Klappentext
Dieser 4. Band der „Das Vermächtnis der Lil`Lu“-Reihe kann
auch unabhängig von den anderen Büchern gelesen werden, da die Geschichten der
einzelnen vier Frauen dieser Reihe (Lovisa, Emilie, Danniella, Kristin) in sich
abgeschlossen sind.
Danniella ist ein Nephilim – ein Wesen mit Flügeln und Krallen. Die Nephilim sind eine eigenständige Rasse, mit den Menschen verwand, aber mit Engelsblut in ihren Adern. Engel, die einst zu den Menschen herabstiegen und sich mit ihnen paarten.
Auf Danniellas Erde – einer Erde von vielen – in ihrem Universum, leben Nephilim und Hexen in Frieden zusammen. Doch seit Jahrtausenden wird ihre Erde von Wechslern angegriffen, von Menschen aus anderen Universen. Denn Nephilim werden gejagt, mit dem Ziel sie auszurotten.
Danniella ist eine Nephilimkönigin, ihre Aufgabe ist es Krieger zu gebären, die ihre Welt schützen sollen. Ihr Schicksal scheint vorausbestimmt, doch dann geschieht das Unfassbare. Danniella wird von einer Sekunde auf die andere in ein anderes Universum geschleudert, wo sie plötzlich Menschen gegenübersteht, allein, in einer fremden Welt. Menschen, die eigentlich ihre erklärten Todfeinde darstellen.
Folgende Bände der fünfteiligen Reihe sind bereits erhältlich:
Lovisa - Der Riss im Universum (Das Vermächtnis der Lil`Lu - 1)
Lovisa - Im Zeichen des Feuers (Das Vermächtnis der Lil`Lu - 2)
Emilie - Traumbegegnungen (Das Vermächtnis der Lil`Lu - 3)
Danniella - Engelsflügel (Das Vermächtnis der Lil`Lu - 4)
Danniella ist ein Nephilim – ein Wesen mit Flügeln und Krallen. Die Nephilim sind eine eigenständige Rasse, mit den Menschen verwand, aber mit Engelsblut in ihren Adern. Engel, die einst zu den Menschen herabstiegen und sich mit ihnen paarten.
Auf Danniellas Erde – einer Erde von vielen – in ihrem Universum, leben Nephilim und Hexen in Frieden zusammen. Doch seit Jahrtausenden wird ihre Erde von Wechslern angegriffen, von Menschen aus anderen Universen. Denn Nephilim werden gejagt, mit dem Ziel sie auszurotten.
Danniella ist eine Nephilimkönigin, ihre Aufgabe ist es Krieger zu gebären, die ihre Welt schützen sollen. Ihr Schicksal scheint vorausbestimmt, doch dann geschieht das Unfassbare. Danniella wird von einer Sekunde auf die andere in ein anderes Universum geschleudert, wo sie plötzlich Menschen gegenübersteht, allein, in einer fremden Welt. Menschen, die eigentlich ihre erklärten Todfeinde darstellen.
Folgende Bände der fünfteiligen Reihe sind bereits erhältlich:
Lovisa - Der Riss im Universum (Das Vermächtnis der Lil`Lu - 1)
Lovisa - Im Zeichen des Feuers (Das Vermächtnis der Lil`Lu - 2)
Emilie - Traumbegegnungen (Das Vermächtnis der Lil`Lu - 3)
Danniella - Engelsflügel (Das Vermächtnis der Lil`Lu - 4)
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Leseprobe
Prolog
Ein mächtiger Knall zerriss die übliche Stille,
gefolgt von einem dumpfen Grollen, das sich durch die Burgmauern fortpflanzte.
Die Erde bebte.
Dania sprang entsetzt auf – viel zu schnell, viel zu
ruckartig für ihren Zustand. Ein nie erlebter Schmerz durchzuckte ihren prallen
Unterleib und entfesselte den Nephilim in ihr. Ihre Hände wurden zu Krallen,
lederartige Flügel wuchsen aus ihrem Rücken und zerrissen das Umstandskleid.
