Sonntag, 10. Dezember 2017

„Auch Engel glauben an den Weihnachtsmann“ von Marianne Rauch





Klappentext

Karola kann weder mit der Adventszeit noch mit dem Fest der Liebe viel anfangen. Der ganze Weihnachtsrummel ist ihr ein Gräuel. Weder Kerzenschein noch Tannenduft vermögen die junge Frau in weihnachtliche Stimmung zu versetzen. Und doch spürt sie jedes Jahr, sobald der Heilige Abend naht, eine tiefe Traurigkeit in sich. Um allem zu entgehen, flieht sie in den sonnigen Süden. Nur in diesem Jahr lässt sie sich von Freunden und der Familie überreden, das Weihnachtsfest daheim im Kreise ihrer Lieben zu verbringen. Alle Geschenke sind längst besorgt, nur für Karolas kleine Nichte fehlte noch eine Weihnachtsüberraschung. In der Spielzeugabteilung im größten Kaufhaus der Stadt begegnete die junge Frau einem grauhaarigen Alten, der ihr eigenartig vertraut erschien. Gibt es den Weihnachtsmann etwa doch? Eine Weihnachtsgeschichte für Kinder und Jugendliche, in der die Autorin Gegenwart und Fantasy humorvoll miteinander verknüpft und zum Schmunzeln einlädt.

Leseprobe

….Es begab sich zu einer ganz besonderen Zeit.
Schneeflocken fielen wie kleine Wattebällchen geräuschlos vom Himmel und funkelten wie Diamanten im Licht der Sterne. Sie fielen solange, bis die Erde in unschuldigem Weiß erstrahlte und man hätte denken können, eintöniges Grau wäre mit Puderzucker überzogen worden.
Väterchen Frost verwandelte tausende Regentropfen, die nicht schnell genug von den Dachrinnen der Häuser platschten, in lange Eiszapfen.
Wer im Freien nicht erbarmungslos zitternd frieren wollte, hüllte sich in dicke Jacken, Mützen, Schals und warme Handschuhe.
Frostige Kälte überzog die Gewässer mit dickem Eis und die Menschen klagten über den schneidend kalten Winter, der in diesem Jahr viel zu früh über die Erde herfiel.
Tannen ächzten unter dem Gewicht der weißen Last und auch die Autos erduldeten still ihre eingefrorenen Scheiben sowie vereisten Türschlösser. Glücklicherweise funktionierte der Nahverkehr reibungslos, was angesichts der Schneemassen erstaunlich war.

Nur noch drei Tage bis Heiligabend.
Wollte Karola nicht mit leeren Händen in die leuchtenden Augen ihrer Nichte blicken, wurde es allmählich höchste Zeit!
Die junge Frau zog den Kragen ihrer dick gefütterten Thermojacke noch etwas höher und schlang den Wollschal dreimal um ihren Hals, während sie von einem Bein auf das andere hüpfte.
„Verdammte Kälte“, murmelte sie, rieb sich dabei die Hände warm und sehnte sich die Straßenbahn  herbei.
Warum soll man sich auf besinnliche Tage und das Fest der Liebe freuen, wenn einem der Weihnachtsrummel ein Gräuel ist? Wenn man diese Zeit gar nicht mag und darüber hinaus die Minuten verrinnen wie Sand in der Eieruhr?
Sicher, der 24. Dezember kommt jedes Jahr, man könnte sozusagen diesen Termin frühzeitig einplanen.
Doch wer denkt im September bereits an Schnee, Eis und Weihnachtsgeschenke? Oder gar an den Weihnachtsmann?
Karola jedenfalls nicht.
Überhaupt empfand sie den alljährlichen Kult um das Weihnachtsfest übertrieben und eher belästigend als stimmungsvoll.
Die Advents- und Weihnachtszeit verband sie nicht mit Kerzenschein, bunten Lichtern, Glühwein oder „O du Fröhliche“, sondern mit Schneeregen, nasser Kälte, eisigem Wind, Husten und Schnupfen sowie depressiver Dunkelheit. Karola verfluchte sich.
Warum nur ließ sie sich dieses Jahr auf ein „Familien-Weihnachtsfest“ ein, anstatt wie üblich in den Süden zu flüchten?

***

Menschen strömten die Einkaufsmeile entlang, durch die sich die überfüllte Straßenbahn langsam schlängelte. Dabei schien kaum jemand gemütlich zu schlendern, sondern in Gedanken versunken von Punkt A nach Punkt B zu eilen; bepackt mit prall gefüllten Einkaufstüten.

„Weihnachtsstress“, murmelte Karola, die noch zwei Stationen lang die Gelegenheit nutzte, sich in der Straßenbahn aufzuwärmen, bevor sie sich ebenfalls in das Weihnachtsgetümmel stürzte. Lächelnd dachte sie an ihre Nichte, die nichts sehnlicher erwartete, als den alten Mann mit dem langen weißen Bart, von dem alle sagen, er wäre Santa Claus.
Leuchtende Sterne mit in allen Farben blinkenden Lichtern erhellten die Einkaufsstraße und verzauberten die junge Frau wider Erwarten ebenso wie die glänzenden Kugeln an den Tannenzweigen mit den roten und goldenen Schleifen.
Plötzlich verspürte Karola die tief in ihr verborgene Sehnsucht, die sie in eine ganz besondere Stimmung versetzte. Sie wurde traurig.
Daran änderte auch der verführerische Duft von Glühwein und Rostbratwürsten nichts, der von den Buden des kleinen Weihnachtsmarktes vor dem Kaufhaus zu ihr herüber wehte und in ihrer Nase kitzelte.
Seufzend betrat sie das Kaufhaus, nachdem sie eine Münze in das Körbchen eines als Engel verkleideten Mädchens warf, welches mit glockenheller Stimme „Leise rieselt der Schnee“ sang.

