer Haut. Entschlossen sah sie den steilen Hügel nach oben und entschied, mit dem niedrigsten Gang loszulegen. Das Mountainbike hatte sie zu ihrem 14. Geburtstag geschenkt bekommen. Sie wusste, dass der Drugstore nicht so gut lief und dass ihre Eltern lange darauf gespart hatten. Darum musste sie helfen und so fuhr sie heute Medikamente für ihren Dad aus. Wenn sie die Bestellungen brachte, kauften die Leute wenigsten nicht im Internet und jeder Dollar zählte. Die Sonne meinte es nicht gut mit dem blonden Mädchen. Schweiß glänzte auf ihren Armen, aber sie strampelte tapfer weiter. Gleich nach der siebten Straße ging es etwas geradeaus, dann ein Stück bergab. Dort konnte sie verschnaufen, ehe sie mit Schwung den Anstieg zur elften Straße in Angriff nehmen würde. Sie trat feste in die Pedale und gewann an Tempo.
„Hey, wen haben wir denn da?“
Valentine bremste scharf, um nicht in die Fahrräder von drei Jungs zu rasseln. „Rouwe!“, kreischte sie.
„Ja Baby, ich bin es. Na? Konntest es wohl nicht abwarten, mich wiederzusehen.“
„Ich habe keine Zeit, lass mich durch.“
„Ho!“, machte Rouwe und zwinkerte Christopher Banner und Stanley Bucket zu.
„Mach schon, ich muss Arznei wegbringen und die darf nicht zu heiß werden.“
„Und warum erledigt das nicht dein Daddy?“ Christopher gluckste. „Benzin ist wohl zu teuer, was, Süße?“ Die Kerle lachten. Valentine blickte sich um. Die Häuser waren hinter großen Hortensien und Rhododendronhecken versteckt, zwischen denen mächtige Bougainvilleas blühten. Im Flimmern der Mittagssonne hörte sie vereinzelte Rasensprenger. Die Hitze hielt die Menschen in ihren Gebäuden gefangen: niemand, der ihr helfen könnte. Sie war umzingelt.
„Lasst mich durch!“, rief sie verzweifelt und den Tränen nahe.
„Später“, grinste Rouwe.
„Vielleicht“, ergänzte Christopher Banner.
Obwohl sie wusste, dass betteln nichts half, versuchte sie es dennoch: „Bitte, Nelly Mata wartet auf ihre Tabletten.“
„Das wird doch noch ein Viertelstündchen Zeit haben, oder?“ Rouwe näherte sich ihrem Gesicht. Valentine wich zurück.
„Sieh mal, da hat ein verliebtes Stadtoberhaupt eine Parkbank hinstellen lassen, um mit seiner werten Gattin rumzuknutschen. Ist das nicht romantisch? Man sieht die ganze Straße hinunter zum Hafen und zum Strand und es sind so wunderschöne Blumen hier.“ Die Jungs drängten sie vom Weg ab zur Seite hin.
„Stell dein Fahrrad hierhin, brauchst es nicht abzuschließen, kannst uns vertrauen!“, raunte Christopher Banner. Stanley Bucket grinste wie üblich blöd in der Gegend herum und wackelte mit dem Kopf.
„Nein!“, sagte sie entschieden. „Lass mich los. Oder ich gebe dem Sheriff Bescheid!“
„Oh, Mr. Anderson wäre entzückt, wenn er erführe, wie nett wir hier plaudern“, säuselte Rouwe und änderte seine Stimme augenblicklich: „Setz dich. Mach schon!“ Valentine wand sich, aber ihr blieb nichts anderes übrig, als zu folgen. Während sie sich auf die Bank setzte, fuhr ihre Hand unbemerkt in die Tasche. Sie fingerte nach ihrem Handy, suchte auf dem Display die richtige Stelle und drückte, ohne dabei hinzusehen, einen virtuellen Knopf. Sie hatte es geahnt, früher oder später musste sie auf Rouwe und seine Gang treffen. Jetzt zahlte sich ihre Übung aus, blind auf dem I-Phone den Bildschirm zu bedienen. Gut, dass sie eine Nottaste programmiert hatte. Sie schob das Telefon etwas aus ihrer Jeanstasche und hoffte, ihr Vater konnte hören, was sie sprachen.
„Okay!“, sagte sie laut. „Ihr seid nur zu dritt: Stanley, Christopher und natürlich du, Rouwe. Wo ist euer Boss? Ich meine drei gegen ein Mädchen ist feige. Ohne Harry Miller seid ihr mir gegenüber eindeutig im Nachteil. Was wollt ihr? Mich überfallen? Wollt ihr die Pillen, die ich austrage?“ Nun kreischte sie doch. Sie wollte das nicht, sie durfte keine Schwäche zeigen, doch ihre Angst konnte sie nicht länger verbergen.
„Sch, sch!“, machte Rouwe und legte ihr einen Finger auf die Lippen. Valentine schnappte danach, aber Rouwe konnte ihn rechtzeitig zurückziehen. „Nicht so laut, Süße, du verdirbst die ganze Stimmung.“
Er legte einen Arm um sie. Valentine schüttelte ihn ab. „Fass mich nicht an!“, fauchte sie.
„Oh, das Kätzchen zeigt Krallen.“ Rouwe verschränkte nun die Arme vor seiner Brust.
„Ach ja? Dann pass auf, dass ich dich nicht zerkratze.“
„Hey, Süße, komm schon, es ist doch so romantisch, findest du nicht?“
„Auf der Bank an der siebten Straße Kreuzung Zehnte? Mit dem traumhaften Blick auf den Atlantik? Und was jetzt? Willst du mir sagen, dass du in mich verknallt bist?“
„Schrei doch nicht so! Hey, Girl, du gehst aber ran.“ Die Jungs gluckerten vor Vergnügen.
