Sonntag, 14. Februar 2016

„Shadow Town: Die Ankunft“ von R.O.Schäfer


Leseprobe aus der Mystery Liebesgeschichte


Das Buch:

Das Leben ist zu Ende! Emily und Harper können es nicht fassen. Bisher in New York aufgewachsen, verfrachten ihre Eltern sie in eine kleine Küstenstadt. Was könnte trostloser sein, als schreiende Möwen und langweilige Hinterwäldler? Doch als sie den umwerfend gut aussehenden Aiden kennenlernen, ändert sich ihre Meinung schnell. Während zwischen Emily und Harper ein Kampf um Aiden entbrennt, lösen ein unheimlicher Todesfall und ein unscheinbares Buch einen Sturm lebensgefährlicher Ereignisse aus.
Erhältlich bei Amazon

Leseprobe:
»Wo sind meine Eltern? Ich muss zu ihnen.« Aiden versuchte sich wieder hochzustemmen,
aber die Hand der Krankenschwester lag immer noch auf seiner Brust. Ohne
Schwierigkeiten schob sie ihn wieder zurück. In seinem Kopf zuckten Schmerzwellen
und plötzlich musste er sich übergeben. Ein Schwall sauer übelriechender Mageninhalt
ergoss sich auf seine Bettdecke. Kraftlos lies er sich wieder in sein Kissen fallen. Die
Schwester tadelte ihn nicht, sondern zog stumm die Bezüge von seinem Bett ab und
holte frische aus einem Schrank, der in seinem Zimmer stand. Aiden blickte stumm an
die Decke. Einerseits hatte er Angst um seine Eltern, aber er schämte sich auch für die
Situation, die gerade entstanden war.
»Es tut mir leid ... ich ...« Weiter kam Aiden nicht. Die Krankenschwester lächelte ihn an
und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Mit sicherer Bewegung bezog sie sein Bett neu. Dann schaute sie auf das Tablett, welches
sie auf seinem Nachtschrank abgestellt hatte.
»Können Sie mir sagen, wie es meinen Eltern geht?« Er blickte sie bittend an.
Nervös blickte sie im Raum umher. Diese Reaktion löste ein unglaubliches Angstgefühl
in ihm aus.
»Dein Vater wird gleich bei dir sein. Er ist noch bei einer Untersuchung, kann aber
gleich zu dir kommen. Es geht ihm so weit gut.«
Aiden seufzte. Wenn sein Vater gleich zu ihm kommen konnte, war alles wohl noch einmal
glimpflich abgelaufen.
»Ich habe dir hier eine Tablette mit Wasser hingestellt.« Die Schwester deutete auf das
Tablett. »Solltest du die Kopfschmerzen nicht aushalten, dann nimm sie.«
Sie schaute ihn noch einmal an und verließ dann das Zimmer.
Aiden drehte seinen Kopf, so dass er aus dem Fenster blicken konnte. Draußen zogen
Wolken an dem ansonsten azurblauen Himmel vorbei. Wann würden seine Eltern wohl
auftauchen? Während er so noch überlegte, fielen ihm die Augen zu und er sank in
einen traumlosen Schlaf. Es war ihm, als hätte er nur kurz die Augen geschlossen, als
er eine Berührung am Arm spürte.
Er öffnete die Augen und schaute in das Gesicht seines Vaters. Um seine Stirn war ein
Verband gewickelt. Sein Dad schien ansonsten unverletzt, aber seine Augen sagten
mehr als tausend Worte.
»Mutter?«, stammelte Aiden.
Der Griff seines Vaters um seinen Arm verstärkte sich. Er nickte nur stumm und Tränen
liefen ihm über das Gesicht. Aiden glaubte, keine Luft mehr zu bekommen. Dann brach
sich die Luft ihren Weg mit einem Schrei.
Nie würde er diesen Tag vergessen. Es war ihm, als hätte jemand ein Stück aus ihm
fortgerissen.
»Kommst du nun oder muss ich doch alles alleine machen?«
Die Stimme seines Vaters riss ihn aus seinen Gedanken.
Er stand immer noch mit den zwei Koffern in der Hand im Zimmer seines Vaters. Dort
auf dem Nachtschränkchen blickte ihn seine Mutter aus einem Bild freundlich lächelnd
an.
»Ich vermiss dich Mum«, flüsterte er leise, dann ging er hinunter.
Sein Vater hatte währenddessen das meiste Gepäck in seinem Wagen verstaut. Er
blickte seinen Sohn an und nahm ihm die beiden Koffer aus der Hand.
»Wie wir abgesprochen haben. Ich melde mich, wenn ich angekommen bin und du meldest
dich, wenn irgendetwas ist. Ich habe dir genug Geld für die Woche auf den
Küchentisch gelegt und genügend Vorräte sind auch da. Tu mir einen Gefallen und geh
nicht zu spät ins Bett.« Er wuschelte Aiden durch das Haar.
Aiden grinste. »Alles klar Dad. Ich bekomm das schon hin. Brauchst dir keine Sorgen
machen.«
Schweigend blickten sie sich an. Kurz sah es so aus, als würden sie sich in die Arme
fallen. Dann aber drehte sich sein Vater wortlos um, stieg in seinen Wagen und startete
den Motor. Er fuhr die Einfahrt rückwärts hinunter, hupte noch einmal und winkte ihm
zu. Aiden hob seine Hand zum Abschied, dann ging er ins Haus.