Gleich beim Betreten des Kaufhauses schlug Karola die warme und stickige Luft entgegen. Sie zerrte ihren Schal vom Hals, stopfte Mütze und Handschuhe in ihren Shopper, fuhr mit der elektrischen Rolltreppe in den fünften Stock und steuerte zielstrebig die Spielzeugabteilung an.


Vita
 An vielen Themen verschiedenster Bereiche stark interessiert, legt sich die Berliner Autorin Marianne Rauch auf kein spezielles Genre fest. So zählen Weihnachtsgeschichten ebenso zu ihren Veröffentlichungen wie spannungsgeladene Romane. Neben belletristischen Ausflügen widmet sie sich überwiegend ihrem Gesundheitsmagazin www.gesu-optimal.de. Interessierte Leser finden dort mit ausgewählten Beiträgen Anregungen und Informationen für die Gesundheit und mehr Vitalität. Sobald der Autorin jedoch gesellschaftliche Themen auf dem Herzen liegen, äußert sie sich auf ihrem Blog www.socialposition.de. Marianne Rauch ist überzeugt: Jeder Einzelne vermag, Veränderungen in unserer Welt positiv zu beeinflussen. Eine Erde - unsere Welt.
In der Freizeit liest Marianne Rauch gern ein gutes Buch oder trifft sich mit lieben Freunden. Im Süden Berlins wohnhaft, ist es nur ein Katzensprung zum benachbarten Brandenburg. Dort unternimmt die Autorin gern Spaziergänge oder erkundet mit dem Fahrrad Umwelt und Natur.


Sonntag, 3. Dezember 2017

Bluthochzeit -Fletchers Kampf von Rudolf Otto Schäfer



Die Fantasy-Reihe um den Engländer Fletcher, ausgestattet mit übersinnlichen Kräften. Eine herrliche Mischung aus Krimi und Fantasy, aus Action, Magie und Mystik, getränkt mit bissigem Humor! Begleite Fletcher bei seiner Geisterjagd.

Fletcher, Geisterjäger wider Willen, Alison und der Geisterjunge Tom konnten in Clapham Woods, gerade noch das Leben eines kleinen Jungen retten, da wird Alison von einem Vampir entführt. Ein unheimlicher Fremder gibt Fletcher den Tipp, diesen in Warwick finden zu können. Krank vor Sorgen machen sich die beiden Freunde auf den Weg, dass schier unmögliche zu schaffen und Alison aus den Fängen dieses Wesens zu retten. In Warwick angekommen, trifft unser Duo auf neue Freunde aber auch auf neue Gegner. Fletcher sucht fieberhaft nach dem Versteck des Blutsaugers, denn allen ist bewusst ... Alisons Zeit läuft ab!
Erhältlich bei Amazon als E-Book und Taschenbuch


