Mary Island Band 3
Klappentext: Der
heiße Sommer auf Mary Island beginnt mit Ferien und Strandpartys. Endlich ist
Jasmin aus Deutschland zu Besuch. Doch das Urlaubsparadies wird von Diebstählen
heimgesucht, denen ein waschechter FBI Agent auf die Spur kommen möchte. In dem
Durcheinander, in dem jeder jeden verdächtigt, entdeckt Julie ein Geheimnis in
einer dunklen, abgebrannten Ruine am Strand. Dass sie damit ihr eigenes und das
Leben ihrer Freundin Valentine in höchste Gefahr bringt, wird ihr zu spät
bewusst.
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Das Abenteuer geht
weiter
Jasmin Müller aus Deutschland besucht ihre Freundin
Julie. Die Ferien sind da und mit ihnen fallen die Touristen über die Insel
her. John Eagle beginnt mit dem Bau seines Indian Documentation Centers. Auf
der Farm mietet sich ein Pärchen ein, das auf der Hochzeitsreise ist. Mister
Seymour ist ständig unterwegs, seine Frau genießt die Ruhe mit Laptop und
Spielekonsolen. Die Insel scheint sich in ein Paradies zu verwandeln. Zumal
sich Dana und Steven endlich ihre Zuneigung gestehen und auch Tim und Julie
sich näher kommen. Da erschüttern Diebstähle in den Hotels und an den Stränden
die Region. Um Herr über die Lage zu werden, muss der FBI-Agent Benjamin Graves
den Sheriff unterstützen. Und er wohnt ausgerechnet auf der Farm. Einige
Insulaner wollen die Gunst der Stunde nutzen und versuchen, alles John Eagle
anzuhängen. Aber Julie, Steven und Dana können das in letzter Minute verhindern.
Bei ihren Ausritten entdecken Valentine und Julie eine alte, abgebrannte Hütte
am Nordstrand. In Julie reift ein Verdacht. Geht es wirklich nur um Plunder,
Armbanduhren und Goldkettchen? Dem Täter auf der Spur, geraten sie in tödliche
Gefahr. Können Ben und ihre Freunde sie rechtzeitig retten
Leseprobe:
Das Abenteuer ist noch lange nicht zu Ende
Wie ein Dieb sah Steven sich zwischen den Regalen um. Er fühlte sich
nicht wohl. Was machte er hier? Suchend ließ er seine Blicke über die Ware
streifen und duckte sich blitzschnell, als er eine ältere Frau entdeckte, die
einen Lippenstift in ihr Einkaufskörbchen legte. Was zum Teufel war denn dabei,
cool zuzugreifen und an die Kasse zu gehen, auch wenn seine Knie schlotterten
und er beinahe eingeknickt wäre.
Okay, dachte er. Dann halt ein andermal. Gerade wollte er die Schachtel
zurückstellen, als er überrascht wurde: „Hey, guten Morgen Steven.“
„Oh, hi Vally. Wie geht‘s?“ Schnell hatte er sich an den amerikanischen
Gruß gewöhnt: Man fragte, erwartete aber keine Antwort.
„Super, ich hab‘ diese Nacht mal richtig gut geschlafen. Heute früh
habe ich Gymnastik gemacht. Deshalb hab‘ ich beim Frühstück ausnahmsweise
zugeschlagen wie eine hungrige Bärin, mir geht‘s blendend. Und dir?“
Verwirrt blickte er das Mädchen aus seiner Klasse an. Mit diesen
ausführlichen Erläuterungen hatte er nicht gerechnet. „Okay! Danke. Ganz gut“,
gab er knapp zurück.
„Hm, ‚Old Shepard‘, Aftershave, schwerer Duft, ist Moschus drin, nicht
wirklich das Beste. Du rasierst dich?“
„Also, äh ...“ Hoffentlich bemerkte Valentine nicht, dass er rot
anlief. Das war haargenau der Mega-GAU: Valentine ertappte ihn, wie er sich
Rasierwasser aussuchte. Von einem Bartwuchs war allerdings weder etwas zu sehen
noch zu ertasten, was niemand zu
wissen brauchte. Und jetzt, wo Vally ihn darauf ansprach, würde es bald
die ganze Schule erfahren. Boah! Schon mitgekriegt? Steven Seidel entfernt
erste Bartstoppeln von seinem 14-jährigen Kinn.
