Die Hexenschülerin
Klappentext:
Carolin und Nick helfen in den 1980er Jahren bei der
Renovierung der Burg Dringenberg. Dabei machen sie einen ungewöhnlichen Fund.
Im Rittersaal sind alte Aufzeichnungen aus der Gründungszeit des Ortes
versteckt. Geschrieben wurden sie von dem Mädchen Clara, die 1322 als
Zwölfjährige mit ihren Eltern in den neuen Ort auf den Berg zog.
Clara hat eine gefährliche Gabe – sie ist hellsichtig und
wird dafür sogar von ihrer eigenen Großmutter verachtet. Aus Angst, als Hexe
angesehen zu werden, versucht Clara ihre Gabe geheim zu halten. Aber sie kämpft
gegen alle Regeln und Konventionen ihrer Zeit an. Sie fühlt sich zerrissen und
unglücklich, denn sie hat Träume, die sich mit dem Frauenbild des
14. Jahrhunderts nicht vereinbaren lassen.
In dem neuen Dorf zieht die geheimnisvolle Odilia sie in
ihren Bann. Odilia ist eine gebildete Frau mit einer völlig anderen
Lebensanschauung. Sie bestärkt Clara darin, ihren eigenen Weg zu gehen. Doch
der ist gefährlich. Odilia gerät bald in den Verdacht, eine Hexe zu sein. Und
auch Clara als ihre Schülerin befindet sich in großer Gefahr.
Die Hexenschülerin ist eine spannende Zeitreise für Mädchen
und Jungen ab 10 Jahren.
Es hat 256 Seiten, darin enthalten sind einige Wissensseiten
zu der Frage „Was ist wahr, was ist erfunden?“
ISBN: 978-3-7357-7920-5
Leseprobe aus Kapitel 10: Geheimnisse und
ein böser Traum
Die Kutsche fuhr durch den dichten Wald. Der Himmel sah bedrohlich
aus, Regen stürzte herab. Jetzt war auch das dumpfe Dröhnen des nahenden
Donners zu hören. Blitze zuckten durch den düsteren Wald. Der Weg war kaum noch
passierbar. Doch die Pferde kämpften sich verbissen voran. Der Kutscher trieb
sie mit der Peitsche an, sie mussten das Dorf erreichen. Sie durften nicht in
diesem Schlammloch stecken bleiben.
Doch plötzlich fuhr ein Blitz direkt in einen Baum. Sofort
fing der Baum Feuer. Er brannte lichterloh und stürzte. Er fiel genau auf die
Kutsche, die unter seiner Kraft zerschellte, als wäre sie ein winziges
Kästchen. Der Kutscher sprang vom Bock und konnte sich gerade noch retten. Er
lag im Dreck, der Regen prasselte weiter auf ihn ein. Die Pferde wieherten
unruhig und versuchten, los zu kommen von ihrer Last, an der sie gefesselt
waren. Sie wollten fliehen. Der Bretterhaufen, der eben noch eine Kutsche
gewesen war, fing Feuer.
„Aaaah!“ Schweißgebadet erwachte Clara.
„Was ist?“, rief Uta, die von Claras Schrei aufgewacht war.
Im nächsten Moment stürzte Dorothea in das Zimmer. Sie erkannte
sofort die Not ihrer Tochter, setzte sich zu ihr und zog sie in ihre Arme. „Was
ist passiert, Clara?“
„Da war eine Kutsche – sie wurde von einem umstürzenden Baum
getroffen. Sie – sie….“
„Es war ein Traum, Clara. Nur ein Traum.“
Clara atmete schwer an der Schulter ihrer Mutter.
Ganz allmählich begriff sie, dass sie sich in ihrem Zimmer
befand, in ihrem Bett. Dass sie diese ganze Szene nur geträumt hatte.
Nur geträumt.
Ihr Atem beruhigte sich langsam. Dorothea strich ihr in
gleichmäßigen, zärtlichen Bewegungen über das lange, rote Haar.
„Nur ein Traum“, wiederholte sie. „Solche Unfälle geschehen
so oft. Vielleicht hast du mal davon gehört?“
„Es war so realistisch“, schluchzte Clara. „Und so – so –
gespenstisch.“
„Ich weiß. Das gibt es. Träume, die einem ganz wirklich
vorkommen. Beim Aufwachen weiß man zuerst gar nicht recht, wo man sich
befindet. Aber dennoch sind es nur Träume.“
„Ja. Nur Träume.“
Clara lachte etwas nervös und befreite sich aus den Armen der
Mutter.
„Geht es wieder?“, fragte Dorothea.
Clara nickte. Sie sah sich um. Im Zimmer war es hell, Clara
konnte alles erkennen, was ihr vertraut war. Das Bett ihrer Schwester und Uta,
die sich wieder hinein gekuschelt hatte. Die Truhe an der einen Wand und der
kleine Hocker. Die Mutter, die mit langen, zerzausten Haaren auf ihrem Bett
saß. Draußen war es noch dunkel, nur der Mond schien direkt in ihr Fenster.
„Deshalb ist es so hell hier“, meinte sie. Sie sprach es laut
aus, einfach um ihre eigene Stimme zu hören, die sie ein weiteres Stück in die
Wirklichkeit führte.
Dorothea folgte ihrem Blick. „Ja, es ist Vollmond. Viele Menschen
träumen gerade dann schlecht, sagt Cäcilia.“
Clara nickte. Ihr Atem war jetzt wieder ganz ruhig.
Es war nur ein Traum.
Zur Autorin:
Rotraud Falke-Held wurde 1964 in Bad Driburg geboren.
Schon in der Grundschulzeit entdeckte sie die Freude am
Schreiben.
Doch zunächst absolvierte sie eine solide kaufmännische
Ausbildung und kann heute auf eine 20jährige Berufstätigkeit zurückblicken.
Nach der Geburt ihrer Kinder - in den Jahren 2000 und 2001 –
gab sie ihre Berufstätigkeit auf. Sie begann, sich spannende Geschichten
auszudenken – zunächst nur für ihre eigenen Kinder.
2009 erschien ihr erstes Kinderbuch „Der kleine Bär Tapp“ im
Monolith Verlag.
Seither sind einige Kinder- und Jugendbücher von ihr
erschienen, altersmäßig wachsen die Geschichten mit dem Alter ihrer eigenen
Kinder.
Rotraud Falke-Held lebt mit ihrem Mann, zwei Kindern und der
Hundedame Cacy in Büren.
Homepage: www.rotraud-falke-held.de
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