Leseprobe:
Kapitel 2
Unerwartete Hilfe
»Verfluchte Scheißkarre!« Mit einem kräftigen Schwung warf ich die Motorhaube nach unten. Mit einem blechernen Scheppern fiel sie wieder in das Schloss.
Ich stand zusammen mit Tom auf einem Parkplatz auf der M25 Richtung Windsor und wusste erst einmal nicht mehr weiter. Müde und wütend setzte ich mich auf einen Randstein und starrte stumpfsinnig vor mich hin.
»Na komm schon Fletscher. Der muss nur kurz ein wenig abkühlen und gleich geht es bestimmt wieder weiter«, sagte Tom und deutete mit seiner Hand zum Auto. Mein uralter Audi 80 hatte das hohe Tempo, welches ich einschlug, einfach nicht verkraftet und plötzlich den Geist aufgegeben. Mit dampfender Motorhaube war ich gerade noch auf den Rastplatz zum Stehen gekommen.
Ich schaute Tom an, aber momentan war ich nicht gerade sehr optimistisch. Kurz schloss ich die Augen und ließ die letzten Geschehnisse Revue passieren. Vor kurzem war mir die sonderbare Gabe zuteilgeworden Geister sehen zu können. Warum oder weshalb konnte ich mir beim besten Willen nicht erklären. Ich war noch nie ein sehr religiöser Mensch gewesen und hatte, bis auf ein paar Horrorfilme im Kino, auch nicht das geringste für parapsychologische Geschehnisse über. Tom, der jetzt neben mir stand, hatte als erster Geist zu mir Kontakt aufgenommen und nach einigen
Anfangsschwierigkeiten, waren wir gute Freunde geworden. Durch einen unliebsamen Geist kamen wir beide in große Schwierigkeiten und brauchten professionelle Hilfe. Aber wo zum Kuckuck bekommt man diese her? Im Telefonbuch findet man unter G wie Ghosthunter keinen Eintrag.
Durch puren Zufall traf ich dann auf Alison. Ach Alison ... was soll ich euch sagen? Eine absolute
Traumfrau. Nicht nur ihr Körper, die langen Haare und diese magischen grünen Augen. Nein. Ihre Art zog mich einfach in ihren Bann. Sie konnte Verhalten aus mir herauskitzeln, die ich mir selber nie zugetraut hätte.
Selbst das Rauchen hatte ich für sie aufgegeben. Einfach so, ohne lange zu überlegen. Bisher war ich mir nur nicht im Klaren, ob meine Gefühle einseitiger Natur waren. Ab und zu hatte sie mir schon das Gefühl gegeben, mehr für mich zu empfinden. Dann aber war da so etwas wie eine unsichtbare Mauer gewesen, an der wir beide nicht weiter kamen. Vielleicht Schatten der Vergangenheit.
Naja. Auf jeden Fall war sie mir eine große Hilfe gewesen. Sie besaß einen kleinen Esoterik Laden und hatte gerade auf dem Gebiet der Parapsychologie unheimlich viel Ahnung. Wir drei zusammen schafften also das fast Unmögliche und konnten diese dunkle Bedrohung aufhalten. Dabei kam ich in den Besitz eines Artefakts mit magischen Eigenschaften. Ein hölzerner Richterhammer, der es mir ermöglichte, Geister an Orte zu verbannen, von denen eine Flucht für diese schier unmöglich war.
Kaum aber war dieses Abenteuer überstanden, hatten wir versucht, ein Rätsel in Clapham Woods zu lösen.
Ein kleiner Junge war verschwunden und durch unsere Forschungen vor Ort, konnten wir ihn retten und eine Sekte daran hindern, eine griechische Gottheit für ihre Zwecke einzusetzen.
Als kleines Geschenk für Alison hatte sie nach diesem Vorfall nun auch diese vermeintliche Gabe, Geister sehen zu können. Kaum aber hatten wir uns davon erholt, wurde sie abends auf unerklärliche Weise aus dem Badezimmer entführt. Ein unheimlicher Schattenmann hatte mir daraufhin eröffnet, dass Alison in der Gewalt eines Vampirs war. Sein Name war Absolom. Dieser solle sie in sein Versteck in Warwickshire gebracht haben. Geister, Götter, Dämonen und jetzt ein Vampir. Was nur hatte ich verbrochen, um mich mit solchen Sachen auseinanderzusetzen? Ich setzte mich also mit Tom in mein Auto und gab Gas. Ich wollte so schnell wie möglich Alison finden und wenn irgendwie möglich, aus den Händen dieses Blutsaugers retten.
Wie ich das anstellen sollte, war mir bisher noch ein Rätsel. Mein gesammeltes Wissen über diese
Blutsauger begrenzte sich leider immer noch auf diverse Horrorschinken aus den 80er Jahren. Als
ehemaliger Video Junkie hatte ich natürlich auch Vampierfilme geschaut. Also sollte ich mich auf jeden Fall mit Weihwasser, Knoblauch und einem Holzpflock bewaffnen, wenn ich diesem Absolom gegenübertreten würde.
Das aber war jetzt erst einmal nebensächlich, denn wie ich, mit einem Blick auf mein Auto feststellte, war eine momentane Weiterfahrt unmöglich. Immer noch krochen kleine Dampfwölkchen unter der Motorhaube hervor.
»Hast du vielleicht zufällig noch eine Wasserflasche im Auto?«
Tom riss mich aus meinen Gedanken. Ich schaute auf und schüttelte missmutig meinen Kopf.
»Ne sorry. Daran hab ich leider nicht gedacht. Wusste ja nicht, dass mein Motor den Geist aufgeben würde, nur weil ich einmal ausnahmsweise schneller als 50 Meilen fahren würde.«
»Also ich hab dich mehr als einmal daran erinnert, dass dein Auto die wilde Fahrt wohl nicht lange
mitmachen würde«, sagte Tom.
»Du hast darauf nicht reagiert, sondern weiter mit angespanntem Kiefer und runtergetretenem Gaspedal die Autos vor dir hergescheucht.«
Ich wischte mit dem Arm durch die Luft.
»Weißt du Tom, was ich noch weniger gebrauchen kann als eine Motorpanne?«
»Ne sag an«, gab Tom zurück.
»Deine Klugscheißerei!« Ich wusste natürlich das er Recht hatte, aber die Sorge um Alison hatte mich alle Vorsicht vergessen lassen. Ich wusste gerade nicht weiter und meine Angst um sie wurde
verständlicherweise immer größer.
Ich drückte meinen müden Körper wieder in die Senkrechte und starrte die immer noch qualmende
Blechkarre an. Meine Blicke streiften über den Parkplatz, aber außer uns hatte wohl sonst niemand Lust auf eine kleine Pause. Ein kalter Wind pfiff über den kargen Platz und ich zog den Reißverschluss meiner Jacke ein wenig höher. Ich öffnete die Beifahrertür und setzte mich schräg auf den Sitz. Irgendwo musste doch meine alte Straßenkarte sein. Ich durchwühlte mein Handschuhfach. Alte Schokoriegelverpackungen, ein paar Ersatzsicherungen und ein bisschen Kleingeld. Na hervorragend. Genau das, was ich jetzt gebrauchen könnte, war natürlich nicht zu finden.
»Suchst du was Bestimmtes?«, fragte Tom.
»Meine alte Straßenkarte«, brummelte ich zurück.
»Manche Leute sind ja schon im 21ten Jahrhundert angekommen und besitzen ein Navi«, höhnte Tom.
Mit säuerlicher Miene schaute ich ihn an. Sein Grinsen verflog.
»Schon gut, schon gut. Tut mir leid. Ich habe auch Angst um Alison, aber wenn wir hier Trübsalblasen, können wir ihr auch nicht helfen.
Außerdem weiß ich, wo dein Kartenmaterial zu finden ist.«
»Und das wäre Tom?«, gab ich leicht gereizt zurück.
»Schau mal unter deinem Fahrersitz nach.«
Ich verbog mich, um unter den Fahrersitz mit meiner Hand zu nesteln, und bekam ein Stück Papier zu
fassen. Als ich daran zog, kam die Karte zerknittert und verstaubt zum Vorschein.
»Wie ist sie denn darunter geraten?« Verwundert kratzte ich mich am Kopf. Zuletzt hatte sie Alison noch gebraucht, um unseren Weg nach Clapham herauszufinden.
»Ich habe gesehen, wie du sie, als wir in Clapham ankamen, unter deinen Sitz gestopft hast.«
Tom schien zufrieden mit sich. Ich breitet die Karte auf meinen Knien aus und strich sie ein wenig glatt.
Mein Finger fuhr unsere bisher zurückgelegte Strecke nach und kam an der Markierung für den Rastplatz zum Stehen.
»Wir haben gerade mal die Hälfte des Weges hinter uns gebracht. Mit dem Wagen wären es vielleicht noch eine Stunde Fahrt gewesen.« Ich grübelte, ob es eine Möglichkeit geben würde, unser Ziel anderweitig zu erreichen. Zu Fuß war es viel zu weit und ich hätte das meiste Gepäck hier lassen müssen. Außerdem bräuchte ich das Auto vor Ort. Es war wirklich zum Verrücktwerden. Man konnte das Gefühl bekommen, dass uns irgendeine fremde Macht davon abhalten wollte, an unserem Ziel anzukommen.
Ich haderte noch mit mir selbst, als ich das Quietschen von Bremsen hörte. Überrascht blickte ich auf und sah in Toms Gesicht.
Er wies mit der Hand nach links hinter unser Auto.
»Wir haben Besuch bekommen«, sagte er.
Ich faltete die Karte wieder zusammen und legte sie auf das Armaturenbrett.
Man konnte hören, wie die Autotür des Wagens, der gerade angekommen war, geöffnet wurde und dann wieder ins Schloss fiel.
Es war ja nichts Ungewöhnliches daran, dass jemand auf einem Rastplatz hielt, aber ich war neugierig, ob es jemand wäre, der mir vielleicht mit meinem Autoproblem helfen könnte.
Also stemmte ich mich wieder aus meiner Sitzposition hoch und schaute mir den Neuankömmling an.
Eine junge Frau war mit ihrem Wagen angekommen. Das wars dann wohl mit der Hilfe für meinen Motor.
So wie die Frau aussah, war sie mehr künstlerischen oder filigranen Hobbys zugetan. Sie schien schon eine längere Fahrt hinter sich gehabt zu haben, denn sie dehnte und streckte sich ausgiebig. Ihr kurzes blondes Haar war wirklich auffallend. Es glänzte silbrig im Sonnenlicht. Sie war eher klein und hatte eine entzückende Figur. Als Kleidung hatte sie sich eine Jeans Latzhose ausgewählt. Ein Träger baumelte lässig nach unten. Die Hosenbeine waren hochgekrempelt und die Füße steckten in Ledernden Flip Flops.
Obwohl es nicht gerade sommerlich warm war, bestand ihre Oberbekleidung nur aus einem eng anliegenden weißen Top. Sie ließ noch ein paar Mal den Rumpf kreisen und erblickte mich dann. Sie stockte kurz, hob dann aber die Hand zum Gruß und schlappte zu mir herüber.
Kurz registrierte ich Tom an meiner Seite, der unüblicherweise mal den Mund hielt.
»Hey. Auch kleines Päuschen machen?«, begrüßte mich Blondi.
Vom Nahen sah sie noch attraktiver aus. Ein kleines Stupsnäschen mit ein paar verstreuten Sommersprossen.
Schön geschwungene Lippen und große braune Augen schauten mich keck an.
Sie stemmte die Hände in die Hüften und blickte mich fragend an. Ein wenig erinnerte mich ihre
Ausdrucksweise an Alison und ein Stich bohrte sich durch mein Herz.