Dania kreischte entsetzt auf, als es feucht an ihren Beinen herablief. Nein!
Das durfte nicht sein! Es war viel zu früh! Ein weiterer Knall, und ein
weiterer schier unerträglicher Schmerz stach zu. Dania sackte zusammen, schrie
aus Leibeskräften und presste mit ihren Krallen auf ihren schwangeren Bauch, so
als könne sie dadurch alles zusammenhalten.
Hilfe, ich
brauche Hilfe! Dania nahm all ihre Kraft zusammen und stemmte sich auf die
Beine. Sie musste das magische Glimmen im Türrahmen erreichen. Ein Knopfdruck
nur, das würde reichen, um die Hebamme zu alarmieren. Der Schweiß trat Dania
aus allen Poren, sie schmeckte Blut. Oder roch sie es? Eine weitere unnatürlich
starke Wehe warf sie erneut zu Boden. Ihre Hände rutschten bei dem Versuch,
sich abzustützen, weg. Es krachte erneut, der Turm bebte. Dania versuchte, sich
zu konzentrieren und die panische Angst zu bändigen, die sie ergriffen hatte.
Sie atmete tief durch, dann sah sie das Blut. Ihre Hände badeten darin – sie
badete darin! Das zerfetzte Kleid war rot getränkt und klebte ihr zwischen den
Beinen. Dania begann zu hyperventilieren. Die nächste Wehe presste das Kind
heraus. In einem Schwall von Blut bahnte es sich seinen Weg, rutschte ihre
Oberschenkel entlang und wurde von rotgetränktem Stoff aufgefangen, bevor es zu
Boden glitt.
Der Schmerz ließ schlagartig nach, Dania sackte in
sich zusammen, keuchte und starrte durch einen Tränenschleier an die hohe Decke
des Turmzimmers. Sie zitterte am ganzen Leib, fühlte sich schwach und müde wie
nie zuvor in ihrem Leben und glitt langsam davon.
Ein erneuter Angriff erschütterte die Burg – es krachte,
Blitze zuckten, Menschen schrien. Es klang, als wären sie ganz nah. Das Baby!
Das Baby schrie!
Die Tür zum Turmzimmer wurde aufgerissen.
»Sie greifen an, meine Herrin. Wir müssen …« Die
Hebamme verstummte, dann ein Aufschrei. »Nein!«
Schnelle Schritte, sie kniete nieder und fühlte den
Puls. Ein seltsamer Laut entfuhr ihr. Obwohl die Hexe wusste, dass es nutzlos
war, griff sie nach der Kraft des Elements Erde. Sie beugte sich über ihre
Herrin, legte die Hände auf und murmelte seltsame Worte aus einer anderen Zeit.
Danias Augenlider flackerten. Sie nahm die Hebamme
wahr. Ihre Lippen formten Worte. Nur ein Flüstern, doch in der kurzen Phase der
Stille zwischen zwei neuen Angriffen war es wie von Geisterhand verstärkt.
»Sie lebt … Sie soll Danniella heißen … Meine Tochter
…« Ein letzter rasselnder Atemzug, dann verließ das Leben Danias Körper für
immer.
»Es werden immer mehr!«, brüllte Santo Laird Gregor
zu. »Sie kommen von überall aus dem Nichts! Wechsler, immer mehr Wechsler!«
Laird Gregor biss die Zähne zusammen, dass die
Kiefermuskeln hervorquollen. Verdammte
Brut! Sie gehörten vernichtet, einer wie der andere! Die Terroranschläge
hatten in den letzten Jahren erschreckend zugenommen. Und nun das – ein
massiver Angriff auf seine Burg. Ein gezielter Angriff. Wie war das möglich?
Weshalb gerade Burg Vidarfjord? Viele Fragen, die warten mussten.
»Hält die magische Barriere?«, fragte er stattdessen
und ließ seinen Blick über die Burgmauern streifen. Blitze zuckten, es krachte
erneut, dass die Erde bebte.
