Sonntag, 24. Januar 2016

Verflixtes Liebesgeflüster von Veronika Aretz


Klappentext Band 4:
Die vierzehnjährige Nadine hat nun endlich die beiden anderen Hüter des Trigonischen Friedenskristalls im Schlepptau, um ihren Freund Rido, den Roboter-Wolfs-Jungen, wiedererwecken zu können. Doch auf den Planeten der Sieben-Welten-Galaxie herrscht das blanke Chaos und zu allem Überfluss verweigert sich auch noch der Kristall Nadines Wünschen.
Mit Rido im Gepäck suchen die Freunde einen Spiegelpalast auf, damit der Stein dort wieder aufgeladen werden kann. Der Weg dahin birgt jedoch eine Menge Gefahren und außerdem wartet auf Nadines Heimatplanet eine böse Überraschung …
Das Finale der Verflixten-Bücher-Serie. Ein atemberaubendes Abenteuer um den Frieden der Sieben-Welten.
Erhältlich bei Amazon oder über den Verlag.



Leseprobe Verflixtes Liebesgeflüster

Nadine landet mit ihren Freunden auf einen Planeten der Sieben-Welten. Anstatt dass dort Friede herrscht, ist rund um den Freunden das Chaos, ja, sie werden sogar bedroht.


… dann lacht der Bärtigste der Bärtigen. „Los, sag schon, für wen stimmt ihr?“ Um seinen Worten mehr Respekt einzuflößen, stößt er mir seinen borstigen Besen in den Bauch.
„Hä?“, antworte ich ein bisschen neben der Spur.
„Zeig deinen Zettel! Was hast du angekreuzt?“, versucht es jetzt eine Frau – die übrigens ebenfalls einen Bart trägt, wenn auch nur einen kleinen, und mir mit einem Wischmob vor dem Gesicht herumfummelt.
„Was für einen Zettel?“, frage ich und stoße den blöden Mob zur Seite. Ist doch berechtigt, oder? Ich meine nicht den Stoß des Wischmobs, sondern die Frage, weil mit Zetteln hantiert wird wie im Mittelalter. Seit einem halben Jahrtausend gibt es hier kein Papier mehr. „Ich bin sauber, nimm das Ding endlich weg!“
Aber meine Antwort hat leider zur Folge, dass die Bauern uns von allen Seiten mit ihren Kampfutensilien stoßen.
Ricky, die inzwischen aufgesprungen ist und nun doch wieder weiß, wozu ihre Beine gut sind, stupst mich mit dem Ellbogen an. „Nimm doch deinen Kristall-Dingsda und mach sie platt!“, schlägt sie vor.
„Hab ich doch schon“, flüstere ich zurück. „Aber er macht nichts.“
„Ist er kaputt?“, fragt Yannik.
„Keine Ahnung.“
In Gedanken versuche ich noch einmal, eine Illusion heraufzubeschwören, aber nicht einmal eine Maus erscheint zur Abschreckung. Die Wände um uns herum sehen auch schon ziemlich blass aus, als ob sie nicht mehr lange Mauer spielen wollten.
„Tsss, er hat einfach keine Power mehr“, stellt Ricky sachlich fest.
Ich starre das Mädchen an, ohne auf die drängenden Rufe der Bauern zu achten. Hat mein kleiner Freund wirklich keine Energie mehr? Bisher habe ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht, woher er die Kraft nimmt und all diese Erscheinungen herbeiillusioniert. Ehrlich gesagt, war es mir sogar egal, solange er nur etwas tat, was ich gerade brauchte. Aber jetzt kann er nicht einmal mehr die Mauern halten.
„Hör sofort auf!“, befehle ich dem Trigonischen Kristall beinahe hysterisch. Wenn mein kleiner Freund ohne Energie ist, kann ich Ridos Auferstehung gleich vergessen!
Immerhin – die Mauern verschwinden augenblicklich. Gerade noch kann ich erkennen, wie Motte, Beth und Benar von den Halbwüchsigen abgeführt werden. Aber meinen verzweifelten Ausruf deuten die Bärtigen so ziemlich falsch.
„Wir hören erst auf, wenn ihr die richtigen Kreuze auf euren Zetteln vorzeigen könnt“, sagt der Bärtigste und grinst.
„Hier – ich hab noch einen Zettel!“, ruft Ricky. Sie kramt in ihrer Jeansjacke, bis sie schließlich einen Kassenzettel vom Discounter hervorzieht. „Ist der gut?“
