Um Stefan zu retten, müssen Andreas, Kim, Harry und Thomas am Spiel des
Lebens teilnehmen. Dieses Spiel ist jedoch Realität. Die Freunde wissen
noch nicht, dass sie am Ende um ihr Leben spielen.
Erhältlich bei Amazon als E-Book und als Taschenbuch.
Leseprobe:
Der
Junge öffnete langsam seine Augen, seine Lider waren schwer. Sein leerer trüber
Blick schweifte zaghaft und gleichgültig durch den Raum. Er war alleine in
einem Raum, der spärlich möbliert war: zwei eiserne Einzelbetten, zwei kleine
Nachtschränkchen in denselben Farbmustern wie einige hölzerne Stühle, die
nebeneinander auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes aufgestellt waren.
Er
versuchte sich zu bewegen, doch das fiel ihm schwer. Sein Körper fühle sich
erschöpft und kraftlos an, wie nach einem unruhigen Schlaf voller Alpträume.
Langsam richtete er sich auf und stützte seinen Rücken mit dem Kopfkissen. Er
seufzte so tief, als würde er versuchen, die ihm fehlende Kraft einzuatmen. Wo
zum Kuckuck hatte er geschlafen, fragte er sich. Das war sicher nicht sein
Bett, denn sein Bett war... es war ...
Dann
bemerkte er die medizinischen Geräte, die wie schwere weiße Wolken über ihm
schwebten. Seine Augen wurden groß vor Verwirrung. Ein Schauer lief ihm den
Rücken hinunter, als er erkannte, dass er sich im Bett eines Krankenhauses
befand. Sein Blick wurde wieder ängstlich und düster, seine Schläfen schmerzten
vor Angst.
In
seinem Kopf kreisten viele Fragen, die jedoch unbeantwortet blieben. Die
wenigen Möbel, die ihn umgaben, standen leblos und apathisch da. Nur der
übliche Duft von Medikamenten und Desinfektionsmittel, der sich unter dem
Türspalt der geschlossenen Tür in das Zimmer schlich und schleichend in seine
Nase drang, schien ein Indiz zu sein, dass es sich hierbei um ein Krankenzimmer
handelte.
„Was
ist passiert? Warum bin ich hier?“, fragte er sich, ohne einen Ton von sich
geben zu können.
Er versuchte sich an irgendetwas zu erinnern,
was ihm helfen würde, zu verstehen, doch seine schweigende Erinnerung schien
noch tief und fest zu schlafen. Frustriert von ihrer Untätigkeit richtete er
seine letzte Hoffnung auf sein Hörvermögen. Er hoffte darauf, verschiedene
Geräusche aufzuspüren, die zur Beantwortung seiner ungeklärten Fragen führen
würden. Doch auch sein Gehör scheiterte an der absoluten Stille, die im Zimmer
herrschte.
Eine
lange Zeit bewegte sich der Junge nicht, als würde er mit sich kämpfen, eine
Entscheidung zu treffen. Plötzlich funkelten seine Augen und er befeuchtete
seine trockenen Lippen mit seiner spitzen Zunge.
„Stefan“, murmelte er. Es war so, als hätte
die Feuchtigkeit seinen Lippen die nötige Kraft verliehen. „Stefan! Ist das vielleicht mein Name?“,
überlegte er, und zum ersten Mal erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht.
Voller
Motivation wartete er darauf, dass seine Lippen weitere Informationen oder
Hinweise aussprachen. Er befeuchtete sie erneut, um ihnen wieder die nötige
Kraft zu verleihen. Es passierte jedoch nichts. Dann biss er sich auf seine
Lippen, aber das war wieder kein Erfolg. Sie blieben hermetisch verschlossen.
Sein
schläfriges Gehirn störte ihn genauso wie die Tatsache, dass er nichts
unternehmen konnte. Als ihm bewusst wurde, dass er sich im Krankenhaus befand,
spürte er einen Stich in seinem Herzen. Es war nicht der Gedächtnisverlust, der
ihn beängstigte, sondern die Angst davor, was ihm bevorstand, wenn sein
Gedächtnis wiederkommen würde. Deshalb beschloss er, selber herauszufinden, was
geschehen war.