Kurzvita:
Rudolf Otto Schäfer wurde 1968 in Lennestadt geboren und ist seit 2013 freier Autor.
Für die Fantasybuchreihe um den Geisterjäger Fletcher hat er bis heute 3 Romane verfasst. Vor kurzem erschien der dritte Band, der Fantasy Serie "Bluthochzeit -Fletchers Kampf-".
Seine Mystery Jugendbuchreihe "Shadow Town" beschreibt die Abenteuer einer Gruppe Jugendlicher in einer amerikanischen Küstenstadt. Bisher erschienen ist Band I "Die Ankunft".
Weiterhin entstand das Kinderbuch »Kiara und das Schimpfmonster«. Vom Alogino Hörbuchverlag München, wurde der erste Band der Fletcher Serie und  "Kiara und das Schimpfmonster" produziert. Momentan wird der zweite Teil der Fletcher Serie "Das dunkle Ritual" vertont. Die aufwendig produzierten Hörbücher können über audible erworben werden.
Er lebt seit 2002 in Unna bei Dortmund.

Sonntag, 19. November 2017

Rowan - Verteidigung der Felsenburg von Aileen O'Grian



Band 2 der Romanreihe um den Magier Rowan
Rowan ist älter geworden, und noch immer wird er von seinem Großvater, dem Magiermeister Bunduar, in die Magie eingeführt. Nach einem Anschlag auf sein Leben auf Burg Wanroe, wird er an die Königshöfe von Cajan und später Llylia geschickt, um auch bei anderen Magiermeistern zu lernen. Dort trifft er seine Freunde Ottgar und Mardok wieder. Doch auch in den Nordreichen ist sein Leben in Gefahr, sodass er großen Mut und sein gesamtes Können benötigt, um sich und seine Freunde zu retten.
Erhältlich bei Amazon, Thalia, Weltbild, Hugendubel, Buch.de und Bücher.de


