Klappentext Band 1 – Sina
und das Pony aus dem Schrebergarten
Die reitbegeisterte vierzehnjährige Sina
träumt wie viele Mädchen von einem eigenen Pferd. Zusammen mit ihrer besten
Freundin Reena geht sie, wann immer es die Zeit erlaubt, zu ihrer
Reitbeteiligung. Eines Tages führt sie ihr Weg durch die Kleingartenkolonie, wo
sie eine traurige Entdeckung machen. Ein verwahrlostes Pony wird dort gehalten.
Kann der aufstrebende Jungspringreiter Josef, Sinas heimlicher Schwarm, ihr
helfen, das Pony aus der Hölle zu befreien?
Kapitel 1
Sie hörte die Wellen
rauschen, spürte das Wasser gegen ihre nackten Beine spritzen. Die Sonne
schickte ihre Strahlen vom wolkenlosen Himmel und wärmte die Leiber von Sheila
und ihrem schwarzen Hengst. Sie glaubte, zu schweben, fühlte sich wie im
Paradies. Der Stress der letzten Tage war vergessen und der Hunger in den
Hintergrund geraten. Es gab nur sie und das Pferd auf der Insel und die endlose
Weite des Horizontes.
Sheila fühlte jeden Muskel
des stolzen Andalusiers unter sich. Sie balancierte sich aus und hob ihre Hände
in die Luft. „Jaaaa!“, schrie sie und lächelte. Frei wie der Wind, dachte sie.
Das war sie und sie fühlte sich glücklich wie nie zuvor in ihrem Leben. Wo auch
immer ihre Familie jetzt war, es interessierte sie nicht. Tashunga, der
Herrscher der Insel, würde da sein, um sie vor jedem Ungemach zu beschützen,
das da draußen lauern mochte. Hier war sie frei und geborgen ...
„Sina Merbach, Sie sollen keine Pferdegeschichten
lesen, sondern dem Unterricht folgen.“
Gelächter brach aus, flutete den Klassenraum.
Peinlich berührt starrte die Rothaarige den strengen Lehrer Bognatz an, der ihr
das Pferdebuch entrissen hatte. Auf dem Cover sah sie den Kopf eines schwarzen
Hengstes. Tashungas Abenteuer lautete der Titel. Im Hintergrund erkannte
sie eine untergehende Sonne in unterschiedlichen Rot-Orange-Tönen, die am Ende
des Horizonts im Meer zu versinken schien.
Träume sind Schäume, dachte Sina, als sie sah,
dass der abgewetzte Schultisch unter ihren Händen hervor kam und nicht das
samtige Fell des Hengstes, den sie in ihren Gedanken eben noch geritten hatte.
Welches Mädchen in ihrem Alter träumte nicht von einem schwarzen Hengst, wie es
die bunte Medienwelt zu gern darstellte? Schwarze oder weiße Hengste lagen
besonders weit oben in der Gunst kindlicher Liebhaberei. Leider nicht in der
Gunst des Mathematiklehrers. Der stand vor Sina und statt eines gestählten
Pferderückens fühlte sie die harte Sitzfläche des ollen Stuhls unter ihren
Pobacken.
Alle Augen waren auf Sina gerichtet. Nervös
fummelte die Vierzehnjährige an ihren Locken. „Können Sie die Frage
wiederholen?“ Ihre blauen Augen blickten wie die eines Hündchens, der gerade
einen Schuh zerkaut hatte. Wer konnte da böse sein? Das dachte Sina sich auch
und hoffte, den Lehrer zu erweichen.
Bognatz mit den kurzen dunkelbraunen Haaren verzog
den Mund und rückte seine Brille gerade. Sich räuspernd bemerkte er: „Bitte das
nächste Mal aufpassen, ok?“ Er wartete das Nicken seiner Schülerin ab.
Sina schluckte und blickte sich verlegen um. Jeder
ihrer neunzehn Klassenkameraden schaute zu ihr. Erwischt! Schon wieder als
Anbeterin des schwarzen Hengstes entlarvt. Das konnte nicht wahr sein. Sie
schallte sich selbst als dumm, ausgerechnet in der Mathe-Stunde bei Bognatz im
Buch gelesen zu haben. Aber das Buch war einfach zu spannend und der Schulstoff
zu langweilig gewesen. Nun hatte sie den Salat, stand im Mittelpunkt aller.
