Sonntag, 10. September 2017

Mumienspuk: Das Erbe der Barone von Hofstetten - Zweiter Teil von Klaus Kurt Löffler






KLAPPENTEXT:
Baroness Tessi von Hofstetten bewohnt jetzt zusammen mit ihrem Vater den Stammsitz der Familie in St. Wolfgang. Als der Baron verreisen muss, übernehmen Max und Micha den Schutz des Mädchens. Der erweist sich als dringend notwendig. Denn eine Königsmumie erwacht aus einer geheimen Grabstätte im Kellergewölbe und beginnt die Bewohner zu terrorisieren. Offenbar hat sie Tessis Großvater, der früher Botschafter in Ägypten war, mitgebracht und schwere Schuld auf sich geladen, die sich jetzt an seinen Erben rächt. Können die Kids dem Spuk ein Ende setzen und dem Verhängnis entgehen?

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LESEPROBE:
Zweites Kapitel: Hausspuk
In diesem Augenblick ging das Licht aus, was Tessi mit einem Angstschrei quittierte. Mit keuchendem Atem schob sich jemand in den Raum und näherte sich mit schweren Schritten. Tessi sprang auf und flüchtete zu Max, der ebenfalls aufgesprungen war. »Tu was!«, flüsterte sie dem Jungen ins Ohr, während sie ihn von hinten umschlang. Dieser hatte schon selbst erkannt, dass er etwas unternehmen musste. Er machte sich frei und schleuderte seinen Sessel dem Eindringling entgegen. Er musste getroffen haben, wie ein Scheppern bewies, als Holz auf Holz traf. Aber der Spuk war noch nicht zu Ende. Ein furchtbares Stöhnen ertönte und dann setzten die Schritte wieder ein.
Wenn ich nur etwas sehen könnte, dachte Max. Wie soll ich es im Dunklen mit einer Kreatur aufnehmen, dessen Natur mir nicht einmal bekannt ist. Da fiel ihm ein, dass er für alle Fälle seine Stabtaschenlampe eingesteckt hatte. Er griff in die Hosentasche und zog sie heraus, während die Schritte näherkamen. »Hoffentlich ist die Batterie noch nicht leer«, betete er. 
Dann betätigte er den Schalter und ein dünner Lichtstrahl traf ein grässliches Antlitz, aus dem weiße Augäpfeln furchterregend starrten.
»Es ist der schwarze Wächter aus der Halle«, flüsterte es entsetzt hinter ihm. »Er ist zum Leben erwacht und kommt uns jetzt holen!« 
»Bleib ruhig!«, raunte Max zurück. »Ich hab ihn gestoppt: Er ist nur im Dunkeln aktiv.« 
Als wollte er die Worte Lügen strafen, setzte sich der Wächter wieder in Bewegung. Kämpfen hat wohl keinen Sinn, überlegte Max. Der Wurf mit dem Sessel hat ihm nichts anhaben können. Jemand, der nicht lebt, kann auch nicht getötet werden. Ich muss versuchen, ihn irgendwie zu überlisten. Warum ist er gerade jetzt aktiv geworden, obwohl Tessi schon seit mehreren Tagen im Haus lebt? Hat es was mit meinem Besuch zu tun?
Max trat dem Angreifer einen Schritt entgegen und hob abwehrend beide Hände. »Halt!«, gebot  er mutig.  »Sag, warum du uns heimsuchst.«
»Die Stunde der Abrechnung ist gekommen!«,  schallte es hohl durch den Raum. »Die Erben der Grabschänder und ihrer Helfer müssen jetzt verantworten, was ihre Vorfahren getan haben.«
»Was soll das gewesen sein? Es ist uns nichts davon bekannt.«
»Die heilige Ruhe des Grabes ist verletzt und die Totenwelt gestört worden. Der Frevel wird bis ins letzte Glied gesühnt!« 
»Dann hast du Pech gehabt!«, äußerte Max nachdrücklich. »Dem Mädchen kann kein Leid zugefügt werden. Denn sie steht unter dem Schutz eines Mächtigeren.« 
Das schien Eindruck zu machen. Die Kreatur tat verblüfft. Dann äußerte sie: »Du meinst doch nicht etwa deine eigene Person, die ich zu Brei zerstampfen werde, wenn sie mich aufhalten will.«
»Nein«, erwiderte Max tapfer. »Es ist ein großer Dschinn, den ein Vorfahre des Mädchens aus dem Heiligen Land mitgebracht hat, als er dort gegen die Ungläubigen kämpfte.«
»Dann soll er sich zeigen, damit ich sehe, ob er tatsächlich mächtiger ist als ich.«
Max überlegte fieberhaft, wo er den erfundenen Geist hernehmen sollte. Dann kam ihm die Erleuchtung, als sein Blick auf den Heidelbeermost fiel, den sie gerade getrunken hatten. »Er steckt in der Flasche«, sagte er geistesgegenwärtig und nahm sie in die Hand. »Wenn du darauf bestehst, werde ich den Geist rauslassen. Ich muss dich aber warnen: Ich habe dann keine Gewalt mehr über ihn … und er ist voller Grimm und Zerstörungswut.  Als er das letzte Mal die Freiheit erhalten hat - es war vor dreitausend Jahren - wollte er alles vernichten. Er konnte nur durch eine List nochmals in die Flasche gesperrt werden, in die er sicherlich nicht freiwillig zurückkehren wird.«
Der Schwarze wurde unsicher. »Sprichst du auch die Wahrheit? Woran soll ich erkennen, dass du mich nicht anlügst, um dein Leben zu retten.«
»Siehst du nicht, dass ich keine Furcht vor dir habe? Ich weiß mich im Schutz eines Stärkeren.«
»Dann verschone ich euch für den Augenblick«, sagte die Stimme. »Aber nur, wenn du mir die Flasche aushändigst.«
»Die Flasche aushändigst?«, wiederholte Max verblüfft. »Was willst du damit?«
»Ich habe Durst und möchte auch etwas Heidelbeermost trinken.« Dabei ging das Licht wieder an und Micha kam lachend vom Lichtschalter neben der Tür, den er gerade wieder betätigt hatte.

Klaus Kurt Löffler:
Als studierter Jurist war ich zuletzt als Vorsitzender Richter am Landgericht tätig. Nach meiner Pensionierung habe ich während eines Aufenthalts in St. Wolfgang am Wolfgangsee mit dem Schreiben von Jugendbüchern angefangen. Der Schauplatz und meine beruflichen Erfahrungen wollten es, dass es Detektivgeschichten wurden, in denen die Landschaft eine entscheidende Rolle spielt. Es steht bei mir aber nicht das Verbrechen, sondern das hinter ihm stehende Rätsel im Vordergrund. Denn meine Junior- Detektive lösen ihre Fälle mit Köpfchen.
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