Sonntag, 10. Januar 2016

Teatime Blues – Ein mÖrderischer Fall für die Cups von Maggie Jung



 Als aus Tante Marthas wertvoller Sammlung Raritäten des berühmten Musikers
Paul McCartney verschwinden, steht für die Cups fest: Nur Marthas neuer Lover
Bill Schiers kann hinter dieser kriminellen Handlung stecken! Das sieht
Kommissar Klotz anders, denn allzu gut passen ihm die Diebstähle ins Konzept:
Schon lange wartet er auf die passende Gelegenheit, die hässlichen Penner aus
Bitburgs Innenstadt loszuwerden. In sein Visier gerät auch die kleine Juni, die wie
aus dem Nichts aufgetaucht ist. Die Cups sind von der Unschuld des
geheimnisvollen Mädchens überzeugt, doch sie müssen enttäuscht feststellen,
dass sich die Kleine ein Netz aus Lügen gesponnen hat. Noch während die vier
Freunde versuchen, das Puzzle um Bill und Juni zu lösen, jagt ein mysteriöses
Ereignis das nächste ...
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für Leser ab 12 und im Herzen Kind Gebliebene.                             


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Die Nässe auf den Straßen verdampfte allmählich, als sich die Cups auf ihrem Nachhauseweg befanden.
Als sie in die Nähe eines sandsteinfarbenen Gebäudes kamen, blieb Lyn plötzlich stehen.
„Hey, guckt doch mal!“, flüsterte sie den anderen zu und deutete mit dem Kopf in die Richtung des mehrstöckigen Hauses. Es hatte unzählige Fenster; seine Fassade war mit bunten Stadtmotiven bemalt und schimmerte im Licht der untergehenden Sonne wie ein riesiges Gemälde.
„Das Seniorenwohnheim, right?“, antwortete Suzann. „Sieht toll aus. Und weiter?“
„Quatsch! Ich meine daneben, beim Müllcontainer, der zum Supermarkt Finchens Hütte gehört! Diese kleine Gestalt, ... die hab ich ... die war doch ...“ Zögerlich ging Lyn näher.
Ein schmächtiges Mädchen, offensichtlich jünger als sie selbst, wühlte mit bloßen Händen in dem Container. Die schwarzen Haarsträhnen klebten an seiner Wange.

