Mary Island Band 1
Klappentext: Voller
Begeisterung ziehen Julia, Steffen und Justus zu ihrem Vater in die USA, um
dort zu leben. Sie denken, sie sind im Paradies angekommen. Aber das Paradies
hat seinen Preis. Der Schamane John Eagle sieht in seinen Visionen den
Untergang der Insel Mary Island vor der Küste von South Carolina in den USA und
verkündet seine Warnung lautstark. Niemand glaubt ihm und die Bewohner wollen
ihn und seine Tochter vertreiben. Da entdeckt der 14-jährige Steffen unter
einem Hügel eine tödliche Gefahr. Können er und seine Freunde eine Katastrophe
verhindern?
In dem Jugendbuch entdecken die Geschwister Steffen,
Julia und Justus ein Geheimnis, das lange Zeit unter den Dünen der Insel Mary
Island vor South Carolina vergraben lag und eine schreckliche Gefahr für die Bewohner
birgt.
Die drei Geschwister wachsen bei ihrer Mutter in
Deutschland auf. Nachdem eines der Kinder von ihrer Mutter misshandelt wird,
suchen die Geschwister Hilfe bei einem Richter. Im Prozess bekommt der Vater,
der in den USA auf Mary Island lebt, das alleinige Sorgerecht zugesprochen.
Der erste Band der Jugendbuchserie „Mary Island“ erzählt
davon, wie die Kinder sich mit der amerikanischen Kultur vertraut machen, neue
Freundschaften schließen und erwachsen werden. Die Geschwister entdecken ein
Geheimnis, das lange Zeit unter den Dünen vergraben lag und eine schreckliche
Gefahr für die Bewohner von Mary Island birgt.
Altersempfehlung: ab 12 Jahre
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Leseprobe:
Willkommen auf Mary Island
Auf jedem
Schreibtisch stand ein Computer und sie hatten Anschluss an das Internet. Julia
setzte sich sofort an ihren Rechner und richtete sich ein E-Mail-Konto ein, um
Jasmin zu berichten.
Unten waren ein
großes Arbeitszimmer mit unendlich vielen Büchern und die Küche sowie der
gigantische living room, der über drei Ecken verglast war. Die Farm bot einen
atemberaubenden Blick über den Hügel und in weiter Ferne auch über den
Atlantik. Nach Westen sah man Hügelketten und viel Land. An das Haus angebaut
war eine dreifache Garage, die mit Dach halb so hoch wie das Farmhaus war.
Neben dem Haus stand eine große Scheune. Weite Teile des Geländes waren von
weißen Holzbohlen eingezäunt, aber Tiere sahen sie nicht. Julia ließ sich auf
die Fensterbank ihres kreisrunden Fensters nieder und sah hinaus.
„Da drüben liegt eine
neue Welt“, sagte Steffen.
Sie nickte. Es
klopfte und nach zwei Sekunden kam ihr Vater herein.
„Die PCs haben
Internetanschluss“, sagte er.
„Danke, haben wir
schon rausbekommen“, erwiderte Julia. „Wer ist das“?
„Wer?“ Ihr Vater
beugte sich neben sie.
Ein dickes Mädchen
kam schnaufend auf einem Fahrrad den Pfad hoch.
„Die da!“, sagte
Julia.
„Das ist Cindy!“
„Ah, ja“, bekam er
als Antwort.
„Cindy kümmert sich
um Aisha.“
„Aisha?“
„Das Pferd.“
„Du hast ein Pferd?“
Julia war aufgesprungen.
„Also ich bin zwar
der rechtliche Eigentümer, aber eigentlich gehört Aisha zu Cindy. Sie kann ihn
sich nicht leisten, er steht bei mir im Stall. Das heißt, meistens rennt er
herum. Ein wildes Pferd. Einzig Cindy kann ihn bändigen.“
Julia drängte nach
draußen, der Fremden hinterher in den Stall.
Steffen schloss sich
ihr an.
Als Julia in die
Scheune kam, war sie überwältigt. Zahlreiche leere Pferdeboxen, viel Heu und
Stroh und große Arbeitsgeräte standen herum. Vom anderen Ende hörte sie außer
einem Schnauben eine Mädchenstimme, die beruhigend auf das Pferd einsprach:
„Was ist los, Großer?“, fragte Cindy und drehte sich um.
„Hallo Cindy“, sagte
Julia und reichte ihr die Hand. Cindy war mindestens zwei Jahre älter als sie.