»Erste feine Risse im Gemäuer, doch noch besteht
keine Gefahr. Es ist kein magischer Angriff!«, rief Santo.
»Massenvernichtungswaffen?« Laird Gregor blickte
voller Zorn auf die pilzartige Wolke, die vor den Burgmauern emporstieg. Santo
nickte.
»Verfluchte Mörder«, zischte Laird Gregor. »Lasst
keinen am Leben, ich will sie tot sehen, jeden Einzelnen von ihnen!«
Santo schüttelte ergeben den Kopf. »Wie …« Dann hielt
er inne. Er zögerte.
»Spuck es aus!«, schrie Laird Gregor.
Santo zuckte zusammen und schluckte. »Dort draußen
ist vermutlich keiner von unseren Leuten mehr am Leben. Wir könnten Brenngas
einsetzen, mein Laird. Doch falls es Überlebende gibt …«
»Tu es!«, brüllte Laird Gregor. »Sie überrennen uns!«
Es krachte erneut – einmal, zweimal, dreimal –, die
magische Barriere flackerte.
»Sofort!«
Santo eilte davon und Laird Gregor betrachtete voller
Zorn und Besorgnis, wie immer mehr Wechsler aus dem Nichts auftauchten und ihre
tödlichen Waffen gegen die Mauern von Burg Vidarfjord richteten. Es krachte,
blitzte und bebte in immer kürzeren Abständen. Es war nur noch eine Frage von
Minuten, bis die Barriere brach und sie alle verloren waren. Gezielte Angriffe.
Selbstmordattentäter – Tausende an der Zahl. Wenn das die neue Strategie der
Wechsler war, würde seine Welt nicht lange standhalten. Gregor bohrte seine
Krallen in die Brüstung und hielt die Luft an. Wo blieb nur sein befohlener
Gegenangriff? Brenngas. Im Umkreis von dreißig Kilometern würde nichts
überleben. Eine kahle Wüste für mindestens zehn Jahre. Auch Magie würde da
nicht helfen, irgendetwas zum Wachsen zu bringen. Über einen Zeitraum von zwei
Wochen würde eine Wand aus Plasma seine Burgmauern umgeben, den Berggrund zum
Schmelzen bringen und nichts und niemanden hinein oder hinaus lassen. Die
magische Barriere würde sie schützen, doch nur, wenn sie nicht vorher fiel.
Brenngas konnte den Mauern nichts anhaben, dafür hatten seine Magier gesorgt,
doch die Waffen dieser Wechsler waren anders. Fremd.
Eine Dienstbotin eilte heran und zuckte unter
weiteren Angriffen und hellen Blitzen erschrocken zusammen. »Mein Laird«, rief
sie gegen das Tosen an. Ihre Stimme brach vor Angst. »Tara schickt mich mit
einer Nachricht. Es geht um Herrin Dania.«
Laird Gregor riss sich vom Anblick der einschlagenden
Bomben ab und wirbelte herum. »Was gibt es?« Sein Blick war wild, er ballte
seine Krallen zu Fäusten. Er wusste, es war ernst. Niemand würde es wagen, ihn
im Augenblick einer Katastrophe zu belästigen, wenn es nicht wirklich wichtig
war.
Hinter Laird Gregor detonierte die letzte Bombe. Ihr
ohrenbetäubender Lärm wurde von einem Zischen und darauf folgendem Tosen
verschluckt, dann flog eine Feuersbrunst über das Land vor den Mauern von Burg
Vidarfjord. Während die Dienstbotin ihm händeringend ihre Nachricht überbrachte,
leckten Flammen die magische Barriere empor, die sich wie eine Kuppel über die
Burg zog. Sie erhitzten die Luft und verwandelten alles auf ihrem Weg in
schmelzend heißes Plasma. Als glühende Hitze den Himmel verdrängte und für mehr
als zwei Wochen jeden ankommenden Wechsler sofort verschlingen würde, schrie
Laird Gregor seinen Schmerz hinaus. Dania – die Liebe seines Lebens.
