Klappentext:
Sina hat sich unsterblich verliebt –
ausgerechnet in Jörg, den Freund ihrer Mutter, und sie glaubt felsenfest, dass
er ebenfalls Gefühle für sie hegt. Als Jörg und ihre Mutter dann aber heiraten,
bricht Sinas Welt zusammen. Sie beschließt, alles auf eine Karte zu setzen – mit
fatalen Folgen. Nicht nur ihr Leben gerät völlig aus den Fugen. Bis dramatische
Ereignisse Sina dazu zwingen, sich mit ihrer Familie und sich selbst
auseinanderzusetzen.
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Leseprobe:
Inzwischen gab es für Sina keine
Zweifel mehr: Sie war keineswegs in Jörg verknallt – weit gefehlt! -, sondern
sie liebte ihn. Er war der Mann ihres Lebens, den ihr das Schicksal bestimmt
hatte. Sie zermarterte sich den Kopf darüber, wie sie herausfinden könnte, ob er
das ebenfalls spürte.
Sie nahm sich fest vor, diese Liebe in ihrem Innersten
einzuschließen und zu niemandem davon zu sprechen. Keiner durfte etwas ahnen, am
allerwenigsten ihre Mutter! Bis der Tag kam, an dem sich Jörg offen zu ihr
bekannte. Und dieser Tag würde kommen, das wusste sie genau, denn es war ganz
und gar unmöglich, eine solche tiefe Liebe bis in alle Ewigkeit geheim zu
halten.
Ha! Da würde ihre Freundin sich aber wundern, wenn sie und Jörg ein
Paar wurden! Aus allen Wolken würde sie fallen! Dann musste sie Sinas Gefühle
für Jörg endlich ernst nehmen.
So ganz gelang es ihr trotzdem nicht, Jenny
gegenüber den Mund zu halten. Zu voll waren Kopf und Herz, zu drängend ihre
Fragen. „Wie kann ich bloß herausfinden, was er für mich empfindet?“, fragte sie
einmal.
„Was soll er für dich empfinden? Du bist die Tochter seiner
Freundin, und ich denke, er wird dich mögen.“
„Ich möchte wissen, ob mehr
dahintersteckt als nur mögen.“
„Mensch, Sina! Was soll das?“ Zum ersten Mal
schien Jenny alarmiert. „Er ist der Lover deiner Mutter! Vergiss das nicht!“
Sina winkte ab. Wie man sah, war es zwecklos. Jenny hatte keine Ahnung. Sie
sprach von „mögen“, während es Sina um die große Liebe ging. Nein, sie musste
allein einen Weg finden.
Als Jenny und sie nach der Schule einen Stadtbummel
machten, blieben sie vor einer Boutique stehen. Im Schaufenster lagen die
schönsten Tops, die man sich vorstellen konnte. Sina entdeckte ein tolles für
nur zehn Euro. Das T-Shirt war giftgrün, und vorne drauf war in knallroter
Schrift zu lesen: „I love ...“ Auf der Rückseite stand: „... XXX“
Jenny war
von diesem Oberteil ebenfalls begeistert. „Das kaufe ich mir“, sagte sie. „Und
außer Daniel und mir weiß niemand, was XXX bedeutet. Das finde ich cool.“
Sina lachte laut auf. „Das glaubst aber auch nur du! Die halbe Welt weiß, in
wen du verknallt bist.“
In diesem Augenblick durchfuhr es sie wie ein Blitz.
Ja, das war eine glänzende Idee! „Ich kaufe mir das Shirt ebenfalls!“, rief sie.
„Und für wen willst du es tragen, wenn ich fragen darf?“, erkundigte sich
Jenny ein wenig spitz.
„Anders als bei dir ist das XXX bei mir ein echtes
Geheimnis.“
„Pf“, machte Jenny, „ich hoffe, du meinst nicht Jörg!“
Sina
gab keine Antwort.
Die Stimmung schlug um, beide waren sie gereizt. Doch als
sie kurz darauf den Laden verließen, jede mit einer Tüte in der Hand, kicherte
Jenny plötzlich. „Eigentlich praktisch, die drei X. Wenn es aus ist und du einen
neuen Freund hast, brauchst du das Oberteil nicht gleich wegzuschmeißen.“
Sina kicherte ebenfalls, und gleichzeitig dachte sie: „Das wird nie
passieren. Ich bleibe Jörg treu bis an mein Lebensende.“
Hauptsächlich hatte
sie sich das Teil gekauft, um ihn auf die Probe zu stellen, und nun wartete sie
auf eine günstige Gelegenheit. Sie wollte es zum ersten Mal anziehen, wenn sie
mit ihm allein war. Vermutlich würde er sie fragen, wer sich hinter XXX verbarg.
Dann konnte sie ihm einen klitzekleinen Hinweis geben. Zum Beispiel sagen, dass
er es eigentlich wissen müsste. Oder ihn raten lassen. Mal sehen, wie er darauf
reagierte.
Die günstige Gelegenheit ergab sich bald. Ihre Mutter war
einkaufen gegangen und Jörg kam früher nach Hause als sonst. Als sie ihn die
Haustür aufschließen hörte, schlüpfte sie schnell in das T-Shirt und lief in den
Flur. „Wie schön, dass du schon da bist!“
„Ein Kunde hat eben abgesagt. Das
kam mir offen gestanden ganz gelegen!“ Er lachte sie an, ohne das neue Oberteil
zu bemerken.
Sie folgte ihm ins Wohnzimmer. „Wie findest du mein neues
T-Shirt?“
Er blickte kurz hin. „Hübsch. Steht dir gut.“
„Guck mal, was
draufsteht.“ Sie drehte sich vor ihm, damit er die Aufschriften vorn und auf dem
Rücken sehen konnte.
„Heißt das, du bist verliebt?“, erkundigte er sich
augenzwinkernd.
„Das könnte man sagen.“ Vielsagend schaute sie ihn an.
Ob er das richtig verstanden hatte? Zumindest fragte er nicht weiter. Oder
wollte er dem Gespräch aus Angst vor Entdeckung aus dem Weg gehen? Verdammt noch
mal, wenn er sie wirklich liebte, dann wurde es langsam Zeit, dass er das zugab!
„Hallo! Wo seid ihr?“, klang da die Stimme ihrer Mutter aus dem Flur.
Sina zuckte zusammen, als ob sie auf frischer Tat ertappt worden wäre.
Gleichzeitig flammte Ärger in ihr auf. Musste die ausgerechnet jetzt
zurückkommen?
Jörg eilte sofort hinaus, um ihr mit den Einkaufstaschen zu
helfen. Mist! Mist! Mist! Wäre sie etwas später gekommen, hätte er bestimmt noch
was zu den drei X gesagt. Nun blieb ihr nichts anderes übrig, als auf einen
anderen günstigen Moment zu warten.
Autorenvita:
Eva Markert ist von Beruf Studienrätin mit den Fächern
Englisch und Französisch, und sie besitzt ein Zertifikat für Deutsch als
Fremdsprache. Außerdem ist sie staatlich geprüfte Übersetzerin.
Hobbymäßig
arbeitete sie viele Jahre als Lektorin und Korrektorin in einem kleinen Verlag
mit.
Eva Markert schreibt Kinder- und Jugendbücher, Romane und
Kurzgeschichten.
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