Klappentext
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Leseprobe - Kapitel 1
In diesem Sommer spielte
ich World of Warcraft und traf mich mit meinen Freunden beim Rollenspiel im Wald.
Wir hatten unseren Wald Ravneskoven getauft – Rabenwald - und teilten ihn mit
dem Schwarzfolk.
Wir
bauten wochenlang einen Schutzwall um unser Dorf, um uns vor den Angriffen der
Jöten zu schützen, die in der letzten Zeit nahezu unerträglich geworden waren.
Irgendwie mussten wir sie wieder nach Jotunheim zurückdrängen. Wer weiß, was
sie von uns wollten.
Ich
vergaß nie am Ende des Tages, Thor ein Opfer zu bringen. Thor, dem Donnergott,
dem Beschützer von Midgard, der Welt der Menschen. Eindeutig mein
Lieblingsgott.
Aber
meine Opfer waren nicht genug gewesen. Meinen Vater konnte ich damit nicht retten.
Aber das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Der
Wald war sonnenwarm und trocken. Es roch nach Kiefern. Die schönste Jahreszeit.
Ich hatte mein Kettenhemd abgelegt. Es war beim Holzhacken nur hinderlich. Wenn
wir nicht kämpften, mussten wir arbeiten. Ohne Holz kein Feuer. Ohne Feuer kein
warmes Essen. Die Welt hier war einfach und erträglich. Ich schwang die Axt
über meinem Kopf und schlug den Scheit, der vor mir lag, in zwei Stücke. Sie
fielen rechts und links vom Schlagblock auf den Waldboden. Langsam nahm ich das
nächste Stück Holz in die Hand und schaute auf.
Jolan schlenderte
gemächlich auf mich zu. Er war erst elf und ein Wikinger, wie ich. Jolan war
neu im Rollenspiel und ich hatte ihn unter meine Fittiche genommen. Mit meinen
vierzehn Jahren war ich hier ein alter Hase und erfahrener Krieger.
„Sei
gegrüßt, Jolan“, sagte ich und legte das Stück Holz auf den Baumstumpf, den wir
als Hackblock benutzten.
„Hallo
Ragnar, darf ich auch mal Holz hacken?“
Mein
wirklicher Name war Ben, aber der passte hier nicht rein. Deshalb nannte ich
mich Ragnar. Jolan hieß einfach Jolan. Sein Name war cool. Er hatte ihn nicht
geändert. Trotzdem war er erst elf. Durfte er überhaupt schon eine Axt in die
Hand nehmen? Ich hörte die Stimme meiner Mutter im Kopf: Aber Benny, einem Elfjährigen kannst du doch keine Axt in die Hand
geben. Hast du denn gar kein Verantwortungsgefühl?
Das
Horn des Königs rettete mich. Lang und laut klang der dumpfe Ton durch den
Wald. Schluss für heute. Ich packte zusammen. Jolan war enttäuscht.
„Du
kannst mir beim nächsten Mal helfen, die Scheite am Versammlungshaus
aufzustapeln.“
„Okay, ich würde aber lieber Holz hacken.“
Ich
nickte. „Wir fragen das nächste Mal den König. Dann kann er entscheiden.“ Ich
legte meine Axt zur Seite und wir trotteten zur Schmiede, wo sich die anderen
schon versammelt hatten. Siebzehn Wikinger standen auf dem Platz, Seite an
Seite mit den Jöten, die ihre Gesichter grün geschminkt hatten und Hörner auf
dem Kopf trugen. Wir hatten auch einen Troll dabei. Ein komischer Kerl, fast
zwei Meter groß und nicht sehr gesprächig. Er knurrte uns nur meistens an, aber
wenn wir ihn in Ruhe ließen, war er friedlich. Bei ihm wusste man nie, auf
welcher Seite er gerade war. Mal kämpfte er mit uns, aber meistens schlug er
sich auf die Seite der Jöten. Der König ließ ihn, denn wie er sagte, waren
Trolle selten geworden, fast schon ausgestorben und wir wollten ihn nicht
vertreiben. Der König dankte uns allen für unseren Einsatz heute und ermahnte
uns, unseren Müll einzusammeln.
„Dann
bis zum nächsten Wochenende. Wir sehen uns mit ungebrochenem Kampfgeist. Möge
Odin mit euch sein.“
„Odin!“,
brüllten wir. Dann packten wir zusammen. Für heute war Schluss.
Mit
meinem Schwert und Schild auf dem Rücken radelte ich in voller Montur heim. Der
Tag war lang gewesen und es dämmerte bereits. Aber zuhause hatte ich nichts
versäumt. Mein Vater lag wie gewohnt auf dem Sofa und sah sich die Sportschau
an. Er hob kurz die Hand, als er mich hereinkommen sah. Ich lehnte mein Schwert
und Schild an die Wand und ließ mein Kettenhemd zu Boden fallen. Meine Mutter
öffnete die Küchentür und sah mich missbilligend an.
„Benny,
muss denn immer alles auf dem Boden landen?“
„Mach
ich später“, war meine Standardantwort. In fünfzig Prozent der Fälle wirkte es
und meine Mutter würde später selber die Sachen wegräumen.
„Naja,
ist gut“, sagte sie. „Komm doch mal in die Küche. Ich muss mit dir reden.“
„Kann
das nicht warten? Ich wollte noch kurz an den Computer.“
„Es ist
wichtig“, antwortete meine Mutter.
Vita K. A. Winter
Hoch oben im Norden, an der Spitze Dänemarks,
dort, wo es im Sommer niemals richtig dunkel wird, lebe ich mit meiner Familie
und unserem Hund Lucy, die uns alle ständig auf Trapp hält.
Geboren und aufgewachsen bin ich in Berlin. Nach
meinem Studium bin ich nach Dänemark ausgewandert und wohne jetzt in der
beschaulichen Kleinstadt Hjørring, die nur wenige Kilometer von der Küste
entfernt ist.
Dort gibt es endlose Sandstrände und herrlich naturbelassene
Wälder, die ich oft und gerne mit Lucy durchstreife. Die besten Ideen zu meinen
Büchern bekomme ich auf diesen Spaziergängen und auch meine Kinder sind eine
unerschöpfliche Quelle der Inspiration.
Wenn ihr auf eines meiner Bücher neugierig geworden
seid, freue ich mich und wünsche euch viel Spaß beim Lesen!
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