»Sie ist eine Königin, mein Laird«, sagte Tara sanft.
»Bist du sicher?« Laird Gregors Stimme klang hohl,
fast wie ein Flüstern.
»Ihr Duft war unverkennbar. Ihr wisst, dass der
Lockstoff nur kurz nach der Geburt auftritt und dann erst wieder zur
Geschlechtsreife.«
Laird Gregor starrte das kleine Mädchen an, das
schlafend in einer Wiege lag. Danias letztes Geschenk an ihn – eine Tochter.
Eine Königin? Er wagte es kaum zu glauben.
Tara legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter.
»Ich schwöre es bei Herrin Danias Leben. Dieses Kind ist eine Königin!«
Laird Gregor ballte die Fäuste und holte tief Luft.
»Einundzwanzig Jahre warten«, wisperte er. »Wir müssen nur standhalten …« Er
beugte sich vor und betrachtete das Kind mit hartem Blick. Jede Minute, jede
Sekunde für den Rest seines Lebens, würde ihn dieses Mädchen an seinen Verlust
erinnern. Dania. Doch sie war die Zukunft dieser Welt.
»Danniella«, flüsterte er mit gepresster Stimme. »Wir
werden sehen, wer sich deiner würdig erweist und dann …« Er ballte die Fäuste
und wandte sich ab. »Kümmere dich gut um sie!« Dann verließ er die Babykammer.
Er konnte ihren Anblick nicht ertragen.
1. Die Brüter
Es war eng und stickig, und es roch definitiv nach
Tod. Meine feine Nase rümpfte sich. Kein Ort, um länger zu verweilen, doch ich
musste mehr erfahren. Ich kroch näher, versuchte, den Gestank zu ignorieren und
presste mein Ohr an die Wand.
»Ist Danniella bereit? Die zwölf Kandidaten werden
morgen früh eintreffen.« Baltars Stimme, der Großmeister der Brüter.
»Sie wird keine Wahl haben, egal, wie bockig sie sich
anstellt«, knurrte jemand.
»Schweig!« Die Stimme meines Vaters, Laird Gregor von
Vidarfjord. »Selbstverständlich ist sie bereit. Ihr ganzes Leben wurde sie auf
diesen Moment vorbereitet. Sie kennt ihre Pflicht!« Gemurmel folgte, das ich
nicht verstand. Es klang zweifelnd. Ich ballte grimmig die Fäuste. Pflicht, wie
ich dieses Wort zu hassen gelernt hatte.
»Danniella wird, wie es die Tradition verlangt,
morgen ihren ersten Erzeuger wählen«, sagte mein Vater, und seine Stimme ließ
keinen Zweifel daran, dass er mich zwingen würde, falls ich nicht gehorchte.
Zwölf Kandidaten, aus denen ich sechs auswählen sollte, für die erste Brut der neuen Generation. Männer, mit
denen ich Nephilim zeugen sollte, ausgewählte Kämpfer, deren Erbgut weitere
Kämpfer hervorbringen sollte. Ich wurde nicht gefragt, ich hatte meine Pflicht
zu erfüllen. Ich hatte meine Einwände geäußert, meinem Vater erklärt, dass ich
aus Liebe heiraten wollte, so wie er. Ich hatte versucht, vernünftig mit ihm zu
reden. Als das nichts half, hatte ich getobt und gefaucht und zuletzt
gebettelt. Er war hart geblieben. Er hatte mich mit seinen blitzenden Augen
angesehen und gezischt: »Letztendlich wirst du keine Wahl haben und es sogar
gerne tun. Also spar dir deinen Atem, du wirst ihn für die Erzeugernächte
brauchen.«
Niemals würde ich es gerne tun! Nicht mit sechs
verschiedenen fremden Männern, die ich nicht kannte und die mich nur aus einem
Grund haben wollten – um mich zu begatten, um ihre ach so wertvolle Frucht
weiterzugeben. Niemals!