Die Frau wischt Ricky gleich mit ihrem Wischmob durch die Haare, während der Bärtigste der Bärtigen sich am Kopf kratzt, weil er offenbar mit dieser Art Zettel so gar nichts anfangen kann.
„Willst du uns auf den Arm nehmen?“, keift sie. „Los, zeigt uns eure Wahlzettel!“
Oh – es ist Wahlkampf!
Zuerst sehe ich Ricky an, dann Yannik. Und obwohl uns der Ernst der Situation bewusst ist, prusten wir los. Die bärtige Bauern-Mannschaft wirbt um Stimmen!
Das erste Mal stehen diese hochzivilisierten Leute vor einem Wahlkampf und versuchen nun, alle Menschen, denen sie begegnen, schlagkräftig von ihrer eigenen Partei zu überzeugen! Ich fasse es einfach nicht! Obwohl mir dämmert, dass sie bisher nicht wirklich gelernt haben, demokratisch zu denken … Setz mal ein spielendes Kind auf den Chefsessel einer großen Firma – du wirst sehen, es kommt das Gleiche heraus.
„Das ist also eure Wahlkampf-Strategie …“, beginne ich, weil mir das Stoßen mit den Gerätschaften nun doch ziemlich auf die Nerven geht. „Ist ja sehr überzeugend.“
„Rede keinen Stuss!“, faucht der Bärtigste und hält mir ein Papier unter die Nase, auf dem ich ein armseliges Kreuzchen mitten in einer endlosen Reihe von Namen entdecke. „So muss das aussehen! Und jetzt zeigt endlich eure Zettel!“ Er kommt näher und durchforstet meine Taschen.
„Du wirst nichts finden“, versuche ich zu erklären. „Wir sind gerade erst angereist. He, das hat nichts mit dem Wahlkampf zu tun! Gib das her!“
Der Bärtigste hat Ridos Chip aus meiner Hosentasche gezogen. Als ich sehe, wie interessiert er ihn betrachtet, steigt mir das Blut in den Kopf. Auch Yannik neben mir wird unruhig. Hat er mir nicht klar gemacht, wie wertvoll dieses kleine Teil ist? Darauf sind die kompletten Daten der Sieben-Welten gespeichert, selbst einen Mega-RG II vom Typ Superblitz mit der Option, schneller zu sein als ein Blitz, kannst du damit basteln. Du kannst sogar die Anleitung zum Fliegen lesen, aber wahrscheinlich legst du dann trotzdem eine Bruchlandung hin, denn das hat selbst Rido nicht richtig hinbekommen.
Rido! Wenn der Bärtigste der Bärtigen mir den Chip wegnimmt, ist der Roboter-Wolfs-Junge verloren! Wie soll ein Roboter ohne Daten existieren? Und vor allem, wie soll ich ihm das erklären?
Doch je mehr ich mich bemühe, nach dem Chip zu greifen, desto schneller geht der Bärtigste der Bärtigen rückwärts. Schließlich pieken mich die Spitzen einer Mistgabel in den Bauch und ich kann ihn nicht mehr erreichen.
Mir schießen die Tränen in die Augen. „Gib es mir zurück! Ich mach auch alles, was ihr sagt!“, schluchze ich. Dummheit muss bestraft werden. Aber eigentlich ist es Ridos Schuld, er hätte ja nicht sterben müssen.
„Zeig mal her, Jaco! Ich will sehen, was das ist!“, ruft ein bärtiger Bauer mit einem Bartzopf. Weitere Bärtige versuchen, ihm den Chip aus den Händen zu reißen, aber es ist die bärtige Frau, die ihn einen Moment später siegessicher in ihrer Hand hält.
„Ich bekomme das, das ist dir doch hoffentlich klar, Jaco?“, triumphiert sie. Mit dem Stiel ihres Wischmobs stößt sie energisch auf den Boden.
„Natürlich, Selya. Aber ich hab’s mir doch selbst noch nicht …“
„Es gehört mir! Ihr könnt es mir nicht so einfach ab­nehmen!“, schreie ich. „Das ist Diebstahl! Ich rufe die Staatsdiener!“
Jetzt ist es an den Bauern, kräftig zu lachen. Darf ich raten? Es gibt keine Polizei …

 Veronika Aretz wurde 1963 in Aachen geboren, hat Grafik-Design studiert und arbeitet seit 2001 als Selbstständige. Mit ihrem Mann lebt sie in der Nähe von Aachen, ihre drei Kinder sind zum größten Teil schon ausgezogen und studieren. Seit dem Jahr 2000 trainiert sie ehrenamtlich Kinder im Schwimmverein ihrer Heimatstadt.

