Sonntag, 27. September 2015

Die Erben der alten Zeit – Das Amulett von Marita Sydow Hamann



Die Erben der alten Zeit – Trilogie
Marita Sydow Hamann
Band 1
High-Fantasy-Trilogie

Kurzbeschreibung
Ein verstörendes Erlebnis veranlasst das 14-jährige Findelkind Charlotta Johansson, genannt Charlie, nach ihren wahren Eltern zu suchen.
Charlie stiehlt ihre Akte und verlässt bei Nacht und Nebel das Kinderheim, in dem sie lebt. Mit dabei: Ein steinernes Amulett, das der Akte beilag. In Charlies Händen bewirkt es seltsame Dinge: Auf ihrer Flucht wird sie von dichtem Nebel umhüllt und findet sich plötzlich auf einem anderen Planeten namens Godheim wieder. In dieser mittelalterlich geprägten Welt herrscht der grausame Magier Oden, der nun auch nach Charlies Leben trachtet da sie den Schlüssel zur Erde in Händen hält. Außerdem gibt es noch Sora, eine junge Frau, die nach einem mystischen, fast 15.000 Jahre langen Schlaf auf dem fortschrittlichen Planeten Euripides erwacht. Hier regieren Wissenschaft und Technik.
Welche Verbindung besteht zwischen den beiden Welten?
Und was hat dies mit Charlies Herkunft zu tun?

Marita Sydow Hamann nimmt Leser aller Altersklassen auf eine Reise mit, die selbst diejenigen nicht mehr loslässt, die sonst keine Fantasy-Bücher lesen. Denn "Das Amulett" ist voller Überraschungen, die man anderer Stelle so noch nie gelesen hat. Ein Buch, das Lust auf mehr macht.

Ein Fantasy-Abenteuer für Jung und Alt. "Die Erben der alten Zeit - Das Amulett" ist der erste Teil der Trilogie "Die Erben der alten Zeit". 
Erhältlich bei Amazon.


Leseprobe

»Kenne ich Sie?«, fragte Charlie leise und sah dem Mann direkt in die Augen. Er wich noch einen Schritt vor ihr zurück, Charlie machte einen Schritt auf ihn zu. Der Besoffene machte eine abwehrende Handbewegung.
»Diese Augen!«, flüsterte er und starrte Charlie fassungslos an. »Nein, das kann nicht sein«, murmelte er weiter.
»Was kann nicht sein?«, fragte Charlie und ging einen weiteren Schritt auf den Mann zu.
»Charlie, komm da weg!«, rief Liam, doch Charlie hörte ihn in ihrer Erregung nicht. Sie folgte einem Gefühl.
Dieser glühende Faden, ein Band…
Charlie konnte das Band sehen, fühlen, spüren.
Was war hier los? Wer war dieser Mann?
Plötzlich trat ein böses Funkeln in die Augen des Betrunkenen. Mit einer überraschend schnellen und sicheren Bewegung brachte er seinen Arm hoch. Er packte Charlie am Hals – sie stand so nahe, dass er sich dafür nicht einmal vom Platz bewegen musste – und zog sie nur wenige Zentimeter vor sein nach Alkohol stinkendes Gesicht. Charlie würgte. Panik stieg in ihr auf, doch sie brachte keinen Ton heraus. Der glühende Faden lief nun über die Hand des Penners. Er verbrannte ihre Haut – wie eine Schlinge legte er sich um ihren Hals.
»Du! Das Kind, das aus dem Nebel kam!«, stieß der Mann hervor. Sein Gestank stieg ihr ungefiltert in die Nase. 
»Niemand hat mir geglaubt! Sie haben mich für verrückt erklärt, mich, Johann Pettersson! Niemand hat uns geglaubt. Mein ganzes Leben zerstört! Wegen dir!« Er drückte noch fester zu. Charlie rang nach Luft. Trotzdem wehrte sie sich nicht sondern wartete wie gebannt auf mehr.
Was hatte er noch zu sagen?
Schreie ertönten um sie herum, jemand zerrte an ihrem Arm, trat nach dem Mann.
»Du kleine Hexe aus dem Nebel«, zischte der Betrunkene ohne sich um Liam zu kümmern, der ihm nun am Hals hing.
»Was willst du hier bei uns?«, wisperte Johann Pettersson ganz nah an ihrem Ohr. Charlie wurde schwindlig. Sie sah das glühende Band noch deutlicher als zuvor. Sie fühlte es – heiß, erdrückend, unnatürlich. Und plötzlich wurde ihr die Gefahr bewusst – sie bekam keine Luft mehr! Sie begann sich zu wehren, machte sich stark. Das Band pulsierte – brannte hell und explodierte unter den würgenden Fingern des Mannes. Mit einem Schmerzensschrei ließ er Charlie los und taumelte rückwärts. Er starrte sie entsetzt an. Dann kehrte der wissende Ausdruck in seine Augen zurück:
»Hexe!«, zischte er noch einmal. Charlie wurde fortgerissen. Ihre Klassenkameraden zogen, stießen, zerrten sie die Gasse hinauf. Ein letzter Blick zurück zeigte ihr den Mann, der immer noch dastand und ihr hinterher schrie.
»Hexe! Du gehörst nicht hierher!« Er hielt sich seine Hand – sie war krebsrot.
Charlies Hals hatte hingegen keinen Kratzer abbekommen. Doch das Ereignis hatte sie aufgewühlt.
Was war da nur geschehen?
Dieses glühende Band…
»Kanntest du den Typ?«, fragte Liam. Charlie schüttelte den Kopf.
»Der gehört ja in die Klapsmühle!«, wetterte er und wandte sich dem verletzten Tommy zu.
Charlie lief schweigend neben den anderen her. Ihre Gedanken kreisten. Sie war erregt. Die Begegnung mit Pettersson hatte etwas mit ihrer Herkunft zu tun! Sie musste erfahren, was er gemeint hatte.