Kapitel 2

Es wurde dunkel. Rowan konnte kaum noch lesen, da die kleinen Fenster nur
wenig Licht hereinließen. Also klappte er das Buch zu und erhob sich. Er verließ
das Studierzimmer, stieg die steinerne Wendeltreppe hinab und öffnete die Tür, die
in den Turm führte.
Als er ins Freie trat, schoss ein Pfeil haarscharf an seinem Arm vorbei und bohrte
sich in die Tür.
Mit einem Satz sprang Rowan zurück und warf die Tür zu. Vermutlich befanden
sich Angreifer gegenüber dem Turm beim Gesindehaus. Gespannt lauschte er,
doch er hörte nichts. Nach einer Weile zog er seinen Umhang aus, nahm eine
erloschene Fackel, die nachts zur Beleuchtung diente, aus der Halterung und
stülpte den Umhang darüber. Dann öffnete er die Tür einen Spaltbreit und schob
die Fackel vorsichtig hindurch. Sofort schlugen zwei Pfeile in die Tür. Ein dritter
durchbohrte den Umhang und nagelte ihn an der Tür fest.
Rowan ließ ihn hängen, schlug die Tür zu und verriegelte sie. Hoffentlich befand
sich wirklich niemand im Turm. Ein Schauer lief über seinen Rücken. Besorgt
lauschte er und blickte sich suchend um.
Schließlich eilte er die Treppe wieder hoch. Auf jeder Etage zögerte er, ehe er an
der jeweiligen Kammertür vorbeihastete, auch am Studierzimmer im zweitobersten
Stockwerk, bis er oben auf der Wehrplattform stand. Dort verbarg er sich hinter
einer Zinne, damit er nicht gesehen wurde, und pfiff, so laut er konnte, auf zwei
Fingern, um Hilfe zu rufen. Doch keiner antwortete. Anscheinend waren
inzwischen alle im Rittersaal versammelt. Es war Essenszeit. Ob er vermisst
würde? Darauf wollte er nicht warten.
Er kramte in dem Beutel, den er am Gürtel trug, und zog ein Elfenfeuer, einen
Kegel aus Harz, heraus, stellte ihn auf die Mauer und entzündete ihn mit dem
Feuerstein und Zunder. Anschließend sammelte er seine Gedanken, bis sie sich mit
der Geisterwelt verbanden.

 „Sirii, wo bist du? Ich brauche dringend Hilfe!“, rief er den Elfenprinzen, bevor er
das Elfenlied anstimmte.
Es dauerte eine Weile, bis er es surren hörte. Plötzlich wurde der Elfenprinz Sirii
vor seinen Augen sichtbar.
„Hast du dich wieder in Schwierigkeiten gebracht?“, fragte Sirii schmunzelnd.
„Was kann ich dafür, dass mir die Königin nach dem Leben trachtet?“
Fragend zog Sirii seine Augenbrauen nach oben.
„Sie mag mich nicht“, erklärte Rowan. „Ich denke, es sind ihre Leute, die unten
auf die Tür schießen. Wie komme ich jetzt aus dem Turm heraus? Ich habe keine
Lust, hier zu übernachten.“
Sirii lachte. „Soll ich sie verprügeln oder lieber deinen Großvater holen?“
„Der ist sicher im Rittersaal. Es wäre schön, wenn du Bunduar herbeirufst. Ich
weiß nicht, wie lange die Tür die Angreifer abhält. Vielleicht gibt es sogar noch
einen geheimen Eingang in den Turm.“
„Dann beeile ich mich lieber.“ Sirii verblasste wieder. Der Elf konnte sich von
normalen Menschen ungesehen Bunduar nähern und ihn lautlos um Beistand
bitten.
Rowan erschien die Wartezeit ewig, ungeduldig wanderte er hin und her, bis er sich
zusammenriss, sich hinsetzte und versuchte, seine innere Mitte zu finden.
Als er Stimmen hörte, schrak er hoch. Leise schlich er an eine der Schießscharten
und beugte sich hinaus. Vor dem Turm sah er Bunduar, Wilhar und mehrere Ritter
stehen. Sie beratschlagten sich, schließlich ging ein Ritter zur Turmtür und
versuchte, sie zu öffnen. In dem Augenblick ertönten hinter dem
gegenüberliegenden Gesindehaus laute Schreie. Rowan sah, wie zwei Männer
flohen – genau in die Arme des Königs. Die Ritter nahmen sie fest.
Peruan war mit zwei Knappen um das Gesindehaus herumgegangen und als er
zurückkam, trugen die Knappen einen dritten Mann. Sirii hatte gründliche Arbeit
geleistet. Sicher hatte er sich ihnen unbemerkt genähert, sie überrascht und
entwaffnet, bevor sie überhaupt begriffen, dass ihnen ein unsichtbarer, schneller
und gewandter Gegner gegenüberstand.


Aileen O'Grian
Was wäre wenn? - Fantasy als Spiel mit den Möglichkeiten
Seit Jahren schreibe ich aus Spaß am Phantasieren Märchen, Fantasy und
Science-Fiction und habe diverse Kurzgeschichten in Anthologien und
Literaturzeitschriften veröffentlicht.
Den Magier Rowan mag ich so gern, dass ich mir vorgenommen habe, eine
Kurzromanreihe zu schreiben.
Leseproben von mir gibt es auf meinem Blog: http://aileenogrian.overblog.com/