Er
stand auf, um so schnell wie möglich dieses angsteinflößende, stille Zimmer zu
verlassen. Sein hoher, schlanker Körper stand blitzschnell fast von alleine,
was ihn überraschte. Obwohl er sich noch hilflos und schwach fühlte, war sein
Körper so leicht und schwerelos wie eine Feder, die frei in der Luft schwebte.
Sein Kopf fühlte sich wie ein Ameisenhaufen an. So, als würden tausende
verwirrte Ameisen ihren eigenen Weg in den Kanälen suchen.
Er
schaute sich verwirrt die Sachen an, die er trug. Gehörten etwa dieses hippe
T-Shirt und diese eng anliegende blaue Jeans ihm? Warum hatte man ihm erlaubt,
die Kleidung im Krankenbett anzubehalten? Er fand dies äußerst merkwürdig, aber
das würde ihn nicht davon abhalten, das Zimmer zu verlassen. Er machte ein paar
hüpfende, fast tanzende Schritte und genoss die Leichtigkeit seines eigenen
Körpers, bis sein Blick auf das Krankenbett fiel, wo er eben gelegen hatte.
Er
erstarrte. Seine Augen waren weit geöffnet und richteten sich auf sein
Krankenbett und den abscheulichen Anblick des blassen dort liegenden Körpers.
Der Körper trug genau dieselbe Kleidung, die er selbst gerade trug. Wer war
dieser schmale, blasse junge Mann, der dort lag und sich nicht bewegte? Die
Verwunderung über dieses merkwürde Bild, das er jetzt vor Augen hatte, war
groß; Die Angst, die sein Herz füllte, war noch größer und die Verwirrung in
seinem Kopf war unbeschreiblich.
Auf der
anderen Seite des Zimmers hing an der weißen Wand ein kleiner Spiegel. Dorthin
lief er schnell und betrachtete sich in der glatten Oberfläche.
Schauer
liefen über seinen Rücken, die Übelkeit und Schwindel verursachten. Er stand
einige Zeit vor dem Spiegel und betrachtete sich wortlos. Sein Spiegelbild, das
ihn jetzt ängstlich anschaute, war identisch mit dem des Jungen, der steif auf
dem Krankenbett lag. Dieselben schwarzen glatten Haare, dieselben dichten
Augenbrauen, dieselbe Blässe auf dem ovalen, schmalen Gesicht.
„Bin
ich das? Wie kann es sein, dass ich hier stehe und gleichzeitig auf dem Bett
dort liege?“, murmelte er erschrocken.
Er
versuchte die traurigen, Angst einflößenden Gefühle, welche ihn zu überwältigen
drohten,, wegzudrängen. Er schaute immer noch abwechselnd sein Spiegelbild und
den starren Körper des Jungen an.
„Was man nicht sehen kann, existiert nicht.
Es existiert nicht! Nicht hinschauen. Schließ einfach deine Augen“, redete
er sich selbst ein. Doch obwohl er seine Augen geschlossen hatte, verschwand
seine Angst nicht.
Anna Musewald
Anna Musewald wurde in Griechenland geboren. Dort wuchs sie auf und absolvierte ein Wirtschaftsstudium in der Panteio-Universität in Athen. Mittlerweile lebt sie seit 1998 zusammen mit ihrer Familie in Deutschland. Ihr Beruf ist Buchhalterin, doch ihre Berufung ist, das Eintauchen in die geschaffene Fantasiewelt der Bücher.
Autorenpage: fb.me/a.musewald
Das Buch hat mir persönlich sehr gefallen! Es ist einfach geschrieben, deshalb liest es sich fließend. Trotzdem ist Spannung und Aktion angesagt. Die überraschende Wende zum Schluss hat mich begeistert. Viele Geschichten, die die Schriftstellerin hier mit eingebaut hat, sind mystisch und richtig fantasievoll.
AntwortenLöschenEin Tipp: Zuerst habe ich nicht ganz verstanden, warum diese Einleitung gewählt wurde. Erst zum Schluss wurde mir klar, dass alles zusammenhängt. Also von Anfang an konzentriert lesen ;)
Hier wurden viele schöne Zusammenhänge durch das ganze Buch eingebaut.
Für Jugendliche -und auch für Erwachsene, die Fantasie so lieben wie ich- ist es auf jeden Fall empfehlenswert.
VG Bücherwurm