 Marita Sydow Hamann
Die Autorin schreibt Kinderbücher sowie Fantasy und Romantasy für Jung und Alt.
Ihre Interessen sind die nordische und die griechische Mythologie mit all ihren Wesen.
Speziell Trolle findet sie faszinierend. Aber auch Geister, Elfen, Drachen, Magier, mystische Begebenheiten, Romantik und Science Fiction Elemente könnt ihr bei der Autorin finden.
Sie ist nicht auf ein Element festgelegt und immer offen für neue Ideen. 
Facebook: https://www.facebook.com/pages/MaritaSydowHamannBooks/330770973629319
Autorenseite bei Amazon 

Sonntag, 20. September 2015

Als Adolf in die Falle ging von Brigitte Endres



Klappentext:
Heinz findet es bombig, endlich beim Jungvolk der Hitlerjugend zu sein. Die Aufmärsche, die Sonnwendfeier mit dem Fackelzug, das Zeltlager und die Kameradschaft mit den anderen üben große Anziehungskraft auf ihn aus. Lehrer und Jungenschaftsführer tun alles, um ihn auf die Gesinnung der Nationalsozialisten einzuschwören.
Doch in seine Begeisterung für Adolf Hitler mischt sich, durch die kritische Haltung seines Großvaters, zunehmend Zweifel. Auch Irma, seine ältere Schwester lässt sich nicht blenden. Sie macht eine schreckliche Entdeckung: Das behinderte dreijährige Mariechen, das Heinz von klein auf kennt und ins Herz geschlossen hat, ist durch das menschenverachtende Weltbild der Nazis in ernste Gefahr. Heinz Misstrauen wächst. Dann bricht der Krieg aus.

Ein packender historischer Roman für wache Menschen ab 11 Jahren.

Dieses Buch kann für Klassenlektüren als Taschenbuch vorbestellt werden (6,80 €). Eine CD mit einem 130 Seiten umfassendes Lehrerhandbuch, Bild und Audiobeiträgen wird zu jedem Klassensatz kostenlos mitgeliefert.