Sonntag, 5. November 2017

Caras Zwölf von Chantel Seabrook


Übersetzerinnen:
Eva Markert und Christina Löw

Titel der Originalausgabe:
Cara’s Twelve

Klappentext:
Aufgewachsen in der rückständigen Provinz Crowthorne, muss Cara eines Tages feststellen, dass ihr Schicksal von einem System bestimmt wird, das ihr verhasst ist, und von einer Göttin, an die sie schon lange nicht mehr glaubt. Da die Thronerbin von Elbia keine Gnade vor den Augen der Göttin findet, wird Cara als Nächste in der Abstammungslinie dazu erkoren, den Platz ihrer Cousine in der Thronfolge einzunehmen.
Aus den zwölf Provinzen kürt der königliche Rat zwölf Beschützer und Gefährten, die der zukünftigen Königin ihr Leben und ihr Schwert weihen. Unter diesen Männern soll Cara ihren Gemahl, den König von Elbia, auswählen. Bevor sie den Thron besteigen kann, müssen sie und ihre Zwölf jede Provinz besuchen und eine heilige Zeremonie durchführen, bei der Caras bisheriges Weltbild völlig auf den Kopf gestellt wird.
Bald merkt sie auch, dass sie nicht jedem ihrer Beschützer trauen kann. Einige wären sogar bereit, sie aus Machtgier als Mittel zum Zweck zu benutzen.
„Caras Zwölf“ ist eine erfrischend andere, romantische Fantasygeschichte über holde Maiden und furchtlose Krieger in einem Land des Mittelalters.
Erhältlich bei Amazon

Leseprobe:

Kapitel 1

Cara unterdrückte einen Schrei. Das glaube ich jetzt nicht. Das kann nicht wahr sein.
„Caralynne, Tochter von Elara.“ Der dunkle Blick des königlichen Ministers der Königin ruhte auf ihr und ließ sie erstarren. „Die Hohepriesterin fordert Euch im Namen der Göttin auf, Euch innerhalb eines Monats am königlichen Hof in der Heiligen Stadt von Annul einzufinden.“
Ihre Knie wurden weich und jedes Gefühl wich aus ihrem Körper. Unter ihrem einfachen blauen Gewand rann Schweiß über ihre Haut.
Der Minister räusperte sich. „Als direkte Nachfahrin der Göttin Annul wurdet Ihr von der Hohepriesterin und dem Rat der Königin zur rechtmäßigen Erbin und zukünftigen Königin von Elbia ernannt.“
Lärm erhob sich im Raum. Ein Chor aus gemurmelten Worten und erschrockenem Keuchen.
Die Worte des Ministers hallten in ihrem Kopf wider, doch sie weigerte sich immer noch, sie zu glauben.
Die Krone wurde von der Mutter an die Tochter weitergegeben. Es war das Blut von Annul, das sie zu Königinnen machte. Cara hatte keinen Anspruch auf den Thron, abgesehen davon, dass ihre Mutter die Schwester der augenblicklichen Königin gewesen war.
„Cara.“ Lord Herron durchbrach das Stimmengewirr und richtete das Wort an sie.
„Ich verstehe nicht.“ Ihre Hände zitterten, während sie sprach. „Die Königin hat eine Erbin. Meine Cousine Maeve.“
Herron seufzte schwer. „Maeve leidet seit einiger Zeit an einer Krankheit. Wir wussten, dass die Möglichkeit bestand –“
„Ihr wusstet es?“ Ihre Stimme war ein heiseres Wispern. Ungläubig riss sie die Augen auf und blickte kopfschüttelnd zu Herrons Brüdern, Reyn und Callion, die zwei ihrer engsten Freunde waren, und dann zu ihrem Vater. Sie hoffte, er würde diesen Vorwurf bestreiten.
Callions Wangen brannten dunkelrot, Reyn konnte ihr nicht ins Gesicht sehen, die schuldbewusste Miene ihres Vaters traf sie bis ins Innerste.
Cara starrte sie an. Ärger brach sich trotz ihres Schocks Bahn.
Herron machte einen Schritt auf sie zu, seine dunklen Augen schauten ernst vor Sorge. „Der Rat hat versucht, Maeves Krankheit so lange wie möglich geheim zu halten in der Hoffnung, sie würde vollständig genesen. Man nimmt an, dass sie am Leben bleiben wird, jedoch –“
„Wenn meine Cousine noch lebt, warum werde ich dann in die Heilige Stadt gerufen?“
Callion, Herrons jüngster Bruder, stellte sich neben sie. Er streckte seine Hand aus und umfasste ihre. In seiner Hand fühlten sich ihre Finger eisig an. Sie wollte sie ihm eigentlich entziehen, aber für den Moment ließ sie es zu, dass seine Wärme und Kraft sie stärkten.
Herron runzelte die Stirn. „Die königlichen Ärzte haben erklärt, dass Maeve unfruchtbar ist. In den Augen von Annul ist sie deshalb von der Thronfolge ausgeschlossen.“
Sie konnte es immer noch nicht glauben und schüttelte den Kopf. „Das macht keinen Sinn. Maeve ist Birkitas Tochter. Sie sollte Königin sein, nicht ich.“
Der Minister hüstelte. „In den Augen der Göttin Annul seid Ihr nun die wahre Tochter der Königin. Ihre einzige lebende Erbin.“
Caras Herz raste, ihr Mund wurde trocken und sie hatte Mühe zu atmen. Sie musste hier raus.
„Nein.“ Sie zog ihre Hand aus Callions und trat einen Schritt zurück. Herrons Gesicht verschwamm vor ihren Augen, sie sah es nur verzerrt durch ein Prisma von Tränen. Cara blinzelte, bis sie seine Züge wieder klar erkennen konnte. „Meine Mutter war Elara und Crowthorne ist meine Heimat. Es ist mir egal, was der Rat sagt. Ich werde nicht hingehen.“
„Du hast keine andere Wahl.“ Das Echo von Herrons Worten folgte ihr, als sie aus dem Saal floh.

Autorin
Chantel Seabrook lebt zurzeit mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in London, Ontario. Sie schreibt leidenschaftlich gern und liest mit Vorliebe Fantasy, paranormale Liebesromane und Science Fiction. Chantel hat einen vierjährigen Abschluss der Western University in Anthropologie.