»Sie ist die Antwort auf all unsere Hoffnungen«,
hörte ich Douglas sagen, Vaters rechte Hand und ein hochrangiges Mitglied der Brüter, die meine Brut pflegen sollten
und meine Nachkommen schulen und in den Kampf schicken würden. »Wir können von
Glück sagen, dass der Angriff auf Burg Vidarfjord erfolgreich abgewehrt wurde.
Dank Laird Gregors furchtlosem Einsatz von Brenngas. Ja, es hat uns viel
gekostet, doch es rettete die Königin, das Kind. Andere in dieser Nacht
geborene Säuglinge hatten nicht so viel Glück. Wir verloren viele gute Krieger
und noch mehr Zivilisten.«
»Douglas hat recht«, sagte jemand, dessen Stimme ich
nicht kannte. »Auch wenn es das letzte Aufbäumen eines sterbenden Universums
war, so waren und blieben sie die ersten Wechsler, die gezielt vorgingen. Ihre
Welt stand kurz vor der Explosion, sie hatten nichts mehr zu verlieren, sie
kämpften allein für andere Welten mit dem gleichen Ziel – uns zu vernichten.
Sie geben uns die Schuld an ihrem Ende. Und sie hatten einen Vorteil. Sie
müssen von der bevorstehenden Geburt einer Königin gewusst haben, daher die
gezielten Angriffe auf hochrangige Nephilim, die kurz vor der Niederkunft
standen.«
»Vermutlich ein Seher mit dem Zweiten Gesicht«, sagte
der Großmeister der Brüter. »Und wir
können von Glück sagen, dass andere Universen bisher nicht solch gefährliche
Informationen zu besitzen scheinen. Angriffe aus anderen Welten geschehen immer
häufiger, aber wir konnten sie bisher aufhalten. Doch unsere Reihen sind ausgedünnt.
Lange halten wir nicht mehr stand.«
»Und Danniella weiß das!«, sagte mein Vater und
schlug mit der Faust auf den Tisch. Zumindest vermutete ich, dass das Poltern
daher kam, denn er tat das öfter, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
»Also verbitte ich mir weitere Diskussionen über den
Gehorsam der Königin! Oder will jemand behaupten, ich hätte meine eigene
Tochter nicht im Griff?«, fragte er bedrohlich herausfordernd. Ich verdrehte
die Augen. Er hatte nicht. Doch das würde ihm hoffentlich erst so richtig
bewusst werden, wenn ich meilenweit entfernt war. Ich hatte genug gehört.
Morgen früh also. Die warteten wirklich nicht eine Sekunde länger, als sie
mussten. Morgen war mein einundzwanzigster Geburtstag, der Tag der
Geschlechtsreife einer Königin. Für mich hieß das, es wurde allerhöchste Zeit
zu verschwinden, denn ich hatte einen Entschluss gefasst – niemand außer mir
selbst würde jemals über meinen Körper entscheiden!
Wie ich entkommen wollte? Ich grinste in mich hinein.
Niemand außer mir kannte das Gemäuer von Burg Vidarfjord besser als ich. In den
letzten einundzwanzig Jahren hatte ich jede freie Minute damit verbracht, mein
Gefängnis auszukundschaften. Oh ja, die Burg war für mich eine Art Gefängnis.
Ich durfte hinaus, doch nur unter Aufsicht. Nur innerhalb dieser Mauern konnte
ich mich frei bewegen und das hatte ich bis in den letzten Winkel hinein ausgenutzt.
Bereits mit zehn Jahren entdeckte ich diesen Geheimgang, der bis hinter die
Burgmauern reichte. Streifzüge – meist nachts – in der näheren Umgebung
folgten, immer darauf bedacht, mich nicht erwischen zu lassen. Heute würde ich
nicht zurückkehren.