© Text und Abbildung des Buchcovers: Autor Rudolf Otto Schäfer


Rudolf Otto Schäfer wurde 1968 in Lennestadt geboren und ist seit 2013 freier Autor.

Für die Fantasybuchreihe um den Geisterjäger Fletcher hat er bis heute 2 Romane verfasst.

Weiterhin entstand das Kinderbuch »Kiara und das Schimpfmonster«. Vor kurzem erschien der erste Band, der neuen Mystery Serie »Shadow Town«

Er lebt seit 2002 in Unna bei Dortmund.









Twitter: @fantasyschaefer 

Sonntag, 7. Februar 2016

Maximus und der Herrscher der Zwischenwelt: Rette uns! Von Renate Roy




Maximus führt ein beinahe normales Leben mit seiner Familie auf dem Vamuraischloss. Bis eines Tages der Kopf aus der Zwischenwelt durch das mystische, alte Vamuraibuch mit ihm Kontakt aufnimmt. Das blaue Licht bringt ihn in die Zwischenwelt, wo der Herrscher die Zerstörung der Welt mithilfe der Köpfe auf den Feldern vorbereitet. Chania, die Tochter des Herrschers – das einzige reine Wesen dieser Welt – soll ihrem Vater dabei helfen. Die blauen Tunnel im weißen Raum führen in die fünf Kontinente. Chania und Maximus lernen fremde Länder kennen und verlieben sich ineinander. Was hat es mit den Federn auf sich, die Chania ihrem Vater aus den Kontinenten mitbringen muss? Kann das Rätsel des Vamuraibuches gelöst werden? Wird es gelingen die Welt zu retten?
  
Erhältlich als Taschenbuch und als E-Book bei Amazon.

Leseproben:
Prolog

Vampire existieren nicht! So ein Kinderkram! Denkst du auch so? Na dann hör mir mal gut zu, ich werde dir jetzt eine Geschichte erzählen die dich in zwei Welten einer noch lebenden Vampirfamilie entführen und fesseln wird. Wo du vieles was so passiert in der Welt plötzlich mit anderen Augen sehen wirst. In der du das Universum plötzlich mit anderen Augen betrachtest und es zwischen Himmel und Hölle nicht nur unsere Welt gibt. Ich rede von einer unvorstellbaren Zwischenwelt, in der Wesen gefangen sind, die nicht einmal der Teufel will. Du hast dich sicher schon mal gefragt, warum immer schlimmere Dinge in der Welt passieren. Naturkatastrophen und Unruhen beherrschen die Tagesschau und überfluten eure unbedarften jungen Seelen mit Gewalt, Terror und Einzelschicksalen. Du willst von mir eine kurze schnelle Antwort darauf? Die kann auch ich dir nicht geben. Doch nicht immer ist alles nur Schicksal und Zufall. Verlass deine reale Welt und tauch mit mir in die Geschichte von Maximus dem jungen Vampir ein. Vielleicht finden wir gemeinsam eine Antwort darauf.