Durch die Unzufriedenheit ihrer ältesten Tochter über schlechte oder wenig interessante Kinderbücher ist sie Anfang 2000 zum Schreiben zurückgekehrt. Seitdem hat sie mehr als 40 Sach- und Kinderbücher geschrieben.
Bisher veröffentlicht hat sie die „Verflixte-Buch-Serie im Editia Verlag und alle anderen im Eigenverlag (VA-Verlag), der Indie-Autoren mit E-Book und schönem Cover unterstützt. So sind dort auch alle Bücher der „Sarah & Nico-Reihe“ entstanden, ebenso die „Arbeitskarten für den Schwimmunterricht“, die hauptsächlich von Lehrern und Trainern genutzt werden.
Webpräsenz:  www.va-verlag.de
Kontakt: info@va-verlag.de



Sonntag, 17. Januar 2016

Mary Island Das Geheimnis der dunklen Baracke von Jonathan Philippi



Mary Island Band 3

Klappentext: Der heiße Sommer auf Mary Island beginnt mit Ferien und Strandpartys. Endlich ist Jasmin aus Deutschland zu Besuch. Doch das Urlaubsparadies wird von Diebstählen heimgesucht, denen ein waschechter FBI Agent auf die Spur kommen möchte. In dem Durcheinander, in dem jeder jeden verdächtigt, entdeckt Julie ein Geheimnis in einer dunklen, abgebrannten Ruine am Strand. Dass sie damit ihr eigenes und das Leben ihrer Freundin Valentine in höchste Gefahr bringt, wird ihr zu spät bewusst.

Altersempfehlung: ab 12 Jahre
Bestellen: http://verlagshaus-el-gato.de/Verlag/product_info.php?products_id=39
Außerdem bei AMAZON, über jede Buchhandlung und bei


Das Abenteuer geht weiter
Jasmin Müller aus Deutschland besucht ihre Freundin Julie. Die Ferien sind da und mit ihnen fallen die Touristen über die Insel her. John Eagle beginnt mit dem Bau seines Indian Documentation Centers. Auf der Farm mietet sich ein Pärchen ein, das auf der Hochzeitsreise ist. Mister Seymour ist ständig unterwegs, seine Frau genießt die Ruhe mit Laptop und Spielekonsolen. Die Insel scheint sich in ein Paradies zu verwandeln. Zumal sich Dana und Steven endlich ihre Zuneigung gestehen und auch Tim und Julie sich näher kommen. Da erschüttern Diebstähle in den Hotels und an den Stränden die Region. Um Herr über die Lage zu werden, muss der FBI-Agent Benjamin Graves den Sheriff unterstützen. Und er wohnt ausgerechnet auf der Farm. Einige Insulaner wollen die Gunst der Stunde nutzen und versuchen, alles John Eagle anzuhängen. Aber Julie, Steven und Dana können das in letzter Minute verhindern. Bei ihren Ausritten entdecken Valentine und Julie eine alte, abgebrannte Hütte am Nordstrand. In Julie reift ein Verdacht. Geht es wirklich nur um Plunder, Armbanduhren und Goldkettchen? Dem Täter auf der Spur, geraten sie in tödliche Gefahr. Können Ben und ihre Freunde sie rechtzeitig retten