Zwei Minuten, dachte sie. Wenn jemand zu Hause das Gespräch mitbekommt, ist Daddy in zwei Minuten hier.
„Ich möchte eigentlich eher schweigen. Hier sitzen, eine Cola trinken.“
Stanley reichte Valentine eine Büchse. Er selbst hielt eine Dose Bier in der Hand, nahm einen Zug und rülpste laut.
„Ist das nicht schön, wir beide hier auf dieser herrlichen Bank?“ Rouwe rückte zu ihr auf. Christopher auf der anderen Seite machte deutlich, dass Valentine nicht davonkommen würde.
Eine Minute und vierzig, dachte sie. „Ich mag dich nicht, Rouwe, ich mag weder deine Art noch deine Freunde.“
„Und ich mag nicht, dass du dich diesem deutschen Arsch an den Hals wirfst.“
„Was?“ Valentine sah ihn irritiert an.
„Komm schon, Sweetheart, du weißt genau, wen ich meine.“
„Doch wohl nicht Steven Seidel?“
„Ah!“ Stanley hüpfte herum. Er zeigte auf das Mädchen und rief: „Sie hat den Namen genannt, sie hat den Namen genannt.“
„Spinnt der?“, fragte sie Rouwe.
„Manchmal, wenn die Sonne zu sehr auf seinen Schädel brennt.“
„Also den ganzen Sommer?“
Christopher lachte laut los, verstummte aber augenblicklich, als er den Blick seines Kumpels einfing.
„Reden wir von was anderem. Du magst mich nicht?“
„Nein!“
„Oh das macht nichts, weißt du, wenn du jetzt sagen würdest, wie toll du meine Muskeln findest, müsste ich glatt denken, du wärst eine Schlampe, aber nein du hast Stil, meine Süße. Man muss sich nicht sonderlich mögen, wenn man zusammen ist. Weißt du, man genießt einfach die Zeit.“
„Ja, genau!“, stammelte Stanley. „Mom und Dad streiten sich auch immer, huhu.“
„Verstehe!“, sagte Valentine. Eine Minute dreißig.
„Ist das nicht schön, magst du keine Cola? Nein?“ Rouwe nahm ihr die Dose ab und öffnete sie. Schäumend ergoss sich die dunkle Brause über seine Hände. Er setzte an und trank die Dose in einem Zug leer. Dabei ließ er seine Muskelmasse unter seinem ärmellosen Unterhemd spielen, damit Valentine auch jede Faser seiner Kraft bewundern konnte. Sie versuchte zu lächeln. Rouwe rülpste, seine Freunde johlten.
„Boa!“, machte Stanley Bucket. „Das, das, das war bestimmt ein neuer Rekord. Boa aye, Mann aye! Fünf Sekunden oder so!“
„Los, so einen Elch schaffen wir auch!“, gluckste Christopher Banner und knackte den Verschluss einer neuen Dose. Auch er trank in einem Zug, aber das Getränk lief rechts und links an seinem Mund vorbei, rann klebrig über seine Wange auf seinen Hals und kleckerte sein gelbes T-Shirt voll.
Eine Minute, dachte Valentine. Wie lange kann eine Minute sein?
Christopher zerknüllte mit einem dämlichen Grinsen die Dose in seiner Hand. Mit offenem Mund wartete er auf den Rülpser, der schließlich von tief kam. Die Kerle lachten schallend, Stanley schlug sich auf die Oberschenkel. „Wow! Wow! Wow! So was von abgefahren! Megahammer! Los, ich auch.“ Er angelte sich eine weitere Dose aus dem Rucksack, hielt sie vor sich, fixierte sie wie ein Magier einen Zaubergegenstand, dann erstarrte er plötzlich. Nach wenigen Sekunden hatte er sich gefasst und brüllte: „Scheiße!“ Er warf die Dose dem verdutzen Christopher zu, der sie reflexartig auffing, schwang sich auf sein Fahrrad und strampelte die 7th Street bergab. Christopher sah ihm nach, blickte in Richtung Hafen, warf die Dose zu Rowe und schnappte sich sein Rad. „Wir sehen uns!“ Und weg war er.
Rouwe wollte aufspringen, aber da stoppte schon der Wagen des Sheriffs direkt vor der Parkbank.
Valentine grinste. Das ging ja diesmal wirklich fix, dachte sie.
„Wenn ich dich allein erwische, bist du fällig!“, raunte er.
„Meinst du, du kannst mir Angst machen, du Arschgesicht?“
„Oh ja, du wirst Angst haben. Du wirst verdammte Angst haben, das schwöre ich!“

Über den Autor:
Jonathan Philippi, Jahrgang 1963, schrieb diese Serie für seine Familie. Mary Island ist der erste Band einer siebteiligen Reihe, die das Leben der Auswandererkinder Steffen, Julia und Justus in den USA ein Jahr lang begleiten wird.
Er lebt mit seinen drei Kindern, seiner Frau, einem Hasen, zwei Meerschweinchen und einem Aquarium voller Fische und Urzeitkrebse im Saarland. Beruflich bereist er die ganze Welt, um doch jede Woche nach Hause heimkehren zu dürfen. Die Abenteuer und alltäglichen Umstände in fernen Ländern haben ihn von jeher dazu inspiriert, Geschichten zu erfinden. Was wäre wenn …?
Nachdem er die Schule des Schreibens absolviert hatte, begann er damit, seine Skizzen und Ideen umzusetzen. Das Resultat ist der vorliegende erste Band der Serie, die in langen Hotelnächten entstanden ist.

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