Die Zwischenwelt

»Brr ist das kalt hier«, waren meine ersten Gedanken, als ich etwas unsanft landete. Ich fühlte die Feuchtigkeit und die Kälte durch alle Poren meines Körpers und sog mühsam die modrige Luft ein. Mein Kopf brummte und schmerzte. Meine Lippen schmeckten die feuchte Erde. Ich lag auf dem Bauch und wagte nicht mich umzudrehen. Wie war ich hergekommen? Es schien alles so unwirklich.
»Das Vamuraibuch! Das blaue Licht!«, schoss es mir durch den Kopf. Ich hätte wohl besser das Kaminzimmer meiden sollen. Warum war ich nur immer so neugierig? Papa hatte mich doch vor dem Buch gewarnt. Mein Leben war doch eigentlich perfekt gewesen. Papa hatte in meiner Lehrerin eine neue Frau gefunden und ich würde bald ein Geschwisterchen bekommen. Dank meiner entwickelten Spezialcreme, die uns damals schon vor den Vampirjägern gerettet hatte, führten wir ein fast normales Leben, das sich kaum von dem anderer unterschied. Naja, außer dass wir in einem großen Schloss wohnten, gräflichem Ursprung waren und übermenschliche Kräfte hatten. Und dass sich mein Vater, der Graf Vamus immer noch gerne in seine Gruft zurückzog.
Bei diesem Gedanken musste ich schmunzeln und konnte mir selbst in dieser Situation das Grinsen nicht verkneifen. Frau Mairose hatte zwar einiges in unserem Leben verändert, aber alle Marotten meines Vaters konnte auch sie nicht verändern. Ich selber hatte in letzter Zeit viele neue Freunde gewonnen und war eigentlich ein glücklicher Teenager. Was war nur in mich gefahren, die Warnungen meines Vaters zu ignorieren? Er hatte mich noch gewarnt: »Was für die Hexen das Hexenbuch ist, ist für die Vampire das Vamuraibuch. In diesem Buch sind all die Antworten enthalten, die für Vampire wichtig sind. Doch es ist sehr gefährlich, und man muss ganz vorsichtig damit umgehen, weil es lebt und unheimliche Kräfte besitzt.«
Ich fand das alles damals ziemlich spannend. Das Vamuraibuch hatte mich von Anfang an in den Bann gezogen. Selbst als es mein Vater geöffnet hatte und ich anfangs etwas enttäuscht war, weil es nur aus leeren Seiten bestand. Mein Vater hatte mir aber erklärt, dass das Buch erst Sätze schreibt und zu einem spricht, wenn man ihm eine Frage stellt. Er hatte mich gleichzeitig vor den Gefahren des Buches gewarnt, und dass man es nur im Notfall verwenden dürfe. Es könne einem auch Schaden zufügen und dazu bringen, in seine Seiten einzutauchen. Dann würde man in einer Zwischenwelt mit gefährlichen Wesen landen. Er erzählte mir außerdem, dass ein Vampir in dieser Zwischenwelt über keine außergewöhnlichen Kräfte verfügen würde.
Tja und das schien jetzt der Fall zu sein. Ich fror fürchterlich und hatte Angst. Meine Gedanken schwelgten weiter. Wie konnte ich mich nur dazu hinreißen lassen. Das erste Erlebnis mit dem Vamuraibuch war schon einige Zeit her gewesen, aber es war mir nicht mehr aus dem Sinn gegangen. Immer wieder zog es mich magisch ins Kaminzimmer, doch normalerweise betrachtete ich es immer aus sicherer Entfernung. Bis ich eines Tages die Grenze überschritt.
Meine Eltern waren nicht zuhause und wie von unsichtbarer Hand geführt, ging ich ins Kaminzimmer und stand plötzlich ganz nahe neben dem Vamuraibuch. Ich konnte mich der Magie des Buches nicht mehr entziehen. Wie von selbst griff meine Hand in das Regal, wo das Buch lag. Es war so schwer, dass ich es kaum anheben konnte. Ich nahm es, legte es vor den Kamin auf den Boden und betrachtete es zum ersten Mal näher. Seltsame Ornamente zierten den Umschlag und die Blätter waren außen rot gefärbt. Es sah ganz anders aus, als alle Bücher, die ich bisher gesehen hatte. Als es so vor mir lag, konnte ich einfach nicht widerstehen, ich musste es berühren. Meine Hand strich vorsichtig über den dicken Umschlag. Es fühlte sich an wie eine Mischung aus Freude und Leid, Gut und Böse. Es roch alt und modrig. Ich sog gierig an diesem Duft, wie ein Verdurstender an einem Strohhalm. Es machte mich ganz benommen und meine Hand begann leicht zu vibrieren.