Dahinten grinste Jan, der Schwarm bei den Mädchen
in der Klasse, wortlos in sich hinein. Der Wuschelkopf zerriss ein Blatt Papier
in viele kleine Teile.
„Ja, Herr Bognatz, versprochen, ich werde nicht
mehr im Unterricht lesen.“
„Bis zum Ende der Stunde nehme ich das Buch mit
zum Pult.“
Sina blickte ihrem Roman mit hängenden Schultern
nach. Getuschel kam hinter ihr auf. Sie drehte sich um.
„Können sich deine Eltern immer noch kein Pferd
für dich leisten?“
„Halt deine Klappe!“ Bissig drehte sich Sina
zurück. Ihre gehasste Klassenkameradin Lisa nervte mal wieder mit ihren doofen
Sprüchen. Immer musste sie zänkisch sein. Nur, weil ihre Eltern eine angesagte
Lokalität in Hamburg führten? Gut, ihre eigene Mutter, Marie, war Verkäuferin
in einem Drogeriemarkt und ihr Vater Jorsch, Klempner. Sina dachte, dass die
Jobs ihrer Eltern besser waren, als arbeitslos zu sein wie der faule Vater von
Mirco, der drei Reihen weiter vorne saß. Sie wunderte sich, wie der es auf die
Realschule geschafft hatte.
Sina nahm wahr, dass ihre beste Freundin Reena am
zweiten Tisch vor ihr, ihr zuzwinkerte und zur Uhr wies. Die feschen Augen
Sinas wanderten in ihren Höhlen herum, bis sie die Uhr über der Tafel
streiften. In zwanzig Minuten würde die leidige Mathematikstunde zuende sein.
Nie zuvor hatte sich Sina so sehr auf ein Ende der Stunde gefreut wie heute.
Ihr Buch fehlte ihr.
Kapitel 2
Ihre Rucksäcke locker auf den Rücken geschmissen,
schlurften Sina und Reena durch die Gartenkolonie nach Hause. Es war sonnig und
warm, ein herrlicher Frühsommertag.
„Der Lehrer ist affig! Mir einfach das Buch weg zu
nehmen“, sagte Sina. Sie hörte, wie ihre Freundin, im selben Alter wie sie,
auflachte.
„Wenn man so offensichtlich nur kitschige
Pferdestories liest, statt Schulstoff zu pauken, kein Wunder.“
„Haha“, gab Sina zurück. Sie zupfte ihr
marineblaues langärmeliges Shirt zurecht und folgte zähneknirschend den Weg
hinauf, der von etliche Lauben umsäumt wurde. Einige waren besonders liebevoll
aufgemacht, andere sahen aus, als würden sie Jahre vor sich hin schimmeln.
„Ich muss mich damit abfinden, dass ich kein
eigenes Pferd haben kann. Dafür schwelge ich in Büchern und schaue Filme über
Pferde und ihre Abenteuer“, sagte Sina.
„Na ja, du hast doch die Reitbeteiligung auf Paco.
Das reicht doch, oder nicht?“ Reena schob ein Kaugummi zwischen ihre rot
geschminkten Lippen. Fesch in dunklen Kleidern und besonders schlank, sah sie
deutlich älter als vierzehn aus.
Sina zwinkerte und zuckte mit den Schultern.
„Klar“, sagte sie und blieb stehen. „Paco ist nur ein Pony.“
„Mein Gott, du hast Wünsche, Sina. Es gibt Leute,
die können sich keine Reitbeteiligung leisten. Freu dich, dass du es kannst.“
Ihrer Freundin Mut zusprechend, neckte Reena sie. „Sieh´s mal positiv, lieber
einen Haflinger als diese 50-Cent-Wackelpferde, die oft vor Supermärkten
stehen.“
„Was redest du da, Mann?“, fragte Sina und ließ
sich erklären, was ihre Freundin mit Wackelpferd meinte. Sie verstand
erst spät, dass es diese Dinger waren, wo man Geld einwerfen konnte, um dann
ein paar Minuten hin und her zu schaukeln. Kinderspielgeräte. Die locker
flockige Art der hochgewachsenen Halbrussin Reena, die sie seit dem
Kindergarten kannte, entlockte ihr ein Grinsen. Grübchen erschienen an ihren
Mundwinkeln. „Du hast recht“, sagte sie.
Die beiden Mädchen gingen weiter. Ihnen kam ein
Mann entgegen. Sie kannten ihn flüchtig.