Sonntag, 22. Oktober 2017

Halloween Anthologie - Jetzt schlägt‘s 13



Bekanntlich sind in der Nacht zum ersten November die Schleier zwischen den Welten hauchdünn. Hexen, Zauberer und andere unheimliche Gestalten treiben ihr Unwesen. Echte und falsche Gespenster fordern ihren Tribut. Merkwürdige Begebenheiten und unheimliche Begegnungen jagen uns einen Schauer über den Rücken.
Absicht oder Zufall? Horror oder Spaß? Wahrheit oder Einbildung? So genau weiß man es nie – die Übergänge sind fließend.
Gruselig, geheimnisvoll, spannend, mysteriös, mitunter auch witzig und frech– so sind die Halloweengeschichten unserer Autoren. Wie viele Geschichten und wie viele Autoren, möchtet ihr wissen? Natürlich sind es 13 an der Zahl! Also: Süßes oder Saures?
Geeignet ab 12 Jahren
Erhältlich im Kelebek Verlag, bei Thalia und bei Amazon.

Jacks Rache - Sascha Zurawczak
Der gefürchtete Jack ò Lantern schwort Rache an den Menschen, die ihn und seinesgleichen
um Halloween gebracht haben.

Gino sieht Gespenster - Marion von Vlahovits
Halloween und ein Hund passen nicht zusammen, oder vielleicht doch?

Die Hütte im Wald - Ines Gollß
Markus ist ein schlechter Verlierer. Mit seinen Freunden argert er Lorenz und freut sich über dessen Angst, doch dann kommt alles anders ...

Halloweenschreck - Annette Paul
Statt fürs Abitur zu lernen würde sich Sophie lieber verkleiden und mit den Kindern
Halloween feiern. Als es klingelt erlebt sie eine bose Uberraschung ...

Nachts - Sandra Bollenbacher
Nachts, allein. Unheimliche Geräusche. Gibt es etwas Schlimmeres?

Ein Missverstandnis mit Folgen - Annika Bützler
Hexe Wanda und Zauberer Abrox konnen sich nicht ausstehen. Das hat Folgen.

Happy Halloween - Sarah Drews

Die Geschwister Emily und Mike freuen sich auf einen Gruselfilm am Halloween Abend.
Doch dann sorgt ein ungebetener Gast für Panik...

Oma Eli -Christina Stoger
Was haben Oma Elli, Halloween, eine schwarze Katze und eine Kürbissuppe gemeinsam?

Funken -Stefanie Miihlenhaupt
Eine böse Stiefmutter und ein geheimnisvolles Armband. Finn und Emma versuchen zu
fliehen ...

Das alte Amulett - Nadja Rehn
Bei einem Schulausflug kauft Elena in einem Trödelladen ein altes Amulett. Zufall?

Allerlei Leckerei - Anathea Westen
Hexenkind Klärchen hat nur unangenehme Erfahtungen mit der Halloweennacht. Neugierig
beobachtet sie das Treiben der Menschenkinder und macht eine erstaunliche Entdeckung.

Das besessene Smartphone - Anne Schmitz
Ein Foto mit dem Smartphone am falschen Ort hat ungeahnte Folgen ...

Spuk im Spiegel - Martina Suhr
Schuldgefühle und Geschwisterliebe sind die Ursache für geisterhafte Begegnungen, die
scheinbar außer Kontrolle sind...

Sonntag, 8. Oktober 2017

DAS ERBE DER BARONE VON HOFSTETTEN, Dritter Teil: DAS PHARAONENGRAB* Aus der REIHE Max und Micha, die Junior-Detektive vom Wolfgangseevon Klaus Kurt Löffler

 
KLAPPENTEXT: 

Die Königsmumie im Mausoleum beunruhigt die Bewohner des Sarazenenschlössl. Max und Micha werden nach West-Theben geschickt, um den früheren Diener der Familie Abdulla nach der Herkunft der Altertümer zu befragen. Als von den Jungen jede Nachricht ausbleibt, befürchten Tessi und ihr Vater, dass den beiden etwas zugestoßen sei, und begeben sich auf die Suche. In el Kurna kann niemand etwas über den Verbleib der Jungen sagen. Sie wollten ein Ausgrabungslager im Tal der Könige aufsuchen, wo Abdulla arbeitet. Dort sind sie aber nicht angekommen, wie der beteuert. Er hilft bei der Suche, die aber erfolglos bleibt. Dann bietet ein Unbekannter seine Hilfe an. Können Vater und Tochter ihm trauen oder geraten sie selbst in Gefahr? Denn den Grabräubern, die ein noch unbekanntes Königsgrab entdeckt zu haben scheinen, ist jedes Mittel recht.
Veröffentlicht als eBook und Print bei Amazon.