Doch irgendetwas hielt mich zurück das Buch zu öffnen. Die Warnungen meines Vaters waren tief und fest in meinem Gehirn verankert. Ich wollte schon wieder das Kaminzimmer verlassen, als aus der Seite des Buches ein Hauch blauen Rauches entwich. Es war als wollte das Buch mit mir Kontakt aufnehmen. Gebannt starrte ich den Rauch an, der sich sogleich wieder verzogen hatte. Zurück blieb ein süßlicher, unwiderstehlicher Geruch, der mich an frisches Blut erinnerte. Genüsslich strich meine Zunge über meine Lippen und meine Vampirzähne fingen leicht an zu zittern. Aber nicht dass ihr jetzt denkt, ich wäre ein blutrünstiger Vampir. Ganz im Gegenteil. Ich hatte mich bisher nur von Tier Blut und Beuteln aus der Blutbank ernährt. Seit ich mit der Spezialcreme eins geworden war, schmeckte mir auch normales Essen. Diese Creme hatte nicht nur unser Leben verändert, sondern sie  hatte uns zu Halbmenschen gemacht, weil wir jetzt tagsüber existieren konnten. Meine Gedanken wanderten zurück zum Vamuraibuch. Nachdenklich starrte ich es an und berührte es erneut. Doch etwas hielt mich immer noch davon ab, das Buch zu öffnen. Ich wollte meine Hand schon zurück ziehen, doch irgendwie klebte sie jetzt am Einband fest. Es war, als ob sich das Buch weigern würde, mich wieder gehen zu lassen. Ich dachte ich träume und schüttelte ungläubig den Kopf.
»Was willst du von mir? Lass mich gehen! «
Dabei versuchte ich mit der anderen Hand die klebende Hand wegzuziehen. Doch es half nichts, das alte Vamuraibuch blieb stur und ließ es nicht zu. Ich fasste neuen Mut, nahm stattdessen die andere Hand um das Buch zu öffnen. Das hätte ich wohl besser lassen sollen, denn ich spürte so etwas wie einen Stromschlag durch meinen Arm und dieser wurde plötzlich ganz schwer und heiss. Anschließend durchfloss mich ein angenehmer Schauer, der sich sogleich in meinen ganzen Körper verteilte. Ein letzter Versuch den Arm zurückziehen scheiterte. Wie von einer unsichtbaren Kraft geleitet, schlug der Deckel des Vamuraibuches plötzlich von alleine auf und das Buch lag geöffnet vor mir. Sanfter blauer Rauch stieg langsam aus dem Buch empor und weil ich den Kopf nach unten gebeugt hatte, stieg mir erneut der süßliche blaue Rauch direkt in die Nase hinein. Hastig und gierig sog ich daran. Ich konnte nicht genug davon bekommen und es machte mich ganz benommen. Noch bevor ich mir über dieses blaue Licht und den Geruch Gedanken machen konnte, begann das Buch plötzlich mit mir zu sprechen: »Ich habe dich erwartet Maximus! Ich warte seit dem Tag an dem du mich zum ersten Mal gesehen hast darauf, dass du mich öffnest! Was willst du wissen?«
Vor Schreck ließ ich den Deckel los, wollte dabei gleichzeitig aufspringen und einen Satz zurück machen, verlor aber mein Gleichgewicht. Ich fiel rücklings um und knallte mit dem Kopf gegen die Couch. Es gab einen dumpfen Schlag und ich hielt mir schmerzerfüllt den Kopf.
»Das gibt es doch gar nicht«, murmelte ich mehr zu mir selbst, »wie kann ein Buch zu mir sprechen?«
Wieder schüttelte ich ungläubig meinen Kopf und starrte erneut das Buch an. Was hatte mir mein Vater letztes Mal gesagt?
»Das Buch lebt!« 
Aber dass es auch noch mit mir sprechen würde, darauf war ich einfach nicht vorbereitet gewesen. Ich krabbelte vorsichtig auf allen Vieren zurück zum Buch und sog erneut gierig den süßlichen Duft des blauen Rauches ein. Ich konnte einfach nicht genug davon bekommen und wurde erneut ganz benommen davon. Wie in Trance begann ich schließlich mit dem Buch zu sprechen. »Ich, ich möchte gern«, stammelte ich noch etwas unbeholfen, fasste dann aber meinen ganzen Mut zusammen. »Die Zwischenwelt, was ist das denn genau? Kannst du sie mir bitte zeigen?«           