Leseprobe:
Das Abenteuer ist noch lange nicht zu Ende

Wie ein Dieb sah Steven sich zwischen den Regalen um. Er fühlte sich nicht wohl. Was machte er hier? Suchend ließ er seine Blicke über die Ware streifen und duckte sich blitzschnell, als er eine ältere Frau entdeckte, die einen Lippenstift in ihr Einkaufskörbchen legte. Was zum Teufel war denn dabei, cool zuzugreifen und an die Kasse zu gehen, auch wenn seine Knie schlotterten und er beinahe eingeknickt wäre.
Okay, dachte er. Dann halt ein andermal. Gerade wollte er die Schachtel zurückstellen, als er überrascht wurde: „Hey, guten Morgen Steven.“
„Oh, hi Vally. Wie geht‘s?“ Schnell hatte er sich an den amerikanischen Gruß gewöhnt: Man fragte, erwartete aber keine Antwort.
„Super, ich hab‘ diese Nacht mal richtig gut geschlafen. Heute früh habe ich Gymnastik gemacht. Deshalb hab‘ ich beim Frühstück ausnahmsweise zugeschlagen wie eine hungrige Bärin, mir geht‘s blendend. Und dir?“
Verwirrt blickte er das Mädchen aus seiner Klasse an. Mit diesen ausführlichen Erläuterungen hatte er nicht gerechnet. „Okay! Danke. Ganz gut“, gab er knapp zurück.
„Hm, ‚Old Shepard‘, Aftershave, schwerer Duft, ist Moschus drin, nicht wirklich das Beste. Du rasierst dich?“
„Also, äh ...“ Hoffentlich bemerkte Valentine nicht, dass er rot anlief. Das war haargenau der Mega-GAU: Valentine ertappte ihn, wie er sich Rasierwasser aussuchte. Von einem Bartwuchs war allerdings weder etwas zu sehen noch zu ertasten, was niemand zu
wissen brauchte. Und jetzt, wo Vally ihn darauf ansprach, würde es bald die ganze Schule erfahren. Boah! Schon mitgekriegt? Steven Seidel entfernt erste Bartstoppeln von seinem 14-jährigen Kinn.
In Wahrheit mochte er den Duft, auch wenn er noch keine Rasur benötigte. Genau darum war er in den einzigen Drugstore von Mary Island gekommen, der Valentines Eltern gehörte,
da genügte es bereits, wenn Herman Wellmill ihn kannte. Eine Begegnung mit seiner Klassenkameradin hatte er zwar befürchtet, jedoch gehofft, es vermeiden zu können. In ihrem weißen Kittel stand sie vor ihm und zerrte lächelnd an der Schachtel in seinen
Fingern. Er klammerte, sodass sie heftig ziehen musste, bis er schließlich nachgab.
„Okay, lass mal fühlen.“
Ehe Steven sich versah, strich sie sanft mit den Fingerkuppen um sein Kinn.
„Ich verstehe, nicht für den Bart. Hier, nimm das, das brennt nicht so und ist sehr hygienisch.“
Mit ernster Miene drückte sie ihm eine Plastikflasche in die Hand.
„Intimrasur?“ Entsetzt starrte er auf die Beschreibung und glaubte, sich verlesen zu haben.
„Ja klar!“, gab sie zurück, als wäre es die natürlichste Sache der Welt.
„Vally, ich rasiere mich nicht ... da unten.“
„Wo denn sonst? Also für deinen Bart ist es jedenfalls nicht. Ah, kapiert! Ein Geschenk für deinen Dad.“
„Nein, das ist für mich. Muss ich mich rasieren, wenn ich mal ordentlich riechen will?“
Valentine glotzte ihn an, weshalb er rasch besänftigend nachschob: „Der Gestank nach Seetang und Salzwasser und dann noch die Tiere auf unserer Farm … ich möchte nicht stinken, wenn ich ausgehe.“ Steven verschwieg lieber, dass er in letzter Zeit
stark schwitzte und seine Bettdecke jeden Morgen auswringen könnte.
Valentine lächelte: „Mensch Steven. Sag das doch gleich. Herrenparfüm. Komm mal mit.“ Valentine führte ihn durch den halben Drugstore. Vor einem Regal mit Kosmetikartikeln
für Männer hielt sie inne und überlegte. „Mal sehen, wie wäre es damit? Nein, das ist zu würzig, oder besser das? Ich mag zwar diesen Duft, aber ich befürchte, Dana nicht so. Hm, eher das da? Oder das. Ja, das wäre was.“
„Dana?“ Vor Staunen bekam er seinen Mund nicht mehr zu. Wozu brachte sie Dana ins Spiel? Was sollte denn das? Er wollte es für sich, nicht für Dana, die sowieso vorgab, Parfüms nicht zu mögen, und überhaupt: Steven und Mädchen!