In Wahrheit mochte er den Duft, auch wenn er noch keine Rasur
benötigte. Genau darum war er in den einzigen Drugstore von Mary Island
gekommen, der Valentines Eltern gehörte,
da genügte es bereits, wenn Herman Wellmill ihn kannte. Eine Begegnung
mit seiner Klassenkameradin hatte er zwar befürchtet, jedoch gehofft, es
vermeiden zu können. In ihrem weißen Kittel stand sie vor ihm und zerrte
lächelnd an der Schachtel in seinen
Fingern. Er klammerte, sodass sie heftig ziehen musste, bis er
schließlich nachgab.
„Okay, lass mal fühlen.“
Ehe Steven sich versah, strich sie sanft mit den Fingerkuppen um sein
Kinn.
„Ich verstehe, nicht für den Bart. Hier, nimm das, das brennt nicht so
und ist sehr hygienisch.“
Mit ernster Miene drückte sie ihm eine Plastikflasche in die Hand.
„Intimrasur?“ Entsetzt starrte er auf die Beschreibung und glaubte,
sich verlesen zu haben.
„Ja klar!“, gab sie zurück, als wäre es die natürlichste Sache der
Welt.
„Vally, ich rasiere mich nicht ... da unten.“
„Wo denn sonst? Also für deinen Bart ist es jedenfalls nicht. Ah,
kapiert! Ein Geschenk für deinen Dad.“
„Nein, das ist für mich. Muss ich mich rasieren, wenn ich mal
ordentlich riechen will?“
Valentine glotzte ihn an, weshalb er rasch besänftigend nachschob: „Der
Gestank nach Seetang und Salzwasser und dann noch die Tiere auf unserer Farm …
ich möchte nicht stinken, wenn ich ausgehe.“ Steven verschwieg lieber, dass er
in letzter Zeit
stark schwitzte und seine Bettdecke jeden Morgen auswringen könnte.
Valentine lächelte: „Mensch Steven. Sag das doch gleich. Herrenparfüm.
Komm mal mit.“ Valentine führte ihn durch den halben Drugstore. Vor einem Regal
mit Kosmetikartikeln
für Männer hielt sie inne und überlegte. „Mal sehen, wie wäre es damit?
Nein, das ist zu würzig, oder besser das? Ich mag zwar diesen Duft, aber ich
befürchte, Dana nicht so. Hm, eher das da? Oder das. Ja, das wäre was.“
„Dana?“ Vor Staunen bekam er seinen Mund nicht mehr zu. Wozu brachte
sie Dana ins Spiel? Was sollte denn das? Er wollte es für sich, nicht für Dana,
die sowieso vorgab, Parfüms nicht zu mögen, und überhaupt: Steven und Mädchen!
„Ja! Oder das? Das ist total
krass und das würde zu dir passen. Moment! Ich hole einen Probezerstäuber.“
Ohne ihn zu fragen, sprühte sie ihm eine Duftwolke an den Ansatz seines
verschwitzten T-Shirts. Sie schnupperte nahe an seinem Hals und
verkündete mit Kennermiene: „Ja. Das passt. Ist auch nicht so teuer und gefällt
Dana bestimmt total!“
„Okay.“ Das war schiefgegangen. Jetzt musste er hier nur noch lebend
rauskommen. „Wenn du meinst.“
„Das riecht klasse, glaub mir. Außerdem ist kein Moschus drin. Es ist
total sanft zur Haut. Wenn du dich rasierst, solltest du ein Aftershave
verwenden, das hat mehr Alkoholanteil zur
Desinfektion der gereizten Haut. Nass oder trocken? Ach, egal. Ich kann
dir ein paar empfehlen, wenn es so weit ist. Einige sind sehr gut getestet
worden und recht preiswert.“
„Ach Vally, na gut. Was kostet es?“
„15 Dollar, ähm, ich kann dir einen Sonderpreis machen. Bei dem hier
ist der Karton kaputt und die Flasche hat einen Kratzer, ist aber originalverpackt
und total einwandfrei. Fünf Dollar
Rabatt sind okay, denke ich.“
„Das ist … total … freundlich, danke schön“, äffte er Valentines
Lieblingswort nach, aber sie bemerkte es nicht.