Der blaue Rauch reagierte bei dem Wort Zwischenwelt, als hätte er auf diese Frage gewartet und wurde immer heftiger. Ein kalter Schauer durchzog mich und erneut hatte ich das Gefühl fliehen zu müssen. Doch als ich aufspringen und flüchten wollte, bemerkte ich, wie gelähmt ich war. Ich konnte mich nicht mehr von der Stelle bewegen. Gebannt starrte ich auf den blauen Rauch und musste tatenlos zusehen, wie dieser immer heftiger wurde. Dann entwickelte sich aus dem blauen Rauch plötzlich ein sich immer schneller drehendes und immer größer werdendes blaues Loch, das versuchte mich hineinzuziehen. Kraftvoll stemmte ich mich dagegen.
»Nein«, versuchte ich es nochmal mit letzter Kraft und hielt mich verkrampft mit der einen Hand am Boden fest. Mit der anderen Hand ergriff ich panisch ein Stuhlbein. Doch diese unheimliche Kraft zog unaufhaltsam an mir. Ein letzter Versuch. »Ich möchte nicht in diese Zwischenwelt! Ich wollte nur wissen, was sie ist«, probierte ich das Vamuraibuch zu beschwören und zu besänftigen.
Einen Augenblick schien es, als ob der blaue Rauch zögern und sich anders besinnen würde. Doch dann machte sich eine angenehme Wärme in mir breit. Der süßliche Duft betörte mich erneut und machte mich schließlich willenlos. Meine verkrampften Hände gaben nach und ich ließ los. All mein Widerstand war jetzt verflogen und ich fühlte mich plötzlich leicht wie eine Feder. So bemerkte ich erst gar nicht, dass das Buch begann mich aufzusaugen. Der Sog wurde immer heftiger und mein mittlerweile willenloser gebeutelter Körper, wurde wie von einem Staubsauger aufgesogen. Schwindel erfasste mich und bis ich mich versah, verlor ich das Bewusstsein. Das blaue Licht transportierte mich weit weg in diese andere Welt und ich erwachte in diesem düsteren, unheimlichen und kalten Wald.
Mittlerweile hatte ich mich umgedreht, lag auf dem Rücken und starrte auf die düsteren Bäume über mir. Sie bewegten ihre Äste im Wind, als würden sie nach mir greifen wollen und ächzten, als würden sie mich auslachen. Ich bereute, dass ich die Warnungen meines Vaters vor Neugier ignoriert hatte.
Das hatte ich jetzt davon. Mutterseelen allein in dieser düsteren Zwischenwelt, fror ich zum ersten Mal in meinem Leben und machte mir vor lauter Angst fast in die Hose. Schützend umklammerte ich mit den Armen meinen kalten Körper und dachte über mein Leben nach. Was würde mich hier erwarten? Konnte ich irgendwann wieder heim zu meiner Familie? Würde ich jetzt überhaupt noch mein Geschwisterchen kennenlernen, das bald geboren wird?
Verzweifelt blickte ich mich erneut um. Nichts als diese grässlichen Bäume. Ich fühlte mich hilflos und kraftlos und meine Augen blickten müde und angsterfüllt umher. Normalerweise konnte ich mit diesen Augen sehr weit sehen, doch hier in dieser Zwischenwelt nur ein paar Meter. Meine Ohren lauschten den Geräuschen im Wald, doch außer dem Ächzen der Bäume, war es hier still. Keine Tiergeräusche – gar nichts.
Ich hörte mein Vampirherz bis zum Hals schlagen und war überwältigt von meinen eigenen Gefühlsausbrüchen. So etwas kannte ich bisher nicht. Es musste wohl an dieser Zwischenwelt liegen. War ich hier ein normaler Mensch? Fühlen richtige Menschen immer so? Ich war verwirrt und fühlte mich in dieser Welt einfach nur hilflos und kraftlos. Ich war zum ersten Mal in meinem Leben einsam und verlassen. Die Angst schnürte mir den Hals zu. Panisch rang ich nach Luft und sog die modrige und feuchte Luft des Waldes ein. Plötzlich zuckte mein ganzer Körper zusammen.