 „Ja! Oder das? Das ist total krass und das würde zu dir passen. Moment! Ich hole einen Probezerstäuber.“ Ohne ihn zu fragen, sprühte sie ihm eine Duftwolke an den Ansatz seines
verschwitzten T-Shirts. Sie schnupperte nahe an seinem Hals und verkündete mit Kennermiene: „Ja. Das passt. Ist auch nicht so teuer und gefällt Dana bestimmt total!“
„Okay.“ Das war schiefgegangen. Jetzt musste er hier nur noch lebend rauskommen. „Wenn du meinst.“
„Das riecht klasse, glaub mir. Außerdem ist kein Moschus drin. Es ist total sanft zur Haut. Wenn du dich rasierst, solltest du ein Aftershave verwenden, das hat mehr Alkoholanteil zur
Desinfektion der gereizten Haut. Nass oder trocken? Ach, egal. Ich kann dir ein paar empfehlen, wenn es so weit ist. Einige sind sehr gut getestet worden und recht preiswert.“
„Ach Vally, na gut. Was kostet es?“
„15 Dollar, ähm, ich kann dir einen Sonderpreis machen. Bei dem hier ist der Karton kaputt und die Flasche hat einen Kratzer, ist aber originalverpackt und total einwandfrei. Fünf Dollar
Rabatt sind okay, denke ich.“
„Das ist … total … freundlich, danke schön“, äffte er Valentines Lieblingswort nach, aber sie bemerkte es nicht.
„Sonst noch was?“
„Nein, ansonsten bin ich total wunschlos glücklich.“
„Okay. Cash oder Kreditkarte?“
„Bar.“
Ehe Steven sich versah, hatte sie ihm den halben Zerstäuber übergesprüht und geleitete ihn an die Kasse. Er trottete hinter ihr her und wedelte mit den Armen, um den Duft zu vertreiben, doch es war vergebens.
„Hi Dad. Steven will ‚Peninsula Sunrise‘ kaufen, das mit der zerknautschten Schachtel, ich habe gesagt, zehn Dollar, geht das in Ordnung?“
„Hallo Steven, wie geht es, alles klar?“
„Bestens, Sir. Und bei Ihnen?“
„Zehn Dollar, bitte.“
Mr. Wellmill war auf die Frage, wie es ihm ginge, nicht eingegangen, somit rückte er Stevens Weltbild der ewig fragenden Amis wieder zurecht. Steven legte das Geld auf den Tresen und erhielt eine Plastiktüte.
„Das ist ein erstklassiger Duft, er wird dir stehen“, versprach Valentines Vater. Bimmelnd schloss sich die Kassenlade.
„Was machst du heute noch so, Vally?“, fragte Steven.
„Ich habe noch Salben auszupacken.“
„Verstehe. Julie hat gefragt, ob du mal mit ihr ausreiten möchtest.“
„Echt?“
„Ja.“
„Gerne. Ich ... ich melde mich, okay?“
Das war ein glatter Rauswurf. Täuschte sich Steven oder lief sie knallrot an? Schimmerte da gar eine Träne in ihrem Auge? Das musste an der Klimaanlage liegen. Zufrieden pfeifend verließ er den Drugstore und schlenderte zur Marina, wo er sein Fahrrad an einem Pfosten festgekettet hatte.
„Intimrasur!“, murmelte er auf dem Weg zum Hafen und schüttelte angewidert den Kopf. „Was denkt die von mir?“
Neben dem Laden der Wellmills erstreckte sich ein schmaler Parkplatz. Eine hohe, undurchdringliche Hecke grenzte die Fläche zum Nachbargebäude ab, in dem übermorgen ein neuer Modemarkt eröffnet werden sollte. Noch waren Bauarbeiter damit beschäftigt, letzte Hand anzulegen. Zwischen der Dornenhecke und der Mauer zum Geschäft lag ein enger Durchgang mit einem offenstehenden Tor.
Neugierig lugte Steven hinein. Normalerweise war das übergroße Holztor verschlossen und verbarg jeden Blick. Ein seltsames Pfeifen klang aus dem Halbdunkel, gefolgt von einem Rasseln, das schließlich in ein Stöhnen überging. Vorsichtig näherte er sich. Als er im Gang stand, rief er: „Hallo? Ist da jemand? Alles in Ordnung?“
Erschrocken wirbelte er herum, als sich quietschend das Tor schloss. Hämisch grinsend baute sich Rouwe Kruger vor ihm auf. „Oh, der Nazi.“
„Was? Spinnst du? Lass mich raus.“ Vor lauter Schreck war ihm die Beschimpfung gar nicht aufgefallen, er fühlte sich nicht mehr als Deutscher, seit er seinen Namen ‚Steffen‘ abgelegt hatte.
„Natürlich, das Tor wird sich wieder öffnen, wenn du so aussiehst, dass meine Vally dich nicht mehr anguckt.“
Stevens Körpertemperatur stieg schlagartig. Blut schoss in seinen Kopf. Sein Magen  verkrampfte sich. Sein ärgster Feind hatte ihn gestellt.