„Ich bin Julia.“ Sie sprach ihren Namen zum ersten Mal in Englisch aus:
Dschulia.
„Das ist mein Bruder
Steven.“ Mein Gott!, dachte Steffen, genau wie in der allerersten Stunde
Englisch auf dem Gymnasium. Aber es klappte.
„Hi, ich bin Cindy“,
sagte das Mädchen und drückte erst Julias, dann Steffens Hand. „Hi Steven“,
sagte sie und so wie sie es aussprach, klang es in seinen Ohren wie ein
Märchen, ein Zaubername.
„Steven!“, flüsterte
er. Er würde sich ab jetzt Steven nennen und nicht mehr Steffen. Ja, das gefiel
ihm, plötzlich kam es über ihn wie ein Hammerschlag: Er war in Amerika.
Unglaublich, aber
wahr. Sie waren in den USA, den Vereinigten Staaten.
Nun ja, er musste
zugeben, dass sie am Rand gelandet waren, ganz am Rand, weiter östlich lag nichts
mehr, aber sie waren angekommen. Steven würde die neue Welt erobern und Justus
und Julia sicher auch! Ab jetzt würde Steven nicht mehr Seidel heißen, sondern
Sydl, ja, das wäre was: Steven Sydl. Doktor Steven Sydl oder besser Professor
Doktor Steven Sydl oder Senator Sydl.
„Was macht ihr
hier?“, fragte Cindy und riss ihn aus seinen Träumen.
„Oh, wir wohnen jetzt
hier“, sagte Julia.
„Wie?“ Cindy schien
überrascht.
„Samuel Seidel ist
unser Vater“, antwortete Steven.
Cindy drehte sich
nach Aisha um und streichelte zärtlich seine Nase. Der Hengst war neugierig
nähergekommen und schnupperte aufmerksam an Cindy vorbei. Seine Ohren zeigten
nach vorne und er stupste Cindy beiseite. Julia legte vorsichtig ihre Hand auf
den Kopf des Pferdes.
„Ja, braves Pferd“, sagte
sie mit beruhigter Stimme.
„Du kennst dich
aus?“, fragte Cindy.
„In Deutschland bin
ich ...“ Sie suchte ein Wort. „... Wettbewerbe, Kämpfe, Turniere geritten.“
Cindy nickte.
„Und ihr seid jetzt
da, für wie lange?“
„Wir leben jetzt
hier“, sagte Steven und fügte leise an: „Forever!“
„Für immer, ich
verstehe“, sagte Cindy. „Es hat demnach geklappt. Herzlichen Glückwunsch. Er
mag Hafer und er rennt gerne viel draußen. Außerdem mag er nicht, wenn er gegen
das Fell gebürstet wird.“
Julia sah sie an:
„Was meinst du damit?“
„Ich muss jetzt los,
Hausaufgaben. Mach es gut, Aisha. Ich war sowieso nur gekommen, um mich zu
verabschieden.“ Cindy rannte aus der Scheune.
„Spinnt die?“, fragte
Steven und sah ihr nach, wie sie sich auf ihr Fahrrad schwang und im Höllentempo
den Pfad nach unten preschte. Er kehrte zu seiner Schwester zurück, die Aisha
streichelte. „Hallo Großer! Na, wir werden bestimmt gute Freunde, nicht wahr?
Aisha, mein Guter, mein eigenes Pferd.“
Über den Autor:
Jonathan Philippi, Jahrgang 1963, schrieb diese Serie für
seine Familie. Mary Island ist der erste Band einer siebteiligen Reihe, die das
Leben der Auswandererkinder Steffen, Julia und Justus in den USA ein Jahr lang
begleiten wird.
Er lebt mit seinen drei Kindern, seiner Frau, einem
Hasen, zwei Meerschweinchen und einem Aquarium voller Fische und Urzeitkrebse
im Saarland. Beruflich bereist er die ganze Welt, um doch jede Woche nach Hause
heimkehren zu dürfen. Die Abenteuer und alltäglichen Umstände in fernen Ländern
haben ihn von jeher dazu inspiriert, Geschichten zu erfinden. Was wäre wenn …?
Nachdem er die Schule des Schreibens absolviert hatte,
begann er damit, seine Skizzen und Ideen umzusetzen. Das Resultat ist der
vorliegende erste Band der Serie, die in langen Hotelnächten entstanden ist.
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