War da nicht doch ein Geräusch? Ein Hitzewall traf meinen Körper unverhofft und erste Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn. Panisch blickten meine Augen umher, doch niemand war zu sehen.
»Ich muss hier raus, hilft mir denn keiner! Papa wo bist du?«, wimmerte ich hilflos vor mich hin. Und zu mir selbst: »Reiß dich zusammen du Jammerlappen!« Angst vor der Ungewissheit machte sich erneut in mir breit. Und nichts als diese grässlichen Bäume um mich herum. Ich überlegte noch kurz, ob ich die Nacht hier verbringen und erst bei Tageslicht weiterziehen sollte. Doch angesichts des unheimlichen Ortes verwarf ich den Gedanken sofort wieder.
»Reiß dich endlich zusammen«, schellte ich mich erneut selber, »ich bin doch schließlich ein Vampir. Vor was soll ein Vampir denn Angst haben?«
Das stärkte mein Selbstvertrauen – schließlich war ich immer noch ein Wesen der Nacht. Warum also sollte ich in der Nacht in einem Wald Angst haben. Doch irgendetwas stimmte hier nicht. Mein Blick – er war wirklich nicht normal hier. Ich konnte in der Dunkelheit kaum etwas sehen und das machte mir erneut Angst. »Das kann nicht sein, ich bilde mir das alles nur ein.« Ich machte einfach kurz die Augen zu und wollte alles um mich herum wegzaubern. Das war bestimmt nur ein Traum. So, das müsste genügen. Langsam öffnete ich ein Auge nach dem anderen. Doch nichts hatte sich verändert. Immer noch dieser düstere muffelige Wald. Resignation machte sich in mir breit.
In welche Richtung sollte ich denn jetzt gehen? Ich wünschte mich zurück in das Kaminzimmer, zurück zu meinen Eltern. Ich vermisste sie bereits jetzt. Was hatte ich nur getan? Sie machten sich bestimmt  Sorgen. Warum hatte ich nur nicht auf Papa gehört?  Doch es half alles nichts, ich musste irgendwie alleine aus diesem Wald raus kommen. Vielleicht solle ich mich ja einfach in eine Fledermaus verwandeln.
Ich wollte es gerade tun, musste jedoch feststellen, dass nicht einmal das hier funktionierte. »So ein Mist«, grummelte ich jetzt missmutig. Ich würde also als ein normal sehender Mensch, diese Welt erkunden müssen und fühlte mich plötzlich verletzlich. Müde und hoffnungslos machte ich mich auf den Weg. Nach einiger Zeit wurde der Wald lichter und die Sterne spenden mehr Licht. Als der Wald zu Ende war, kam ich an ein Feld. Doch das war kein normales Feld. Es wuchs nichts auf diesem Feld, zumindest nichts Fruchtbares. Und dann fielen mir beinahe die Augen raus. Auf dem Feld ragten Holzpfähle heraus. Und auf diesen Pfählen waren Köpfe aufgespießt, die mich jetzt auch noch anschrien:. »Rette uns! Rette uns!« Mein ganzer Körper zuckte zusammen und ich erschauderte. Wie konnten Köpfe ohne Körper reden und was wollten sie von mir?
»Redet ihr Köpfe mit mir? Was wollt ihr? Das gibt es doch gar nicht!«
Dabei stöhnte ich laut auf und stolperte vor Angst und Erregung über eine Wurzel, die auf dem Weg lag. Ich landete mit einem Satz auf dem Bauch und wagte zuerst nicht aufzublicken. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken. Ganz langsam hob ich den Kopf und rappelte mich auf. Mein Blick fiel erneut auf die Köpfe, die auf den Pfählen aufgespießt waren. Es waren hunderte – nein tausende. Soweit das Auge reichte. Es war unglaublich. Die Köpfe sahen fürchterlich aus und ein Geruch von faulem Fleisch stieg mir in die Nase. Ich rümpfte angewidert die Nase, als die Köpfe erneut riefen: »Rette uns! Rette uns!«
Ich blickte mich um und suchte nach etwas, wovor ich die Köpfe retten sollte,  doch ich sah nichts anderes als diese schrecklichen Felder. Etwas mutiger geworden, ging ich zu einer Gruppe von Köpfen und fragte sie neugierig: »Vor wem oder was soll ich euch denn retten? Es ist doch niemand anderes da. Und überhaupt, ihr seid doch schon alle tot, ihr habt doch keine Körper mehr und kein Herz!« Dabei schüttelte ich angewidert meinen Kopf. »Wer macht denn so etwas Schreckliches, Köpfe abtrennen und dann auf Pfähle stecken?“ 