Über den Autor:
Jonathan Philippi, Jahrgang 1963, schrieb diese Serie für seine Familie. Mary Island ist der erste Band einer siebteiligen Reihe, die das Leben der Auswandererkinder Steffen, Julia und Justus in den USA ein Jahr lang begleiten wird.
Er lebt mit seinen drei Kindern, seiner Frau, mittlerweile 3 Meerschweinchen und einem Aquarium voller Fische, aber keine Urzeitkrebse mehr, im Saarland. Beruflich bereist er die ganze Welt, um doch jede Woche nach Hause heimkehren zu dürfen. Die Abenteuer und alltäglichen Umstände in fernen Ländern haben ihn von jeher dazu inspiriert, Geschichten zu erfinden. Was wäre wenn …?
Nachdem er die Schule des Schreibens absolviert hatte, begann er damit, seine Skizzen und Ideen umzusetzen.

Sonntag, 10. Januar 2016

Teatime Blues – Ein mÖrderischer Fall für die Cups von Maggie Jung



 Als aus Tante Marthas wertvoller Sammlung Raritäten des berühmten Musikers
Paul McCartney verschwinden, steht für die Cups fest: Nur Marthas neuer Lover
Bill Schiers kann hinter dieser kriminellen Handlung stecken! Das sieht
Kommissar Klotz anders, denn allzu gut passen ihm die Diebstähle ins Konzept:
Schon lange wartet er auf die passende Gelegenheit, die hässlichen Penner aus
Bitburgs Innenstadt loszuwerden. In sein Visier gerät auch die kleine Juni, die wie
aus dem Nichts aufgetaucht ist. Die Cups sind von der Unschuld des
geheimnisvollen Mädchens überzeugt, doch sie müssen enttäuscht feststellen,
dass sich die Kleine ein Netz aus Lügen gesponnen hat. Noch während die vier
Freunde versuchen, das Puzzle um Bill und Juni zu lösen, jagt ein mysteriöses
Ereignis das nächste ...
Ein spannender All-Ager über Vorurteile, Verantwortung, Musik und ... die Liebe -
für Leser ab 12 und im Herzen Kind Gebliebene.                             


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Überall, wo’s gute Bücher gibt



Die Nässe auf den Straßen verdampfte allmählich, als sich die Cups auf ihrem Nachhauseweg befanden.
Als sie in die Nähe eines sandsteinfarbenen Gebäudes kamen, blieb Lyn plötzlich stehen.
„Hey, guckt doch mal!“, flüsterte sie den anderen zu und deutete mit dem Kopf in die Richtung des mehrstöckigen Hauses. Es hatte unzählige Fenster; seine Fassade war mit bunten Stadtmotiven bemalt und schimmerte im Licht der untergehenden Sonne wie ein riesiges Gemälde.
„Das Seniorenwohnheim, right?“, antwortete Suzann. „Sieht toll aus. Und weiter?“
„Quatsch! Ich meine daneben, beim Müllcontainer, der zum Supermarkt Finchens Hütte gehört! Diese kleine Gestalt, ... die hab ich ... die war doch ...“ Zögerlich ging Lyn näher.
Ein schmächtiges Mädchen, offensichtlich jünger als sie selbst, wühlte mit bloßen Händen in dem Container. Die schwarzen Haarsträhnen klebten an seiner Wange.

