Klappentext AUSSEN
Katja und Julie, Fans einer US-Serie, die in Vancouver, auch Hollywood North genannt, gedreht und produziert wird, haben sich in einem Serien-Forum kennen gelernt. Gemeinsam sind sie auf dem Weg nach Vancouver, in der Hoffnung, ihre Stars einmal aus der Nähe zu sehen. Eine zufällige Entdeckung in einem Baum, direkt neben dem Studiogelände, scheint Julies Leben komplett umzukrempeln. Wird sich Julies Traum erfüllen, oder wird es ein Traum bleiben? Ein spannendes Buch für junge Erwachsene, die noch träumen können und wollen
Besonderheit : Englische Dialoge
Liebesroman ab 14 +
Erhältlich als E-Book bei Amazon und Thalia und als Taschenbuch.
Leseprobe
Auf der linken Straßenseite, ein paar Meter hinter dem Tor, entdecke
ich einen Stoß Baumstämme, schön übereinander gestapelt und die einzige
Sitzgelegenheit weit und breit. Lag der neulich schon hier? Auf der anderen
Seite, zwischen all den parkenden Autos, bemerke ich direkt neben den Gleisen
einen kleinen verschlossenen Trailer, der gestern definitiv noch nicht da
stand. Ob dort Kostüme drin sind? Vielleicht all die roten T–Shirts oder die
blauen Jacken von Cale?
Fast halb acht, stelle ich nach einem Blick auf mein Handy fest. Mich fröstelt es ein wenig. Mist, ich hätte eine wärmere Jacke anziehen sollen. Noch immer klopft mein Herz wie wild vor Nervosität. Die müssen doch bald mal Feierabend haben, oder?
Fast halb acht, stelle ich nach einem Blick auf mein Handy fest. Mich fröstelt es ein wenig. Mist, ich hätte eine wärmere Jacke anziehen sollen. Noch immer klopft mein Herz wie wild vor Nervosität. Die müssen doch bald mal Feierabend haben, oder?
Vorsichtig setze ich mich auf einen der Baumstämme, lasse
meinen Fuß ungeduldig auf und ab wippen und kann nur hoffen, dass die
darunterliegenden nicht ins Rollen geraten. Das wäre mit Sicherheit ein Höllenlärm
und ziemlich unangenehm für mich.
Der Platz ist ideal, niemand kann mich auf Anhieb sehen, trotzdem
müssen alle an mir vorbei, sollten sie da vorne auf dem Parkplatz, ein
Stückchen weiter, geparkt haben. Falls nicht, so werde ich in jedem Fall
mitbekommen, wenn durch diese einsame Straße irgendein Auto davon fährt.
Was werde ich tun, wenn er gleich an mir vorbeigeht? Ob ich vor Aufregung wie angewurzelt auf diesem Baumstamm hocken bleibe, ihm nur stumm hinterher starre? Was in Gottes Namen könnte ich sagen, sollte ich überhaupt den Mut haben, ihn anzusprechen?
Was werde ich tun, wenn er gleich an mir vorbeigeht? Ob ich vor Aufregung wie angewurzelt auf diesem Baumstamm hocken bleibe, ihm nur stumm hinterher starre? Was in Gottes Namen könnte ich sagen, sollte ich überhaupt den Mut haben, ihn anzusprechen?
Mit einem Mal höre ich Stimmen, die sich nähern. Es sind
lachende Männerstimmen, die nicht mehr allzu weit entfernt scheinen. Ich kann
nicht einmal einschätzen, wie viele es sind. Mein Herz klopft zum Zerspringen.
Verdammt, was für eine aufregende Situation. Ich bedanke mich noch einmal ganz herzlich
bei mir, für diese überaus bescheuerte Idee.
Da kommen sie, drei sind es. Sie scherzen miteinander, haben
offensichtlich eine Menge Spaß. Ich mustere sie für den Bruchteil einer Sekunde
unauffällig, senke dann schnell meinen Blick, um an meinem Schuh herum zu fummeln,
als wäre dort etwas nicht in Ordnung. Es ist schon peinlich genug, sich alleine
auf dieser unbelebten Straße herumzutreiben. Kann sich doch jeder denken, was
ein einsames Mädel hier will, oder?
