Stoffesel
Klausmüller hat es geschafft: Joey und Klara machen mit ihm einen
Gespenstergruselgang durch den Wald. Noch ahnt er nicht, welche Folgen
dieser Waldspaziergang haben wird. Nicht nur, dass sie einen verstoßenen
Hund finden, auch der vierzehnjährige Joey scheint so manches Geheimnis
zu hüten. Und die alte Frau Greismann zeigt mal wieder, was in ihr
steckt und nimmt eine syrische Familie bei sich auf, nachdem deren
Unterkunft beschmiert wurde.
Doch
Klaras größte Sorge gilt Joeys Vergangenheit: Was hat Joey mit den
fiesen Jungs zu schaffen, die des Nachts durch die Straßen streifen und
Unheil anrichten?
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Klausmüller setzt sich durch
„Du darfst auch Vampir sein!“ Große,
hoffnungsvolle Klausmüller-Augen blickten hoch zu Joey.
„Ich will kein Vampir sein.“ Joey wandte
sich ab und schloss das Gatter zur Weide, in die Klara und er gerade die Pferde
gebracht hatten.
„Gespenst!“, rief er und sprang vor Joey
auf den Zaun. Für einen Stoffesel, der vor einem Jahr erst zum Leben erwacht
war, hatte er eine gute Sprungkraft und Ausdauer im Hartnäckigsein.
„Klausmüller!“ Joey schwenkte das
Halfter in seiner Hand gegen den kleinen Esel. „Du nervst.“
Klausmüller duckte sich. „Hexe!“, rief
er. „Du wirst Hexe!“
Joey kehrte ihm den Rücken zu und ging
zusammen mit Klara zurück zur kleinen Scheune, in der die Putzsachen für die
Pferde lagerten. Sein entschlossener Gang geriet ins Wanken, als Klara sich
äußerte: „Wäre doch vielleicht mal ganz lustig, einen Gruselgang durch den Wald
zu machen“, sagte sie.
Joey stöhnte und drehte sich zu ihr um.
Er hatte es gleich gewusst. Klara hätte
ihrem Esel nicht ihr Smartphone überlassen sollen, während sie mit den Pferden
trainierten. Doch ein bittender Blick aus dunklen Klausmüller-Augen hatte
genügt, und schon lag das Smartphone von Klara vor Klausmüller. Und während sie
mit den Pferden arbeiteten, bekam Klausmüller viereckige YouTube-Kanal-Augen
und einen Halloween-Spleen. Und das mitten im Sommer.
Joey schnappte sich das Handy, das immer
noch auf der Bank vor dem Schuppen lag, und reichte es Klara. Als er den
Bildschirm berührte, grinste ihn ein leuchtender Kürbis an.
Joey verzog die Mundwinkel. Doch dann
hob er seinen Blick und sah direkt in Klaras leuchtende Augen.
„Und wann soll das Ganze stattfinden?“,
fragte er.
„Jetzt!“, rief Klausmüller.
„Morgen“, sagte Klara zur selben Zeit
und sah zu Klausmüller rüber. „Wie soll denn jetzt so schnell aus Joey eine
Hexe werden?“
„Die Nase hat er schon“, fand
Klausmüller, „und für den Buckel stopfen wir ihm Emil unters T-Shirt.“
Klausmüller klemmte sich sein Stoffeselbaby zwischen Vorderbein und Brust und
begann an Joey hochzuhüpfen. Gleichzeitig versuchte er, Joeys T-Shirt zwischen
die Zähne zu bekommen.
„Untersteh dich!“ Abwehrend hielt Joey seine
Hände gegen den springenden Esel. „Und ich hab keine Hexennase!“, fügte er
hinzu.
Als auch Klara sich gegen einen
Emil-Buckel aussprach, beendete Klausmüller seine Hüpferei.
„Okay“, sagte er. „Emil möchte auch gar
nicht unter dein T-Shirt. Dein Rücken ist so ekelig felllos.“ Klausmüller
nickte.
„Emil ist ein Stofftier“, sagte Joey.
„Ja, eben“, erwiderte Klausmüller. „Er
empfindet so wie ich.“ Klausmüller kuschelte Emil in seine Arme und wiegte ihn
hin und her.
„Ja, ist klar“, meinte Joey, „das ist ja
auch stets Emil, der mit piepsiger Klausmüller-Stimme nach Keksen verlangt.“
Klausmüller nickte erneut, und Klara
fand zum eigentlichen Thema zurück.
„Ich nähe etwas Schönes“, sagte sie, „und
damit darfst du dich morgen Abend verkleiden.“ Klara schenkte Joey ein Lächeln,
das auch Klausmüller auf seine Schnute zauberte. Joey sah es gar nicht. Das Lächeln.
Das schöne. Vom Esel.
Der Vierzehnjährige trat einen Schritt näher
an das Klaralächeln heran. Ihre Haarspitzen, über die der Wind leicht hinwegstrich,
kitzelten ihn am Oberarm. Joey senkte seinen Blick.
„Wenn du mir ein Hexenkostüm schneiderst“,
sagte er mit leichtem Grinsen, „dann wickle ich dich darin ein und werfe dich
Precious zum Fraß vor.“
Klaras Mundwinkel zogen sich ebenfalls
nach oben auseinander.
Klausmüllers Maul ploppte herunter. Er
riss die Augen auf:
„Spinnst du?“, rief er und tippte mit
dem Vorderhuf an seine Stirn. „Klara passt in so einen kleinen, affigen Hund
gar nicht rein.“
Joey verdrehte zum wiederholten Male die
Augen. Dann hielt er Klausmüller die Hand aufrecht entgegen. „War ’n Scherz,
Kumpel“, meinte er und Klausmüller schlug nach kurzem Zögern mit seinem Huf
ein.
„Wir sehen uns morgen“, sagte Joey zu
Klara und zupfte seine Baseballkappe zurecht.
„Aber du darfst erst in mein Zimmer
kommen, wenn ich mit dem Nähen fertig bin“, sagte Klara.
„Ja, und dann schauen wir mal, wer hier
wen erschreckt.“ Joey zwinkerte ihr zu und ging.
Klara und Klausmüller blickten ihm hinterher.
„Aber ich hab doch recht“, meinte
Klausmüller. „Wenn er jetzt ‚Tessa‘ gesagt hätte. In so ’nen Bobdings …“
„…tail“, sagte Klara.
„Hä?“
„Es heißt Bobtail.“
„Ja, sag ich doch. In den passt was
rein. Aber Tessa frisst dich, glaube ich, nicht. Das würde ich eher Precious
zutrauen. Wie gut, dass der nur so ’n kleiner, affiger West Highland White
Terrier ist.“
Vita:
„Klausmüller
– Ein Esel als Gespenst“ ist der dritte Band mit dem Esel Klausmüller
aus der Feder von Pebby Art. Die Autorin hat ein
literaturwissenschaftliches Studium absolviert. Sie lebt in
Niedersachsen, ist verheiratet, hat drei Kinder und eine Katze (zum
Bedauern des jüngsten Sprosses und zur Freude der Katze hat sie keinen
Hund).
Unter ihrem Pseudonym Jamie Craft hat sie den Roman „Die Prophezeiung. Das Inferno von Little Germany, New York“ herausgebracht.www.plus.google.com/PebbyArt
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