„Mann, wie versessen ist die denn? Die kriegt ja nix mehr mit. Seht ihr das nicht?“ Lyn blickte suchend nach hinten und bemerkte erst jetzt, dass die anderen offensichtlich in eine Seitenstraße abgebogen waren. Eigenwillig entschlossen sich ihre Füße zu zwei wankelmütigen Schritten nach hinten. Doch dann drehte sich Lyn – fasziniert und entsetzt zugleich – wieder zu dem Mädchen um.
„Hallo?“, rief sie mit gedämpfter Stimme, eher zurückhaltend, fast schüchtern.
Die Kleine hob den Kopf, und Lyns Blick traf geradewegs in ihre schwarzen Augen. Angst, panische Angst, schien darin zu liegen. Lyn spürte unmittelbar ein seltsames Unbehagen. Eine beklemmende Stille umgab sie und das fremde Mädchen, schloss sie beide geradezu ein, wie in einer luftdichten Blase. Mit einem alten Stück Brot in der Hand wollte die Kleine soeben davonrennen, als plötzlich der knatternde Lärm von Mofas das Vakuum dieser Stille zerplatzen ließ. Lyn konnte die Gesichter der Fahrer  nicht erkennen, denn sie hatten Helme auf mit dunklen Visieren; nur ihre Kleidung verriet, dass es sich um fünf Jungs handelte. Mit  kreischenden Reifen schnitten sie der Broträuberin den Weg ab.
Verängstigt wie ein kleiner Hase huschte die Fremde hin und her, versuchte Haken zu schlagen, taumelte schließlich gegen den Container und fiel zu Boden.
„Lyn?“
Hatte da jemand nach ihr gerufen? Piet vielleicht, dachte Lyn, aber sie war wie hypnotisiert, starrte weiterhin gebannt auf die Szene vor sich.
Zwei der Mofafahrer rammten immer und immer wieder mit ihren Fahrzeugen den Container. Die drei anderen waren abgestiegen und schaukelten mit aller Gewalt an dem großen Blechbehälter, bis dieser bedrohlich zu schwanken begann. Er quietschte und ächzte wie eine ungeölte Ritterrüstung, dass es in Lyns Ohren schmerzte.
„Lyyyn!“, glaubte sie einen erneuten Schrei zu hören.
In dem Moment kippte der Container mit ohrenbetäubendem Krach um – gleich neben dem Mädchen, das am Boden lag – und eine Riesenladung bereits faulender Lebensmittel wurde auf die Straße geschleudert.
„Da hast du deinen Fraß, du Schlampe!“, grölte einer der Kerle. Lyn konnte die Stimme nicht zuordnen. Ein herannahendes Auto hupte und wich gefährlich schlingernd mit heulenden Reifen dem See aus matschigen Resten aus.
Lyn schrie auf, so gellend, dass sie über sich selbst erschrak. Unwillkürlich schossen ihr Tränen in die Augen und sie schlug beide Hände vors Gesicht.
„Haarscharf“, murmelte sie erleichtert. „Mann, das war haarscharf.“
Die Kleine rappelte sich hoch und klatschte sofort wieder zu Boden. Auf den Knien hockend tauchte sie wie besessen mit beiden Händen in den stinkenden Sumpf, krallte sich blitzschnell zwei gelblich-schwarze Bananen, stieß sich mit letzter Kraft vom glitschigen Boden ab und rannte davon. Ein letztes Mal blickte sie über ihre zarte Schulter, dann verschmolz sie in der Ferne mit der sommerlichen Dämmerung. Die drei Typen ohne Fahrzeug rannten – noch immer ihre Helme auf den Köpfen – dem fliehenden Mädchen hinterher, während Lyn die beiden anderen Mofafahrer mit starrem Blick fixierte. Vermutlich waren sie drei Jahre älter als sie selbst, schätzte sie, so um die fünfzehn. Jetzt lachten sie spöttisch und spielten mit den Gasgriffen ihrer Zweiräder. Der Abgasgestank schmerzte Lyn in der Nase und vermischte sich mit dem Fäulnisgeruch der Lebensmittelreste. Wo blieben nur Piet, Alfred und Suzann? Mist! Wenn man sie mal brauchte ...! Die mussten doch längst kapiert haben, dass Lyn ihnen nicht gefolgt war! Sie wagte es kaum, sich nach Hilfe umzusehen. Wie gelähmt stand sie vor den Mofas, die gleich auf sie zubrausen würden. Ihr ganzer Körper zitterte. Jetzt bloß nicht den richtigen Moment verpassen!, schoss es ihr in den Sinn. Bloß weit genug zur Seite springen, raus aus der Gefahrenzone. Das schaffst du doch! Im Zeitlupentempo drückte sie ihre Stirn gegen den T-Shirt-Ärmel – gaanz langsam, nur keine ruckartigen Bewegungen! – und sah den feuchten Abdruck auf dem Stoff: Angstschweiß!
Immer wieder heulten die Motoren der Mofas auf. Das Schreien irgendwo hinter ihr schien näherzukommen, energischer zu werden. Lyn kniff für Sekunden die Augen fest zusammen; ihr Kopf schmerzte, war scheinbar blutleer, und ihr Gehirn nicht in der Lage, die Stimme zuzuordnen. Einfach umdrehen? Sie konnte doch nicht! Eine falsche Bewegung – und sie war restlos verloren! Verdammt, dachte sie panisch, warum hilft mir denn niemand?!
Ein dröhnender Lärm tauchte auf wie aus dem Nichts. Es war das Martinshorn eines nahenden Krankenwagens, dessen Signalton immer lauter, greller, unerträglicher wurde. Lyn legte ihre Hände flach auf die Ohren. Die Sanitäter bogen direkt vor ihr zum Seniorenheim ab, schnitten die Straße ohne Rücksicht auf Hindernisse. Dabei brausten sie mitten durch den Lebensmittelsumpf, dass es nur so spritzte. Lyn spürte, wie der faulige Brei an ihren Hosenbeinen herunterlief.
Bis sie verstand, dass der Krankenwagen tatsächlich eine Barriere zwischen ihr und den Mofafahrern geschaffen hatte, dauerte es. Sekundenlang. Viel zu lang.
Unerwartet schlang jemand von hinten den Arm um ihre Brust und zog kraftvoll an ihr. Lyn schlug zu, blindlings, einfach nur drauflos, doch sie hatte keine Chance.
Kraft- und willenlos schloss sie die Augen und ließ sich fallen.