Redeten die Köpfe wirklich mit mir, oder bildete ich mir das nur ein? Das war doch alles unmöglich.
Erneut schüttelte ich meinen Kopf, als wollte ich meine Gedanken ordnen. Die Köpfe schienen meinen Zweifel zu bemerken und redeten jetzt alle wirr durcheinander. »Der Herrscher«, »Ein schlimmer Fluch«, »Böse Gräueltaten«, »Die Welt wird vernichtet.«
Das war mir jetzt doch zu viel und ich hielt mir die Ohren zu. Darauf war ich nicht vorbereitet gewesen. Ohne nochmals umzublicken, rannte ich entsetzt an ihnen vorbei. Ich lief und lief, vorbei an vielen Feldern, die ich jetzt einfach ignorierte. Ich wollte nur noch weg von diesem grauenhaften Ort,  raus aus der Zwischenwelt. »Warum hilft mir keiner?«, wimmerte ich verzweifelt. Dann waren die Stimmen der Felder verschwunden.
            Mittlerweile waren Graf Vamus und die Gräfin wieder in das Schloss zurückgekommen und suchten ihren Sohn  überall.
»Wo kann er denn nur sein? Er muss doch hier sein!«, meinte die Gräfin zu ihrem Mann. Sie machte sich große Sorgen. Es war ja gleich Essenszeit und das ließ Maximus eigentlich nie aus.
»Es wird ihm schon nichts passiert sein«, versuchte Graf Vamus die Gräfin zu beruhigen, »er ist ja wirklich alt genug um auf sich selber aufzupassen!«
Im Kaminzimmer angekommen, stockte ihm plötzlich der Atem. Er hatte auf dem Boden das Vamuraibuch entdeckt. Es war geöffnet und ein Strahl sanften blauen Rauches strömte heraus.  Hatte Maximus etwa das Buch benutzt? Still und nachdenklich betrachtete er es.
»Maximus wo bist du?«, brüllte Graf Vamus durch das Schloss. Keine Antwort, es blieb still. Der Graf durchsuchte das ganze Schloss nach Maximus. Wieder im Kaminzimmer angekommen, dämmerte es ihm plötzlich. »Er wird doch nicht!«, murmelte der Graf und betrachtete das Vamuraibuch erneut. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Maximus war womöglich mit Hilfe des Buches in die Zwischenwelt gelangt. Jetzt musste er besonders besonnen handeln, denn sein Sohn war in großer Gefahr. Er durfte das Buch auf keinen Fall zuschlagen. Maximus wäre sonst für immer und ewig in der Zwischenwelt gefangen. Und was das bedeuten würde, war Graf Vamus klar. Er erinnerte sich an die Zeit, in der er hilflos dem Herrscher der Zwischenwelt ausgesetzt war. Er wusste, dass es dem jungen Vampir nicht alleine gelingen würde, den Klauen des Buches zu entkommen. Der Herrscher der Zwischenwelt würde sich des kleinen Vampirs bedienen und ihn für seine Machenschaften ausnutzen. Er wagte nicht, den Gedanken weiter zu spinnen und es sich näher auszumalen. Alleine die Bekanntschaft mit diesen bösen Wesen machen zu müssen, würde für seinen Sohn eine schlimme, grausame Erfahrung werden.
»Was soll ich denn nur tun?« rätselte Graf Vamus, »ich kann doch die Gräfin jetzt nicht alleine lassen und mich auf solch ein gefährliches Abenteuer einlassen. Maximus muss eine Weile in der Zwischenwelt alleine klarkommen. Ich kann ihm dieses Mal nicht sofort helfen.«
Er seufzte laut auf. In diesem Moment, kam die Gräfin außer Atem ins Kaminzimmer gelaufen und fand ihren Mann kauernd vor dem Vamuraibuch. Er wirkte auf sie völlig hilflos und verzweifelt. So hatte sie ihren Mann bisher noch nie erlebt.
»Was ist denn los, was ist passiert?«, fragte sie ihn.