Endlich sind sie vorbei, ein Glück. Die drei Typen haben ihr
Gespräch nicht einmal unterbrochen, haben mich einfach ignoriert. Beruhigt atme
ich auf, und so etwas wie Erleichterung macht sich in mir breit. Bestimmt
irgendwelche Mitarbeiter oder Komparsen. Ich habe sie gewiss niemals zuvor in
einer der Cales Creek Episoden
gesehen. Tatsächlich entspanne ich mich ein wenig, als sie in einen Combi einsteigen
und davonfahren. Energisch stehe ich auf, irgendwie finde ich nicht mehr die
nötige Ruhe zum Sitzen. Ausserdem sollte ich in Bewegung bleiben, um nicht noch
mehr zu frieren.
Ende August, die Sonne verabschiedet sich nun eher, die Tage
werden kürzer. Ich schlendere die Straße weiter geradeaus, bestimmt zum dritten
Mal, seit ich in Vancouver bin. Eine merkwürdige Gegend, die mich an abgelegene
heruntergekommene Industriegebiete in Deutschland erinnert. Auf der linken
Straßenseite, etwa zweihundert Meter hinter dem Parkplatz endet die Straße mitten
auf dem Vorplatz einer Firma. Eine Transport oder Logistik Firma, schätze ich. Jedenfalls
läuft man geradewegs auf mehrere nebeneinander liegende Beladungsrampen zu,
deren Rolltore verschlossen sind. Verwunderlicherweise steht das Haupttor
sperrangelweit offen, sodass man problemlos hindurchspazieren kann.
Ich nehme an, dieses Tor ist mit Absicht offen, ansonsten
hätten LKW's in dieser engen Straße mit dem Wenden so ihre Schwierigkeiten. Ob
es sich um eine Sackgasse handelt, oder es eventuell hinter dieser Firma eine
geheime Durchfahrt gibt, frage ich mich nicht zum ersten Mal. Suchend drehe ich
mich um meine eigene Achse, kann aber nichts dergleichen auskundschaften.
Wie oft habe ich abends hier herumgelungert, in der Hoffnung
ihn einmal zu sehen, doch bisher bin ich nicht dahinter gekommen, warum die
Straße an dieser Stelle endet und es offenbar keine Ausfahrt gibt. Wäre in
jedem Fall praktisch für genervte Schauspieler, die nach Hause wollen, ohne an
geifernden Fans vorbeizumüssen. Das schlechte Gewissen nagt, aber mein Wille
ist zu stark. Nebenbei bemerkt, bin ich in dieser verlassenen Gegend der
einzige Fan weit und breit. Es gibt wohl nicht so viele Verrückte, die es bis
hierher, nach Burnby, einem Stadtteil Vancouvers, direkt bis vor die Berfort
Filmstudios schaffen.
Auf der gegenüberliegenden Seite der beiden Straßen, die nur
durch die Bahngleise getrennt sind, wartet Katja im Auto auf mich. Von hier aus
kann ich sogar das weiße Dach unseres Mietwagens erkennen. Ob ich zurückgehen
soll? Irgendwie tut sich hier nichts und es ist bereits nach acht. Langsam wird
es frisch und ziemlich dämmrig. Ich kann gleich sowieso nichts und niemanden
mehr erkennen, jedenfalls nicht ohne Fackel oder Taschenlampe. Dummerweise habe
ich weder das eine, noch das andere dabei.
Plötzlich entdecke ich auf dem Parkplatz, direkt vor der
Lagerhalle dieser Logistikfirma, ein kleines Wiesenstück mit einem einzigen
Baum mitten drauf. In der Baumkrone bewegte sich etwas helles, ich habe es
genau gesehen. Schon denke ich nicht mehr ans Aufgeben und gehe zielstrebig auf
den Baum zu. Einige Meter davor werde ich langsamer, ducke mich lauernd, denn
ich will das Tierchen nicht erschrecken. Ich kann nicht genau erkennen was es
ist, dazu ist es einfach schon zu finster in der Baumkrone. Ich sehe nur ein
Stück weißes Fell, was ich schon ziemlich außergewöhnlich finde, für ein
scheinbar wildes Tier.