„Sonst noch was?“
„Nein, ansonsten bin ich total wunschlos glücklich.“
„Okay. Cash oder Kreditkarte?“
„Bar.“
Ehe Steven sich versah, hatte sie ihm den halben Zerstäuber
übergesprüht und geleitete ihn an die Kasse. Er trottete hinter ihr her und
wedelte mit den Armen, um den Duft zu vertreiben, doch es war vergebens.
„Hi Dad. Steven will ‚Peninsula Sunrise‘ kaufen, das mit der
zerknautschten Schachtel, ich habe gesagt, zehn Dollar, geht das in Ordnung?“
„Hallo Steven, wie geht es, alles klar?“
„Bestens, Sir. Und bei Ihnen?“
„Zehn Dollar, bitte.“
Mr. Wellmill war auf die Frage, wie es ihm ginge, nicht eingegangen,
somit rückte er Stevens Weltbild der ewig fragenden Amis wieder zurecht. Steven
legte das Geld auf den Tresen und erhielt eine Plastiktüte.
„Das ist ein erstklassiger Duft, er wird dir stehen“, versprach Valentines
Vater. Bimmelnd schloss sich die Kassenlade.
„Was machst du heute noch so, Vally?“, fragte Steven.
„Ich habe noch Salben auszupacken.“
„Verstehe. Julie hat gefragt, ob du mal mit ihr ausreiten möchtest.“
„Echt?“
„Ja.“
„Gerne. Ich ... ich melde mich, okay?“
Das war ein glatter Rauswurf. Täuschte sich Steven oder lief sie
knallrot an? Schimmerte da gar eine Träne in ihrem Auge? Das musste an der
Klimaanlage liegen. Zufrieden pfeifend verließ er den Drugstore und schlenderte
zur Marina, wo er sein Fahrrad an einem Pfosten festgekettet hatte.
„Intimrasur!“, murmelte er auf dem Weg zum Hafen und schüttelte
angewidert den Kopf. „Was denkt die von mir?“
Neben dem Laden der Wellmills erstreckte sich ein schmaler Parkplatz.
Eine hohe, undurchdringliche Hecke grenzte die Fläche zum Nachbargebäude ab, in
dem übermorgen ein neuer Modemarkt eröffnet werden sollte. Noch waren
Bauarbeiter damit beschäftigt, letzte Hand anzulegen. Zwischen der Dornenhecke
und der Mauer zum Geschäft lag ein enger Durchgang mit einem offenstehenden
Tor.
Neugierig lugte Steven hinein. Normalerweise war das übergroße Holztor
verschlossen und verbarg jeden Blick. Ein seltsames Pfeifen klang aus dem
Halbdunkel, gefolgt von einem Rasseln, das schließlich in ein Stöhnen überging.
Vorsichtig näherte er sich. Als er im Gang stand, rief er: „Hallo? Ist da
jemand? Alles in Ordnung?“
Erschrocken wirbelte er herum, als sich quietschend das Tor schloss.
Hämisch grinsend baute sich Rouwe Kruger vor ihm auf. „Oh, der Nazi.“
„Was? Spinnst du? Lass mich raus.“ Vor lauter Schreck war ihm die
Beschimpfung gar nicht aufgefallen, er fühlte sich nicht mehr als Deutscher,
seit er seinen Namen ‚Steffen‘ abgelegt hatte.
„Natürlich, das Tor wird sich wieder öffnen, wenn du so aussiehst, dass
meine Vally dich nicht mehr anguckt.“
Stevens Körpertemperatur stieg schlagartig. Blut schoss in seinen Kopf.
Sein Magen verkrampfte sich. Sein
ärgster Feind hatte ihn gestellt.
Über den Autor:
Jonathan Philippi, Jahrgang 1963, schrieb diese Serie für
seine Familie. Mary Island ist der erste Band einer siebteiligen Reihe, die das
Leben der Auswandererkinder Steffen, Julia und Justus in den USA ein Jahr lang
begleiten wird.
Er lebt mit seinen drei Kindern, seiner Frau, mittlerweile
3 Meerschweinchen und einem Aquarium voller Fische, aber keine Urzeitkrebse mehr,
im Saarland. Beruflich bereist er die ganze Welt, um doch jede Woche nach Hause
heimkehren zu dürfen. Die Abenteuer und alltäglichen Umstände in fernen Ländern
haben ihn von jeher dazu inspiriert, Geschichten zu erfinden. Was wäre wenn …?
Nachdem er die Schule des Schreibens absolviert hatte,
begann er damit, seine Skizzen und Ideen umzusetzen.
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