»Siehst du dieses offene Buch da?«, meinte er auf das Vamuraibuch deutend, »dies ist das Vamuraibuch. Es ist der Schlüssel zur Zwischenwelt. Maximus befindet sich jetzt in der Zwischenwelt und muss mit den Kreaturen dieser Welt kämpfen. Wir sind zwar auch Wesen der Zwischenwelt, müssen aber nicht in ihr leben. In dieser Zwischenwelt leben alle, die aus der Welt verbannt wurden. Sie sind der Abschaum der Welt. Nicht einmal die Hölle will diese Kreaturen. Erst wenn sich diese Wesen in der Zwischenwelt verdient gemacht haben, dürfen sie in die Hölle. Das Leben dort ist grausam. Du kannst dir das gar nicht vorstellen. Nur ein paar dieser Kreaturen auf der Erde und sie würden alle Menschen, die sich nicht wehren können und zu den Mitläufern gehören, in ihren Bann ziehen. Die Welt würde immer schlechter und grausamer werden.«
Seine Stimme wurde dabei immer leiser. Der Graf erzählte seiner Frau von seinen eigenen Erfahrungen in der Zwischenwelt und wie ihn damals sein Vater gerade noch gerettet hatte. Er war für ihn selber sehr knapp gewesen, doch sein Vater wurde vom Herrscher getötet. Das glaubte zu mindestens Graf Vamus. Vielleicht wurde aus ihm deshalb kein böser blutrünstiger Vampir und er wollte nie wieder in diese Zwischenwelt zurückkehren. Damals beschloss er ein guter Vampir zu werden. Doch jetzt musste wohl er nochmal diese Welt betreten, um seinen Sohn zu retten. Maximus würde sonst für immer und ewig in dieser Welt gefangen sein. Nur er konnte ihn retten und durch den blauen Tunnel mit ihm entfliehen. Doch das würde für Graf Vamus bedeuten, dass er seine Frau und sein bald geborenes Kind verlassen müsste. Im Moment unmöglich. Maximus musste eine Weile alleine klarkommen. Dass das Maximus allerdings prägen und verändern würde, war ihm auch klar. Er wurde abrupt aus seinen Gedanken gerissen. Gräfin Vamus war das plötzlich alles zu viel. »Auf was wartest du? Du musst ihn sofort retten«, schrie sie auf einmal völlig hysterisch und rüttelte wie wild am Arm ihres Mannes. 
»Das geht so nicht«, meinte Graf Vamus sanft und nahm ihre Hand in die seine und legte die andere auf ihr Bäuchlein. »Ich kann dich doch in diesem Zustand nicht alleine lassen. Wir müssen erst abwarten, bis das Baby da ist und es dir besser geht. Es ist sehr riskant in diese Welt einzutauchen. Ich kann dir nicht garantieren, dass ich wirklich mit Maximus zurückkommen werde. Ich kann nur hoffen, dass es mir gelingt.« 
Die Verzweiflung war aus seinen Worten heraus zuhören. Er ließ seine Frau los, nahm das Vamuraibuch vorsichtig in die Hände und legte es auf den Tisch. »Sei mutig Maximus«, rief er in das Buch hinein, »ich werde bald kommen und dich retten!«
War da nicht erneut die Stimme von Papa? Hatte er nicht gerade gesagt, dass ich mutig sein soll und dass er bald kommen würde, um mich zu retten? Wieso konnte ich ihn hören?
»Papa, hilf mir – ich hab fürchterliche Angst! Hörst du mich?«. Doch niemand antwortete.
Ich konnte nicht ahnen, dass Papa gerade in diesem Moment mit meiner Mama aus dem Kaminzimmer gegangen war. So hatte er mein Flehen nicht mehr gehört. Ich schöpfte trotzdem neue Hoffnung. Meine Familie konnte also mit mir durch das Vamuraibuch Kontakt aufnehmen. Sie wussten es nur noch nicht. Irgendwann würde ich wieder bei meiner Familie sein. Papa würde mich bestimmt bald retten. Ich konnte in dieser Situation auch nicht verlangen, dass mein Papa mir jetzt half, denn Mama war kurz vor der Niederkunft und brauchte ihn. Es war schon schlimm genug, dass ich ihnen vor lauter Neugier solche Probleme machte. Ich musste mich eben selber durch dieses Schlamassel kämpfen – ich würde das schaffen!


Renate Roy wurde 1962 in München geboren und lebt dort mit ihren beiden Töchtern Josi und Izi und Hund Reggie. Nach einer erfolgreichen Lehre als Industriekauffrau studierte sie noch Wirtschaftsingenieurwesen und möchte noch ihren Heilpraktiker machen. Sie ist eine sehr vielseitig interessierte, sportliche Leseratte. Die Maximus Bücher sind ihre ersten Veröffentlichungen.


Lese- und Hörproben unter:
renate-roy.de
https://m.soundcloud.com/renate-roy