Ich schleiche näher heran, sehe nach oben, versuche es zu
locken, doch es rührt sich nicht. Mit einem Mal knallt in der Nähe laut
krachend ein Tor zu, und wie vom Blitz getroffen springt das kleine Etwas vom
Baum, rast blitzschnell über den Parkplatz, um sich unter eines der parkenden
Autos zu kauern. Ich folge ihm, hocke mich neben den schicken, schwarzen Jeep,
einem Chrysler Dodge Yukon, unter dem es verschwunden ist.
Vorsichtig luge ich unter das Auto. Es sitzt direkt hinter
dem linken Vorderrad. Zwei ängstliche, funkelnde Augen starren mich an. Beruhigend
rede ich auf das kleine Fellknäuel ein, doch es rührt sich nicht.
»Sorry…«, räuspert sich plötzlich jemand hinter mir, »…anything
wrong with this car?« Noch in der Hocke, auf dem Boden kauernd, bemerke ich
eine Gluthitze in mein Gesicht steigen. Diese Stimme kenne ich. Wie gut, dass
es schon einigermaßen dunkel ist.
Behäbig und mit wild klopfendem Herzen richte ich mich auf,
drehe mich starr vor Schreck und etwas steif in den Knien um. Ich habe seine
Stimme sofort erkannt, was kein Wunder ist, wenn man jede Serienepisode geradzu
inhaliert hat, noch dazu im Original, nur mit englischen Untertiteln. Mein
Englischlehrer sagte einmal, dadurch lernt man Fremdsprachen am besten. Nun,
hätte ich gewußt, dass die Gelegenheit es zu testen, schneller kommt als
erwartet, hätte ich mich deutlich besser vorbereitet.
Mein Magen fühlt sich an wie frisch durch einen Fleischwolf
gedreht. Trotz meiner acht Zentimeter Absätze muss ich ein wenig nach oben
sehen, um sein erstauntes und zudem ungeduldig dreinblickendes Gesicht erkennen
zu können. Mir gelingt es kaum seine Augen zu fixieren, die ich selbst in
dieser Dämmerung noch atemberaubend finde. Viel zu sehr bin ich damit
beschäftigt, meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen.
»Ehm, sorry, is this your car?«, frage ich kaum vernehmbar
und lächle ihn scheu an. Er nickt bloß, starrt mich unumwunden an. Kann es
wirklich wahr sein, dass sich dieses kleine Viech ausgerechnet seinen Wagen
aussuchen musste, um darunter zu verschwinden? Er mich zu allem Überfluss
ertappt, während ich daneben hocke? Verlegen senke ich meinen Blick.
»Oh, don't worry – your car is okay, but – there's something
hiding beneath it«, stammle ich, und finde sowohl mein Englisch, wie auch meine
Stimme fürchterlich.
»Something…?«, wiederholt er in eigenartig sarkastischem
Tonfall, gerade so, als ob er mir nicht glauben würde.
Ich halte mich für eine überaus ehrliche und direkte Person, worauf ich sehr stolz bin. Nichts auf der Welt verabscheue ich mehr als Lügerei, weswegen ich leicht zur Furie werde, wenn man mir nicht glauben will. Und es ist offensichtlich, dass er mir nicht glaubt.
Ich halte mich für eine überaus ehrliche und direkte Person, worauf ich sehr stolz bin. Nichts auf der Welt verabscheue ich mehr als Lügerei, weswegen ich leicht zur Furie werde, wenn man mir nicht glauben will. Und es ist offensichtlich, dass er mir nicht glaubt.
»An animal, yes! I saw it fleeing under your car. Obviously, the loud noise just a few
seconds ago scared it«, gebe ich ihm etwas störrisch zu verstehen. Er
blickt mich derweil absolut unbeeindruckt an, stumm, als überlege er, was er
mit mir anstellen soll. Sein Blick macht mich noch nervöser, als ich es ohnehin
bin, weswegen ich hastig weiter rede.