Link zum E-Buch:


Achtes Kapitel


Wie immer vor den Sommerferien, schrieben sie in den nächsten Tagen und Wochen eine Probearbeit nach der anderen.
Zum Glück hatte Stemmler den Aufsatz über das Sonnwendfest ganz passabel gefunden, sodass Heinz mit einer Drei im Zeugnis rechnen konnte.
In Mathe hatte Heinz dagegen noch nie Probleme gehabt. Heute schrieben sie die letzte Rechenprobe im Jahr.
Die ersten fünf Aufgaben waren Kettenrechnungen mit einfachen Operationen, wie teilen und malnehmen. Dann kamen zwei Textaufgaben:

Der Bau einer Irrenanstalt erfordert 6 Millionen RM[i]. Wie viele Siedlungen zu je 15. 000 RM hätte man dafür bauen können?

Die jährlichen Kosten des Staates für einen Geisteskranken betragen im Durchschnitt 766 RM, ein Tauber oder Blinder kostet 615 RM, ein Krüppel 600 RM. In Anstalten werden auf Staatskosten versorgt: 167.000 Geisteskranke, 8.300 Taube und Blinde, 20.600 Krüppel.
Wie viele Millionen RM kosten diese Gebrechlichen jährlich? Wie viele erbgesunde Familien könnten bei 60 RM durchschnittlicher Monatsmiete für diese Summe untergebracht werden?