Leseprobe

Während Tessi noch überlegte, was sie ihrem Vater von den Gesprächen berichten sollte, trat ein dunkelhäutiger Ägypter in europäischer Kleidung an ihren Tisch und nahm unaufgefordert Platz.
Bevor der Baron dagegen protestieren konnte, kam der uneingeladene Tischgast zur Sache. »Ich sehe davon ab, mich vorzustellen«, äußerte er kalt. »Denn für das, was ich mit Ihnen zu besprechen habe, ist es besser, wenn Sie nicht wissen, wer ich bin ... Ich habe gehört, dass Sie nach dem Verbleib zweier Jungen forschen, die in Ihrem Auftrag unterwegs waren. Ich könnte Ihnen bei der Suche behilflich sein, da ich den - übrigens unfreiwilligen - Aufenthalt kenne. Wir erwarten aber eine Gegenleistung. Im Nachlass Ihres Vaters befinden sich gewisse Gegenstände, die uns gehören und die wir zurückhaben wollen.« 
»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, erwiderte von Hofstetten verwundert. »Ich habe erst vor kurzem das Erbe angetreten und bin noch dabei, die Hinterlassenschaft zu sichten.« 
»Es handelt sich um die Altertümer, die der Botschafter in seinem Hause in einer unterirdischen Kammer verwahrte.« 
»Um darüber Aufschluss zu erlangen, sind die Jungen hergereist! Stammen sie aus einer legalen Quelle?«
»Ihre Frage ist sicherlich nicht ernst gemeint! Eine solche erlesene Ansammlung finden Sie sonst nur im Museum.« 
»Dann gehören sie auch dorthin und an keinen anderen Platz. Ich werde mich nicht an der Verschiebung illegal ausgeführter Altertümer beteiligen, die unrechtmäßig aus einer Grabstätte entfernt wurden.« 
Der Fremde lachte. »Ihre Mitwirkung ist nicht nötig. Wir sind auch so in der Lage, uns wieder in den Besitz der Sachen zu setzen, die der Botschafter für uns verwahrt hat. Von Ihnen erwarten wir nur, dass Sie Stillschweigen über die Sache bewahren. Das liegt übrigens auch im eigenen Interesse. Sie werden kaum daran interessiert sein, dass die Rolle Ihres Vaters bei dieser heiklen Angelegenheit öffentlich bekannt wird.« 
»Das ist richtig! Woher sollen wir aber wissen, dass Sie Wort halten und die Jungen tatsächlich freigeben?« 
»Sie gehen kein Risiko ein. Ich werde vorleisten, damit Sie sehen, dass Sie uns vertrauen können. Ich bringe Sie zu dem Ort hin, an dem sich die Jungen - ich hoffe noch lebend! - befinden.« 
Von Hofstetten wollte wegen des zynischen Einschubs heftig erwidern, als ihn seine Tochter mahnend am Ärmel zog. Er nahm sich zusammen. »Wie lange brauchen wir, um dorthin zu gelangen?«, fragte er stattdessen.
»Ich werde Sie mit dem Jeep hinfahren. Das wird die Sache beschleunigen. Ich muss Ihnen aber die Augen verbinden, weil der Ort geheim ist.« 
»Wieso bringen Sie die Jungen nicht einfach zu uns?«, fragte Tessi.
»Weil ich für meine Sicherheit fürchten müsste.« 
»Sie vertrauen uns also auch nicht?«
»Ich bin Geschäftsmann und wahre nur meine Interessen. Die Übergabe wird in den Bergen im ›Niemandsland‹ stattfinden, sodass ich mich ungehindert entfernen kann.« 
»Und wie kommen wir wieder zurück?«
»Ein paar Stunden Fußmarsch werden Ihnen gut tun! Das gibt uns den Vorsprung, den wir brauchen ... Aber entscheiden Sie sich jetzt, ob Sie auf meinen Vorschlag eingehen wollen. Meine Zeit ist begrenzt.« Mit diesen Worten stand der Fremde auf und machte Anstalten, sich zu entfernen. Dann drehte er sich nochmals um: »Kein Wort zu niemandem«, befahl er. »Sonst betrachte ich unsere Abmachung als erledigt und Sie sehen die Jungen nie wieder.« 
Tessi und ihr Vater erhoben sich verschreckt. »Können wir nicht wenigstens …?«, versuchte von Hofstetten Zeit zu gewinnen.
»Nein!«, unterbrach der Ägypter. »Sie gehen so, wie Sie sind, oder gar nicht. Alles andere wäre für mich ein unnötiges Sicherheitsrisiko.« 
Von Hofstetten sah ein, dass er sich fügen musste und folgte dem Unbekannten ohne weitere Einwände. Tessi zögerte einen Moment, als sie an Ahmeds nächtliche Warnung dachte. War das der vorausgesagte Versuch, sich nun auch der Retter zu bemächtigen, nachdem man schon Max und Micha ausgeschaltet hatte? ... Wohl kaum! Ahmeds Befürchtungen, schienen sich als unbegründet zu erweisen: Dagegen sprach die Tatsache, dass sich der Grabräuber ihnen vor aller Augen im Frühstücksraum genähert hatte. Das wäre wohl kaum geschehen, wenn er ihnen ans Leben wollte. Nach seinen Erklärungen handelte es sich bei der Entführung der Jungen zudem um eine Art Kidnapping, mit dem man sich in den Besitz der Altertümer unter dem Hause des verstorbenen Botschafters setzen wollte. Das war eine plausible Begründung, die den Zugriff auf die Jungen genügend erklärte.
Ein gewisses Risiko blieb. Aber das mussten sie eingehen. Sie durften keinesfalls die Chance, die Jungen zu befreien, aus Überängstlichkeit vertun. Im Übrigen hatte sich ihr Vater bereits entschieden und der Handel galt wohl nur für beide zusammen oder gar nicht.


Klaus Kurt Löffler:
Als studierter Jurist war ich zuletzt als Vorsitzender Richter am Landgericht tätig. Nach meiner Pensionierung habe ich während eines Aufenthalts in St. Wolfgang am Wolfgangsee mit dem Schreiben von Jugendbüchern angefangen. Der Schauplatz und meine beruflichen Erfahrungen wollten es, dass es Detektivgeschichten wurden, in denen die Landschaft eine entscheidende Rolle spielt. Es steht bei mir aber nicht das Verbrechen, sondern das hinter ihm stehende Rätsel im Vordergrund. Denn meine Junior- Detektive lösen ihre Fälle mit Köpfchen.
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