»Actually,
it was sitting here still, right behind the left front wheel, just a second
before you came.« Ich bin zu übersprudelnd, viel zu hitzig und hasse
mich in diesem Moment dafür. John nickt und lächelt belustigt, als hätte ich
nicht alle Tassen im Schrank.
»An animal,
really…«, wiederholt er skeptisch, »…okay now, what kind of creature are we
talking about? Maybe a fox, a bear, or was it even – a werewolf?« Er
grinst mich herausfordernd an, aber ich kann über seinen derben Humor gerade
gar nicht lachen. Dazu bin ich viel zu aufgeregt.
»No, a
rather smaller one. I wasn't able to recognize exactly what kind of animal it
was. It's too dark. And it was very quick. Maybe a cat? Anyway, what I saw was
a flash of white fur.« Vielsagend grinse ich ihn an, und bemerke
überraschenderweise eine eigenartige Ruhe in mir, die mich etwas forscher auftreten
lässt. Mit einem Mal verändert sich seine Mimik. Sein Blick wirkt düster und
mißtrauisch.
»Just tell
me – what are you doing in this secluded area? Looking for alley cats?«,
fragt er geradeheraus, runzelt dabei seine Stirn und sieht sich mit einer
ausladenden Handbewegung auf dem Parkplatz um. Ich schlucke bestürzt und sende
ein Stoßgebet zum Vater aller Eingebungen, er möge mir schnell eine der
glaubwürdigsten herunterschicken. Zögernd zeichne ich mit meinem Fuß imaginäre
Kreise in den Kies.
»I was here
for – ehm – just for a little walk, you know. And then there was the animal,
sat in the treetop right over there. Then came the loud 'bang!' which
frightened it. It ran right under your car at hyperspeed. That's all –
really.« Ich versuche möglichst unschuldig dreinzublicken, doch er grinst mich
argwöhnisch an.
»Just a
little walk – in this boondocks, huh?« Er klimpert ungeduldig mit dem
Autoschlüssel in seiner Hand. Er hat Recht. Die Umgebung ist nicht gerade eins
der schönsten Fleckchen in Vancouver.
»I don't believe you…«, sagt er ziemlich direkt, dreht sich
auf dem Absatz um und geht einen Schritt auf die Fahrertür seines Wagens zu.
»Please
wait. You might injure it – this animal, I mean. Let me tell you the
truth – please«, flehe ich, denn ich will unbedingt vermeiden, dass er dem
armen Tier womöglich etwas antut, falls es noch immer ängstlich unter seinem
Wagen kauert. John dreht sich langsam zu mir um.
»Okay, then proceed – but quick. I'm in a rush«, sagt er in
leicht ironischem Tonfall und grinst selbstzufrieden.
Ute Köhler erblickte 1966 das Licht der Welt,
wuchs in Düsseldorf auf, zog nach Neuss um, und landete letztlich in Dormagen,
wo sie mit ihrem Mann, drei Söhnen und einer Katze in einem kleinen Vorort,
zwischen den Großstädten Köln und Düsseldorf, lebt.
Neben dem
Schreiben, was sie am meisten interessiert, arbeitet sie als
Chemisch-technische Assistentin an der Uni Düsseldorf, und zumeist in den
Abendstunden als Yoga & Pilates Trainerin, weswegen das Schreiben zu ihrem
Leidwesen oft zu kurz kommt.
Der BROT-JOB
muss leider sein.
Ute Köhler verfasst unter dem
Pseudonym Jutie Getzler (ein Kunstname, zusammengesetzt aus Name und
Mädchenname) zumeist Liebesgeschichten für junge Erwachsene. Aber auch
Krimikomödien und Kinderbücher sind in Planung.
Ihr Debutroman *10 Tage in
Vancouver* erschien im Juli 2016 im Bookshouse Verlag. Dem vorangegangen
publizierte sie in Eigenregie den Kurzroman *Ein Traum in Hollywood
North*, der mit seinen englischen
Dialogen einzigartig ist.
Ihr Traum: Einen Bestseller landen
und nach Curacao auswandern.
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