Die erste Sachaufgabe fand Heinz leicht. Bei der zweiten war ihm der Rechenweg zwar klar, aber es bestand die Gefahr, dass er sich verrechnete, es waren eine Menge Zahlen. Er nahm sich vor, alles noch einmal nachzuprüfen. Obwohl er an sich ein flinker Rechner war, gehörte er deshalb zu den Letzten, die abgaben.
„Puh!“, stöhnte Siggi beim Rausgehen. „Bei diesen blöden Textaufgaben weiß ich nie, was ich rechnen soll.“
In der nächsten Stunde arbeitete Stemmler mit ihnen die Probe an der Tafel durch. Heinz war ganz zufrieden mit sich, schlechter als Zwei würde es wohl nicht werden. Nur Siggi sah von Minute zu Minute verzweifelter aus.
„Da seht ihr mal, was die Volksgemeinschaft für solche Ballastkreaturen für Geld rauswirft!“, kommentierte Stemmler die Ergebnisse der Textaufgaben.
Hatte sich Heinz beim Rechnen keine weiteren Gedanken über den Inhalt der Aufgaben gemacht, fühlte er plötzlich inneren Widerstand. So gesehen, war Mariechen auch eine Ballastkreatur. Und trotzdem! Sie war es wert, dass man sich um sie sorgte!
Am Nachmittag gingen die beiden Freunde zum Sportplatz, das machten sie jetzt fast täglich, wenn das Gelände frei war.
Den Sechzig-Meter-Lauf schaffte Siggi heute schon in den vorgegebenen zwölf Sekunden. Beim Weitsprung haperte es allerdings noch. Wieder übertrat er andauernd die Absprunglinie und fiel wie ein nasser Sack nach hinten um.
„Mensch Siggi!“, pfiff ihn Heinz zurecht. „Das ist Weitsprung und nicht Nahfall! Zwei Meter fünfundsiebzig ist doch wirklich zu schaffen!“
Im Schlagballwerfen hatte Siggi hingegen keine Probleme, da warf er locker die verlangten fünfundzwanzig Meter.
Da Heinz Siggi versprochen hatte, täglich mit ihm zu trainieren, ging es mit dem Fahrrad nur langsam voran. Hausaufgaben, Heimabende und der Dienst am Samstag verschlangen fast seine ganze Freizeit. Außerdem hatte Jochen auch noch eine Altmetallsammlung fürs Winterhilfswerk angeordnet, nachdem die Aufelder Jungenschaft im Volksboten für ihre Altpapieraktion so ausdrücklich gelobt worden war.
Heute trafen sich Heinz und Siggi deshalb nach dem Training mit Ehrhard und Alfred bei der Mittelschule.
Ehrhard zog einen Leiterwagen hinter sich her. Siggi, vom Sport noch ganz erledigt, warf sich sofort hinein und hob die Hand zu salbungsvollem Gruß. „Untertanen!“, tönte er theatralisch. „Bringt mich zum Schloss!“
Die Untertanen hatten allerdings keine Lust, den selbst ernannten Herrscher zu chauffieren. Unter Balgen und Gelächter warfen sie den protestierenden Siggi aus dem Gefährt und zogen los.
Alfred schwang eine Glocke und die Jungen riefen: „Altmetall fürs WHW! Spendet Altmetall!“
Schnell öffneten sich schon die ersten Türen, und bald füllte sich der Leiterwagen mit Blechdosen, alten Kochtöpfen und anderen ausgemusterten Metallgegenständen. Aus einem Keller in der Zeppelinstraße durften die Jungen eine gusseiserne Herdplatte mitnehmen. Obwohl sie zu viert waren, schafften sie es kaum, das schwere Ding die Treppe hochzukriegen.
Die Hausfrau war sichtlich erleichtert, dass das sperrige Teil aus dem Weg war, und bedankte sich mit einer Stange Drops bei den fleißigen Helfern.
Nachdem Heinz die Bonbons gerecht verteilt hatte, schoben sie den Wagen, der unter der Last gefährlich knarzte, mit vereinten Kräften zu Peller, dem Schrotthändler.
Früher hatte die Schrotthandlung dem Juden Meusch gehört, aber seit jener Novembernacht im letzten Jahr, war der alte Mann spurlos verschwunden.
„Den Meusch haben sie weggejagt“, hatte Siggi einmal gesagt. „Wir brauchen diese Volksschädlinge hier nicht!“
Nicht, dass Heinz Meusch besonders gemocht hätte. Der Schrotthändler hatte sie immer vergrault, wenn sie sich auf dem Platz herumtrieben. Dabei war das Gelände doch so ein erstklassiger Spielplatz. Aber Heinz fragte sich heute noch, wie der Alte dem deutschen Volk wohl Schaden hätte zufügen können.
Jetzt gehörte der Schrottplatz Peller. Und der war bestimmt nicht besser! Der hatte sich sogar einen scharfen Schäferhund angeschafft.
In gebührendem Abstand blieb die Gruppe vor dem Eisentor stehen. Pellers Schäferhund kläffte wütend. Der Schrotthändler schlurfte aus seiner Wellblechhütte, sperrte den Hund ein und öffnete ihnen. Jetzt erst trauten sich die Jungen auf den Platz, um ihre Ladung auf die Schrottwaage zu legen. Als sie die gusseiserne Platte darauf wuchteten, schoss die Anzeige steil nach oben.
„Mensch!“, rief Siggi. „Das soll uns mal einer nachmachen!“
Ohne eine Miene zu verziehen, kramte Peller ein paar Münzen aus seiner zerschlissenen Hose und drückte sie Ehrhard in die Hand. Dann verschwand er wieder in der Hütte. Die Jungen beeilten sich, den Platz zu verlassen, ehe er den Hund wieder frei ließ. Ehrhard schob das Geld in die Hosentasche. Keiner seiner Freunde machte sich auch nur die geringsten Sorgen darüber, dass er es für sich behalten könnte. Das war Ehrensache!
Als Heinz heimkam, war es Abend geworden. Im Treppenhaus traf er auf Frau Arnold, die das schlafende Mariechen aus dem Kinderwagen hob.
„Halt sie bitte mal!“ Damit reichte sie Heinz das Kind, um den Wagen unter der Treppe zu verstauen.
Heinz fühlte den kleinen warmen Körper schwer in seinen Armen. Mariechens Kopf lag vertrauensvoll an seiner Schulter. Helle Löckchen fielen in ihr blasses Gesicht, ihre blauen Lippen waren leicht geöffnet.
Beklommenheit überfiel ihn. Nein!, dachte er. Das Mariechen ist nicht lebensunwert! Wie schade, dass der Führer sie nicht kennt. Wo er Kinder doch über alles liebt! ...


[i] RM/Reichsmark: Nach dem Krieg wurde die DM, die Deutsche Mark eingeführt.