Am Schalttag 1968 hat Maggie Jung die Lichter Bitburgs entdeckt.
Sie spielte in Nachbars Kuhställen (und ging ungewaschen ins Bett), hat im
hellblauen VW-Käfer vorne auf Mutters Schoß gesessen (Es gab einen
Festhalte-Griff!) und ist mit roten Rollschuhen mitten über die Fahrbahn
gebrettert (Knieaufschlagen inklusive). Fasziniert von den amerikanischen
Kids aus der Nachbarschaft und ihren Skateboards (Wow! Tolle Dinger!),
besuchte sie mit deren Familien die (schrillen und bunten) Basement-Sells
der Bitburger US-Air Base und bewunderte im Kino Peter Pan (klasse Typ!)
auf Amerikanisch. Schon früh kreierte sie eigene Zeitungen (jede ein
Unikat!), schrieb und illustrierte Gedichte und Geschichten.
Als Erzieherin arbeitete sie in Institutionen für behinderte sowie nicht
behinderte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene (Behinderte sind
anders, nicht Behinderte auch!), absolvierte ein Studium der Theologie und
Religionspädagogik und erteilte musikalische Früherziehung an einer
Musikschule.
Seit 2007 widmet sich Maggie Jung intensiv dem Schreiben. Sie hat bereits
mehrere Erzählungen in Anthologien (u.a. Hueber-Verlag, Ismaning) sowie
erfolgreiche pädagogische und musikpädagogische Handreichungen (Verlag
Bergmoser + Höller, Aachen; BVK, Kempen) veröffentlicht. Ebenso hat sie
Kinderlieder komponiert und publiziert.
Teatime Blues – Ein mörderischer Fall für die Cups ist ihr erster Roman.
Weitere Infos: www.maggie-jung.de

und http://l.facebook.com/l/iAQF-lTiyAQGOXxy1X7l8UEV6QGYqXZmXVkxafnJ_4MUn6w/maggie-jung.de