Er war wenig freundlich und grüßte
nicht, als er an ihnen vorbei kam. Er zog eine Fahne nach sich. Es roch
nach billigem Alkohol und er schien angetrunken zu sein. Weiße Zotteln hingen
ihm auf dem Rücken. Sein Hemd war am Kragen dunkel. Er trug eine kakifarbene
Cordhose.
Sina sah Reena an, die den Gestank nach Suff
scheinbar nicht gerochen hatte.
„Hey, warte!“
Sina ging weiter, als hätte sie ihre Freundin
überhört. Ihre Aufmerksamkeit galt einem Jägerzaun. Dahinter befand sich ein
ungepflegter Buschwald. Keiner der Büsche war gestutzt. Mehrere Bäume wucherten
in den Weg hinein.
Reena tauchte neben Sina auf. „Was´n?“
„Schau mal!“ Sina wies mit dem Zeigefinger auf ein
paar Strohhalme, die vor dem Gartentor lagen. Auch hinter dem Tor konnte sie
ein paar sehen. Dann meinte sie, ein Schnauben zu vernehmen. „Hörst du das
auch?“
„Was?“
„Ein Pferd!“
Reena lachte. „Das hier ist eine
Kleingartenkolonie. Hier dürfen keine Tiere gehalten werden.“
Aufgeregt beugte sich Sina über den Zaun,
versuchte, etwas Verdächtiges zu entdecken. „Heu!“
„Vielleicht ein schwarzer Araberhengst.“
Schnippisch, aber nicht wirklich herablassend, formte Reena mit ihren Händen
ein Herz. „Der schwarze Hengst, die größte Liebe ihres Lebens. Boa, wie
kitschig. Als ob es Hengste sein müssen. Das verstehe ich an den Filmen und
Büchern sowieso immer nicht.“
Aus dem linken Weg kam ein älteres Ehepaar. Die
greise Dame nickte den Teens zu. Sina bekam sofort ein komisches Gefühl im
Bauch. Fast, als würde die Frau etwas über den zugewucherten Garten wissen. Sie
wollte ihr noch nachrufen und fragen, ob sie den Eigner kannte. Dann fiel es
ihr wie Schuppen von den Augen. Der Cordhosen-Opa musste es gewesen sein. Seine
Optik passte zu gut zu dem lumpigen Garten.
„Mach das nicht. Es ist Hausfriedensbruch“, mahnte
Reena, als Sina drauf und dran war, das Tor zu öffnen. „Hey, du hast
Stalldienst um vier Uhr. Lass uns jetzt hingehen, wenn du Paco vorher noch
reiten willst.“
Da war es wieder. Ein Wiehern. Sina ballte die
rechte Hand zur Faust. „Ein Pferd, ich habe ein Pferd gehört. Das bilde ich mir
nicht ein.“
Vita: Sarah Lee
Sarah Lee ist das Pseudonym der Autorin
Julia Meyer. Sie wurde 1983 in Lüneburg geboren.
Sie ging zur Realschule und absolvierte
eine Lehre zur Groß-und Außenhandelskauffrau. Sie arbeitet als
Vertriebssachbearbeiterin in einer Firma für Tiefkühlfisch.
Seit ihrer Jugend schreibt sie Romane und
Kurzgeschichten. Im Laufe der Jahre haben sich viele Geschichten angesammelt.
Der erste Erfolg kam 2002 mit dem Kurzkrimi „Josefs Braut“, der in der
TV-Zeitschrift „Funk Uhr“ abgebildet wurde.
Der erste Teil der Sina-Reihe, eine Reihe
über Freundschaft, Pferde und Lehrthemen, „Sina und das Pony aus dem
Schrebergarten“ erschien sowohl im Ebook-Format als auch als Taschenbuch bei
Amazon. Teil zwei und drei folgten, ein vierter ist bereits in Artbeit. Die
ersten drei Bände gibt es im praktischen Sammelband „Sinas Pferdeabenteuer“ in
beiden Versionen, Taschenbuch und Ebook. Des Weiteren schreibt sie auch
Liebesromane.
Weitere Werke aus den Bereichen Horror
und Thriller sind unter ihrem richtigen Namen ebenfalls bei Amazon erschienen.
Neben ihrem Hund ist die Autorin
begeisterte Opel-Fahrerin, geht gern schwimmen, in Freizeitparks und ist mit
Freunden unterwegs.
Link zur Autorenseite bei Amazon.
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