Vita:
Brigitte Endres hat Grundschulpädagogik, Germanistik und Geschichte studiert. Heute arbeitet sie als Kinderbuchautorin für Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie für den Bayerischen Rundfunk. Ihre Bücher wurden in viele verschiedene Sprachen übersetzt. 


Sonntag, 13. September 2015

Verflixte Hühnersuppe von Veronika Aretz



Klappentext Band 1:
Nadine ist ein ganz normales vierzehnjähriges Mädchen ... Also gut, ihr Leben ist alles andere als normal: Sie ist die Hüterin des Trigonischen Friedenskristalls der Sieben-Welten und sie wurde vor 37 Jahren auf die Erde geschickt, um den kostbaren Stein vor den Feinden ihrer Welt zu beschützen. Und hier sitzt sie nun fest, immer noch vierzehn Jahre alt. Und schon wieder kommt sie in eine neue Schule. Dort gerät sie auch gleich an eine Clique, die die Schüler terrorisiert. Ihr Banknachbar Yannik scheint sie komplett abzulehnen und dann taucht zu allem Überfluss auch noch ihr Englischlehrer auf, den sie von früher kennt und vor dem sie schon einmal ihr Geheimnis verbergen musste.
Nach all dieser Aufregung wird ihr eines klar: Sie will endlich wieder nach Hause! Also setzt sie den Kristall ein, um ihren Eltern zu zeigen, wo sie zu finden ist. Doch damit lockt sie vor allem die gefährliche Schwarze Seite an ... Ein fantastischer Jugendroman mit über 100 lustig illustrierten Kommentaren im Manga-Stil.
Erhältlich bei Amazon oder über den Verlag.




Leseprobe „Verflixte Hühnersuppe“ Kapitel 1 oder „Der Tag, an dem ich die Erde verfluche“
Nadine wurde von ihren Eltern mit dem Trigonischen Kristall fortgeschickt, doch sie und eine Magd landen nicht auf einen der ihr bekannten Welten, sondern auf der Erde.