Vorsichtig kroch ich aus dem Winkel der Kammer zurück
in den Gang. Dort schulterte ich mein Gepäck und tastete mich in gebückter
Haltung vorwärts. Ich hatte Proviant für sieben Tage dabei. Sieben Tage, in
denen ich meinen Duft nicht einsetzen
musste.
Wir Nephilim haben Düfte, die wir gezielt einsetzen
können, beispielsweise zur Jagd oder als Sexuallockstoff. Ich als Königin soll
für Letzteres mit der Geschlechtsreife noch einen ganz anderen Duft entwickeln.
Einen Duft, der nur Königinnen vorbehalten ist. Ich würde nicht darauf warten,
ihn in Gegenwart einer meiner Begatter zu erlangen.
Obwohl ich als Nephilim nachts hervorragend sehen
konnte, nutzte mir das hier unten in vollkommener Dunkelheit wenig. Weit genug
von der Kammer entfernt holte ich einen Lichtstein hervor und folgte dem sich windenden
Gang bis in eine weitere, etwas größere Kammer. Mein Quartier für die nächsten
drei Tage. Weshalb ich nicht sofort floh? Ganz einfach. Gleich morgen früh würde
sich eine Horde Brüter und Wachen auf
meinen Himbeergeruch stürzen. Ja, ich roch nach Himbeeren. Es gab definitiv
Schlimmeres. Zum Glück mochte ich Himbeeren. Die Jäger würden mit Sicherheit
meine Fährte aufnehmen und mich in wenigen Stunden aufgespürt haben. Unser Duft
in Ruhestellung ist sehr schwach, doch für trainierte Fährtenleser mit
Sicherheit zu finden. Hier in der Burg roch alles nach mir, niemand würde den
Eingang zum Tunnel finden, sie würden ihn überhaupt nicht suchen, denn niemand
ahnte auch nur, dass es ihn gab. Wüsste mein Vater davon, er ließe ihn
bewachen. Wenn ich hier drei Tage ausharrte, hatten meine Verfolger sich
bereits auf ihrer Suche nach mir weit von der Burg entfernt. Das war meine
Chance, unentdeckt zu entkommen. Sie würden ringförmig von der Burg aus alles
absuchen, doch sie würden keine Zeit darauf verwenden, ringförmig alles noch
einmal rückwärts zu überprüfen. Wer als Bote zurückgeschickt wurde, um Bericht
zu erstatten, der nahm einen direkten Weg. Ich konnte nur darauf hoffen, dass
dieser Weg nicht zufällig meinen Fluchtweg kreuzte. Mein Plan war es also, mich
hinter meinen eigentlichen Verfolgern aufzuhalten. Ich hoffte, das war gerissen
genug, um zu funktionieren.
Ich packte eine isolierende Unterlage aus und deckte
mich mit meinem Mantel zu. Dann bereitete ich mich auf eine drei Tage lange
Nacht vor.
Vita:
Marita Sydow Hamann
*13.03.1973
Ich
wurde in Norwegen in Ålesund geboren und wuchs unter anderem in Deutschland,
Österreich und Spanien auf.
1999
heiratete ich und wanderte mit meinem Mann nach Schweden aus. Dort machte ich
eine Ausbildung zur persönlichen Assistentin für Personen mit geistigen und
körperlichen Behinderungen.
Ich
lebe mit meinem Mann und einigen Tieren einem kleinen Selbstversorgerhof in
Småland (Schweden) und widme mich außer dem Schreiben und Bloggen (über das Thema
"Gesund leben!") auch anderer kreativer Kunst.
Ich
schreibe Fantasy für Jung und Alt sowie Kinderbücher.
Meine
Interessen diesbezüglich sind die nordische, die griechische und auch andere
Mythologien mit all ihren Wesen.
Speziell
Trolle finde ich faszinierend. Aber auch Geister, Elfen, Drachen, Magier,
mystische Begebenheiten, Romantik und Science Fiction Elemente könnt ihr bei
mir finden.
Ich
bin nicht auf ein Element festgelegt und immer offen für neue Ideen.
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