„Mann, wie versessen ist die denn? Die kriegt ja nix mehr mit. Seht ihr das nicht?“ Lyn blickte suchend nach hinten und bemerkte erst jetzt, dass die anderen offensichtlich in eine Seitenstraße abgebogen waren. Eigenwillig entschlossen sich ihre Füße zu zwei wankelmütigen Schritten nach hinten. Doch dann drehte sich Lyn – fasziniert und entsetzt zugleich – wieder zu dem Mädchen um.
„Hallo?“, rief sie mit gedämpfter Stimme, eher zurückhaltend, fast schüchtern.
Die Kleine hob den Kopf, und Lyns Blick traf geradewegs in ihre schwarzen Augen. Angst, panische Angst, schien darin zu liegen. Lyn spürte unmittelbar ein seltsames Unbehagen. Eine beklemmende Stille umgab sie und das fremde Mädchen, schloss sie beide geradezu ein, wie in einer luftdichten Blase. Mit einem alten Stück Brot in der Hand wollte die Kleine soeben davonrennen, als plötzlich der knatternde Lärm von Mofas das Vakuum dieser Stille zerplatzen ließ. Lyn konnte die Gesichter der Fahrer  nicht erkennen, denn sie hatten Helme auf mit dunklen Visieren; nur ihre Kleidung verriet, dass es sich um fünf Jungs handelte. Mit  kreischenden Reifen schnitten sie der Broträuberin den Weg ab.
Verängstigt wie ein kleiner Hase huschte die Fremde hin und her, versuchte Haken zu schlagen, taumelte schließlich gegen den Container und fiel zu Boden.
„Lyn?“
Hatte da jemand nach ihr gerufen? Piet vielleicht, dachte Lyn, aber sie war wie hypnotisiert, starrte weiterhin gebannt auf die Szene vor sich.
Zwei der Mofafahrer rammten immer und immer wieder mit ihren Fahrzeugen den Container. Die drei anderen waren abgestiegen und schaukelten mit aller Gewalt an dem großen Blechbehälter, bis dieser bedrohlich zu schwanken begann. Er quietschte und ächzte wie eine ungeölte Ritterrüstung, dass es in Lyns Ohren schmerzte.
„Lyyyn!“, glaubte sie einen erneuten Schrei zu hören.
In dem Moment kippte der Container mit ohrenbetäubendem Krach um – gleich neben dem Mädchen, das am Boden lag – und eine Riesenladung bereits faulender Lebensmittel wurde auf die Straße geschleudert.
„Da hast du deinen Fraß, du Schlampe!“, grölte einer der Kerle. Lyn konnte die Stimme nicht zuordnen. Ein herannahendes Auto hupte und wich gefährlich schlingernd mit heulenden Reifen dem See aus matschigen Resten aus.
Lyn schrie auf, so gellend, dass sie über sich selbst erschrak. Unwillkürlich schossen ihr Tränen in die Augen und sie schlug beide Hände vors Gesicht.
„Haarscharf“, murmelte sie erleichtert. „Mann, das war haarscharf.“
Die Kleine rappelte sich hoch und klatschte sofort wieder zu Boden. Auf den Knien hockend tauchte sie wie besessen mit beiden Händen in den stinkenden Sumpf, krallte sich blitzschnell zwei gelblich-schwarze Bananen, stieß sich mit letzter Kraft vom glitschigen Boden ab und rannte davon. Ein letztes Mal blickte sie über ihre zarte Schulter, dann verschmolz sie in der Ferne mit der sommerlichen Dämmerung. Die drei Typen ohne Fahrzeug rannten – noch immer ihre Helme auf den Köpfen – dem fliehenden Mädchen hinterher, während Lyn die beiden anderen Mofafahrer mit starrem Blick fixierte. Vermutlich waren sie drei Jahre älter als sie selbst, schätzte sie, so um die fünfzehn. Jetzt lachten sie spöttisch und spielten mit den Gasgriffen ihrer Zweiräder. Der Abgasgestank schmerzte Lyn in der Nase und vermischte sich mit dem Fäulnisgeruch der Lebensmittelreste. Wo blieben nur Piet, Alfred und Suzann? Mist! Wenn man sie mal brauchte ...! Die mussten doch längst kapiert haben, dass Lyn ihnen nicht gefolgt war! Sie wagte es kaum, sich nach Hilfe umzusehen. Wie gelähmt stand sie vor den Mofas, die gleich auf sie zubrausen würden. Ihr ganzer Körper zitterte. Jetzt bloß nicht den richtigen Moment verpassen!, schoss es ihr in den Sinn. Bloß weit genug zur Seite springen, raus aus der Gefahrenzone. Das schaffst du doch! Im Zeitlupentempo drückte sie ihre Stirn gegen den T-Shirt-Ärmel – gaanz langsam, nur keine ruckartigen Bewegungen! – und sah den feuchten Abdruck auf dem Stoff: Angstschweiß!
Immer wieder heulten die Motoren der Mofas auf. Das Schreien irgendwo hinter ihr schien näherzukommen, energischer zu werden. Lyn kniff für Sekunden die Augen fest zusammen; ihr Kopf schmerzte, war scheinbar blutleer, und ihr Gehirn nicht in der Lage, die Stimme zuzuordnen. Einfach umdrehen? Sie konnte doch nicht! Eine falsche Bewegung – und sie war restlos verloren! Verdammt, dachte sie panisch, warum hilft mir denn niemand?!
Ein dröhnender Lärm tauchte auf wie aus dem Nichts. Es war das Martinshorn eines nahenden Krankenwagens, dessen Signalton immer lauter, greller, unerträglicher wurde. Lyn legte ihre Hände flach auf die Ohren. Die Sanitäter bogen direkt vor ihr zum Seniorenheim ab, schnitten die Straße ohne Rücksicht auf Hindernisse. Dabei brausten sie mitten durch den Lebensmittelsumpf, dass es nur so spritzte. Lyn spürte, wie der faulige Brei an ihren Hosenbeinen herunterlief.
Bis sie verstand, dass der Krankenwagen tatsächlich eine Barriere zwischen ihr und den Mofafahrern geschaffen hatte, dauerte es. Sekundenlang. Viel zu lang.
Unerwartet schlang jemand von hinten den Arm um ihre Brust und zog kraftvoll an ihr. Lyn schlug zu, blindlings, einfach nur drauflos, doch sie hatte keine Chance.
Kraft- und willenlos schloss sie die Augen und ließ sich fallen.


Am Schalttag 1968 hat Maggie Jung die Lichter Bitburgs entdeckt.
Sie spielte in Nachbars Kuhställen (und ging ungewaschen ins Bett), hat im
hellblauen VW-Käfer vorne auf Mutters Schoß gesessen (Es gab einen
Festhalte-Griff!) und ist mit roten Rollschuhen mitten über die Fahrbahn
gebrettert (Knieaufschlagen inklusive). Fasziniert von den amerikanischen
Kids aus der Nachbarschaft und ihren Skateboards (Wow! Tolle Dinger!),
besuchte sie mit deren Familien die (schrillen und bunten) Basement-Sells
der Bitburger US-Air Base und bewunderte im Kino Peter Pan (klasse Typ!)
auf Amerikanisch. Schon früh kreierte sie eigene Zeitungen (jede ein
Unikat!), schrieb und illustrierte Gedichte und Geschichten.
Als Erzieherin arbeitete sie in Institutionen für behinderte sowie nicht
behinderte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene (Behinderte sind
anders, nicht Behinderte auch!), absolvierte ein Studium der Theologie und
Religionspädagogik und erteilte musikalische Früherziehung an einer
Musikschule.
Seit 2007 widmet sich Maggie Jung intensiv dem Schreiben. Sie hat bereits
mehrere Erzählungen in Anthologien (u.a. Hueber-Verlag, Ismaning) sowie
erfolgreiche pädagogische und musikpädagogische Handreichungen (Verlag
Bergmoser + Höller, Aachen; BVK, Kempen) veröffentlicht. Ebenso hat sie
Kinderlieder komponiert und publiziert.
Teatime Blues – Ein mörderischer Fall für die Cups ist ihr erster Roman.
Weitere Infos: www.maggie-jung.de

und http://l.facebook.com/l/iAQF-lTiyAQGOXxy1X7l8UEV6QGYqXZmXVkxafnJ_4MUn6w/maggie-jung.de

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