„Sag, dass das nicht wahr ist, Amarelia!“ Ich spüre, wie sich ein dicker Kloß meinen Hals hinaufwürgt, meine Stimme im Inneren laut aufschreien und sich gegen den Entschluss meiner Eltern wehren will. Was hab ich hier auf der Erde verloren? Wie soll ich ohne meine Freunde leben, ohne meine Hobbys – und ohne meinen Zottelbären, der jetzt allein zu Hause in meinem Zimmer liegt?
„Das ist doch hohler Hühnerschiss! Wir sind niemals auf der Erde gelandet! Das … das wäre …“
Ich kann nicht weitersprechen. Der Gedanke ist einfach zu absurd: Warum soll ich Milliarden von Lichtjahren entfernt auf einer unterentwickelten Welt herumhängen, wo ich meine Eltern so sehr brauche? Na ja, wahrscheinlich hätte mich meine Mutter gerade gerüffelt, dass ich mich gewählter ausdrücken sollte und nicht mal einen einzigen vernünftigen Satz zu Ende sprechen kann. Und mein Vater hätte mir vermutlich einen Vortrag über verantwortungsbewusstes Benehmen gehalten, da ich einfach nur dumm herumstehe. Aber sie sind auch nicht an meiner Stelle. Sie haben sich diesen ultra-kotzigen Plan ausgedacht – und wer muss nun die Hühnersuppe auslöffeln?
Ein mal raten ist erlaubt!
„Es war die Idee deines Vaters, doch deine Mutter hat ihm beigepflichtet. Sie haben dir eine äußerst ehrenvolle Aufgabe anvertraut. Hast du ihn noch?“
Ich schaue die Magd an, als rede sie von dem vergifteten Apfel aus Schneewittchen, aber dann greife ich in meine Tasche. Der Trigonische Kristall! Er schimmert in einem zarten Violett, meiner Lieblingsfarbe. In seiner Mitte dreht sich die Erde wie eine Welt, die bewundert werden will, ein blauer Planet, unschuldig und doch irgendwie schön.
„Verwandle ihn in etwas anderes, zum Beispiel in ein Armband.“
„Was?“
Ich hatte nicht zugehört, was Amarelia gesagt hatte. Viel zu fasziniert beobachte ich das Innere der Kugel: Jetzt scheint sie das weite Meer zu zeigen. Ich sehe Wolken über das Wasser ziehen und Schwebeschiffe dahingleiten.
„Der Kristall ist zu auffällig. Verwandle ihn in ein Armband.“
„Wie denn?“, blaffe ich, „ich kann doch kaum sagen: Los, Kristall, verwandle dich in einen Armreif!
Kaum habe ich aber den Satz zu Ende gesprochen, liegt ein goldener Reif in meiner Hand. Ich klappe den Mund auf.
„Er hat dich als Hüter akzeptiert, wie dein Vater es vorausgesehen hat!“, ruft Amarelia begeistert. „Aber ein goldener Armreif am Handgelenk eines Kindes ist immer noch zu auffällig.“
Da denke ich nur: Werde zu einem Blechreif – und schon verändert der Reif seine Farbe und ich glaube, meine Gesichtsfarbe ändert sich ebenfalls. Ich muss einem Laubfrosch aus eurer Welt ziemlich ähneln.
„Gut so!“, sagt Amarelia. „Der Kristall täuscht uns eine Illusion vor. Niemand darf wissen, dass du ihn hast. Ich habe in den letzten Wochen, seit deine Eltern mich in ihren Plan eingeweiht haben, alle alten Aufzeichnungen über die Erde gelesen. Das da drüben ist ein Automobil.“ Sie zeigt auf die Maschine, die vorhin so laut geknattert hat.
„Es stinkt!“, knurre ich und verziehe angewidert das Gesicht. Unter normalen Umständen würde ich dieses „Automobil“ sofort studieren. Mit meinen besten Freundinnen Dan’helia und Gusuh’mare würde ich mich darum reißen, es als Erste zu berühren. Wir drei sind bekannt für unseren Ehrgeiz, Geheimnisse zu lüften.
Augenblicklich spüre ich ein Stechen in der Brust. Was machten Dani und Gusu genau jetzt? Vermissen sie mich vielleicht schon?
„Deine Eltern ahnten den Verrat“, fährt Amarelia fort. Ich sehe die Magd böse an, aber sie hat natürlich keinen blassen Schimmer, aus welchen Träumen sie mich gerade gerissen hat. „Der Friedenskristall muss in Sicherheit gebracht werden. Deine Eltern hoffen, dass niemand den Kristall bei dir vermutet. Noch nie zuvor wurde er einem Kind anvertraut.“
Lange sage ich nichts. Ich spüre die Last der Verantwortung wie Blei auf meinen Schultern und Angst kriecht in meinem Kopf herum, aber gleichzeitig keimt auch ein wenig Stolz in mir auf. Ich bin von meinen Eltern auserwählt worden! Sicher hätte es noch genügend andere Labidaner gegeben, die ebenfalls infrage gekommen wären – aber nein, sie vertrauen nur mir!

Veronika Aretz wurde 1963 in Aachen geboren, hat Grafik-Design studiert und arbeitet seit 2001 als Selbstständige. Mit ihrem Mann lebt sie in der Nähe von Aachen, ihre drei Kinder sind zum größten Teil schon ausgezogen und studieren. Seit dem Jahr 2000 trainiert sie ehrenamtlich Kinder im Schwimmverein ihrer Heimatstadt.
Durch die Unzufriedenheit ihrer ältesten Tochter über schlechte oder wenig interessante Kinderbücher ist sie Anfang 2000 zum Schreiben zurückgekehrt. Seitdem hat sie mehr als 40 Sach- und Kinderbücher geschrieben.
Bisher veröffentlicht hat sie die „Verflixte-Buch-Serie im Editia Verlag und alle anderen im Eigenverlag (VA-Verlag), der Indie-Autoren mit E-Book und schönem Cover unterstützt. So sind dort auch alle Bücher der „Sarah & Nico-Reihe“ entstanden, ebenso die „Arbeitskarten für den Schwimmunterricht“, die hauptsächlich von Lehrern und Trainern genutzt werden.
Webpräsenz:  www.va-verlag.de
Kontakt: info@va-verlag.de